„Klösterreich“ will neue Zielgruppen ansprechen

Der Tourismusverein „Klösterreich“ besteht seit 20 Jahren. In der nahen Zukunft möchte sich „Klösterreich“ noch breiter aufstellen und neue Zielgruppen ansprechen.

Die „Klösterreich“ angehörenden 27 Klöster und Stifte in Österreich und fünf seiner Nachbarländer haben im Vorjahr insgesamt 1.503.000 Tagesbesucherinnen und -besucher und 48.300 Nächtigungsgäste mit insgesamt 102.500 Nächtigungen empfangen, so Vertreterinnen und Vertreter der Vereinigung anlässlich des Jubiläums am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Wiener Ringturm.

Meditation bei den Marienschwestern Bad Kreuzen (Sr. Christiane)

Klösterreich/Hermann Erber

Klöster als „Freiräume für Körper, Geist und Seele“ (Meditation bei den Marienschwestern Bad Kreuzen)

Gastfreundschaft ist wichtiges Grundprinzip von Ordensgemeinschaften und insbesondere auch der im Tourismus-, Gesundheits- und Kulturbereich aktiven Klöster, sagte „Klösterreich“-Präsidentin Sr. Michaela Pfeiffer-Vogl. „Unsere Häuser sind Freiräume für Körper, Geist und Seele. Was wir an Kultur- und auch Glaubensschätzen haben, teilen wir mit allen, die kommen und verbinden dabei Tradition und Werte mit dem, was die Menschen heute beschäftigt“, so die Generaloberin der Marienschwestern vom Karmel. Viele Besucher kämen auch, um „Orientierungspunkte für ihr Leben zu finden“, ergänzte der Herzogenburger Propst und frühere „Klösterreich“-Präsident Maximilian Fürnsinn.

Fünf Themenkampagnen im Jahr

Um die zahlreichen gemeinsamen Schwerpunkte der beteiligten Klöster hervorzuheben, tritt Österreich bisher fünfmal jährlich mit Themenkampagnen an die Öffentlichkeit: Nach einem Schwerpunkt auf „Auszeit“-Angeboten in der Fastenzeit folgt im Frühling der Hinweis auf das Veranstaltungsangebot in den zumeist barocken Stifts- und Klostergärten, im Sommer das Kultur- sowie im Herbst das Bier- und Weinprogramm, um dann im Advent auf die Klosterangebote rund um Weihnachten aufmerksam zu machen.

Jüngst eingeführt wurde die Möglichkeit eines Geschenkgutschein in frei wählbarer Höhe, der in ganz „Klösterreich“ für Aufenthalte, Eintrittskarte oder Produkte aus dem Klosterladen eingelöst werden kann.

Offenheit mehr betonen

Als Marke sei „Klösterreich“ heute bestens bekannt und die Stifte vor allem bei Gruppenreisen aufgrund des vielfältigen Programms und der guten Infrastruktur vor Ort gern angepeilte Ausflugsziele, analysierte Geschäftsführer Manuel Lampe.

Stift Schlägl: Abt Martin Felhofer und Markus Rubasch Känner

Archiv Stift Schlägl

Viele Klöster bieten Seminare und eine alte Bier- und Weintradition (etwa in Stift Schlägl)

Anders im Individualbereich: „Da kommen bisher eher Menschen, die einen Bezug zu Spiritualität oder zum Pilgern haben. Was wir bieten, ist jedoch für alle relevant - weshalb wir in Zukunft auch neue Zielgruppen ansprechen und diese dort abholen möchten, wo sie sind“, so der Tourismusfachmann. Barrieren in den Köpfen - „spürbar in Anfragen wie: Wir sind nicht katholisch oder nicht verheiratet, können wir trotzdem kommen?“ - gelte es abzubauen, denn: „Alle unsere Klöster sind offen und wollen die Menschen hereinholen.“

Begrifflich moderner werden

Konkret wurde im ersten Schritt eine Broschüre mit dem Titel „Kultur-Begegnung-Glaube“ mit einer Auflage von 100.000 Stück herausgegeben, die in den nächsten Wochen verteilt und Zeitungen beigelegt wird. Auf diesen Angebotsüberblick über die 22 heimischen „Klösterreich“-Standorte soll 2020 ein Magazin folgen, „das Geschichten erzählt von Menschen, die aus den Klöstern zurückkommen“, kündigte Lampe an.

Damit wolle man die Hochwertigkeit des Angebotes auf heute gängige Weise unterstreichen - auch begrifflich mit „Achtsamkeit“, „Mindfulness“ bis hin zu „Feel Good Management“, in mehreren Sprachen und begleitet von einer neuen Website und Online-Marketing.

Breite Streuung

Wurde „Klösterreich“ im Jänner 1999 von damals 15 Stiften und Klöstern gegründet, so ist der Verein mittlerweile auf bereits 27 Klöster angewachsen. In Niederösterreich gehören dazu die Stifte Altenburg, Geras, Göttweig, Heiligenkreuz, Herzogenburg, Klosterneuburg, Lilienfeld, Melk, Seitenstetten und Zwettl, in Oberösterreich die Stifte Lambach, Kremsmünster, Reichersberg, Schlägl, St. Florian und die Marienschwester vom Karmel mit ihren Curhäusern in Bad Mühllacken und Bad Kreuzen, in der Steiermark die Stifte Admont, Rein und St. Lambrecht, in Kärnten die Stifte St. Paul im Lavanttal, Kloster Wernberg und in Tirol Stift Stams.

Kloster Disentis  in Graubünden, Ostschweiz

Klösterreich/Kloster Disentis

Kloster Disentis in Graubünden, Ostschweiz

Doch auch die Abtei Waldsassen in Bayern, das Schweizer Kloster Disentis, die Stifte Rajhrad (Raigern) und Zeliv (Seelau) in Tschechien sowie die ungarische Erzabtei Pannonhalma sind „Klösterreich“-Mitglieder.

Bikerwallfahrt und Gartentage

Jüngstes Mitglied von „Klösterreich“ ist das oberösterreichische Stift Reichersberg am Inn. Propst Markus Grasl - Österreichs jüngster Abt - gab Einblicke in das Angebot: Neben Stiftsführungen, die bisher ausnahmslos von den 19 Augustiner-Chorherren selbst geleitet werden, gibt es in dem über 935 Jahre durchgehend betriebenen Kloster mit einem umfangreichen Musik- und Kulturprogramm im jährlichen „Reichersberger Sommer“, weitere Fixtermine wie die Bikerwallfahrt, Gartentage oder den Kunsthandwerksmarkt, ein reges Kurs- und Seminarangebot und eine alte Bier- und Weintradition.

Wie auch in den anderen Mitgliedern der Tourismusvereinigung besteht die Möglichkeit für Gäste, an den gemeinsamen Gebeten der Ordensleute teilzunehmen. Gemeinsames Merkmal aller „Klösterreich“-Standorte ist, „dass sie Klöster mit einer lebendigen Ordensgemeinschaft sind, deren Mönche, Chorherren oder Nonnen Gäste aufnehmen und zudem auch kulturell engagiert sind“, erklärte Propst Fürnsinn.

„Spiritueller Mehrwert“

Begegnung, Gesundheit und der „spirituelle Mehrwert“ würden dabei stets großgeschrieben. Der Bezug zu den Ordensgemeinschaften Österreich, bei denen „Klösterreich“ das Tourismusreferat ist, ist eng: Nach dem Geraser Altabt Joachim Angerer waren mit Propst Fürnsinn und Abtpräses Christian Haidinger zwei Vorsitzende der Superiorenkonferenz der Männerorden die „Klösterreich“-Präsidenten, gefolgt von der nunmehrigen Generaloberin der Marienschwestern vom Karmel, St. Michaela Pfeiffer-Vogl.

Auch für das „Klösterreich-Stammland“ Niederösterreich - zehn der Mitglieder sind hier verortet - seien die 20 Jahre der Vereinigung eine „Erfolgsgeschichte“, erklärte die niederösterreichische Landesrätin Petra Bohuslav bei der Pressekonferenz. Die Klöster seien bekannte und beliebte Auflugsziele und gäben die Antwort auf eine „Sehnsucht nach Entschleunigung, die heute noch stärker geworden ist als vor 20 Jahren“. Ein Anzeichen dafür, dass Menschen nach „Auszeit, Durchatmen und Regeneration“ suchten, sei auch die „Renaissance des Pilgertourismus“.

religion.ORF.at/KAP

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