OSZE: Interreligiöser Dialog gegen Diskriminierung

Der Dialog zwischen den verschiedenen Religionen zählt zu den wichtigsten Maßnahmen im Kampf gegen Diskriminierung und fördert die Wahrung der Religionsfreiheit. Das war der Tenor bei einer Tagung in Wien.

Das jährliche „Supplementary Human Dimension Meeting“ der „Organisation für Sicherheit und Zusammenhalt in Europa“ (OSZE) tagte von 1. bis 2. April in der Wiener Hofburg. Im Fokus der Konferenz stand die Förderung und der Schutz der Religions- und Glaubensfreiheit. Wie das in der Praxis funktionieren kann, zeigten die Experten am Beispiel des südeuropäischen Albanien.

Dort arbeiten die verschiedenen Religionen in einem Interreligiösen Rat zusammen, der sich in den letzten Jahren als gutes Instrument im Kampf gegen Diskriminierung etabliert und die interreligiöse Kooperation gestärkt habe.

Dialog und Vielfalt als Konfliktprävention

Konkret beschäftigten sich die rund 350 internationalen Teilnehmer mit Themen wie Hassverbrechen, der Diskriminierung von Muslimen, Juden, Christen und Angehöriger anderer Religionsgemeinschaften, der Wurzel von Diskriminierung als auch mit Lösungsansätzen zur Bekämpfung von Rassismus, Xenophobie und Islamophobie. Die Aufgabe der OSZE, der Staatenkonferenz zur Friedenssicherung, sei es mit Dialog, Toleranz, Vielfalt und Menschenrechte entgegenzuhalten, denn nur so könne Solidarität gefördert werden und als Konfliktprävention fungieren, sagte OSZE-Botschafter Radomir Bohac.

Polarisierung ein Problem

Die Wiener Sozialethikerin Ingeborg Gabriel äußerte in ihrem Eingangsstatement die Sorge um die friedlichen zwischenstaatlichen Beziehungen innerhalb der OSZE, der 57 Staaten mit 1,3 Milliarden Einwohnern angehören. Sie verwies auf zunehmende Verletzungen von Menschenrechten, vor allem auch des Rechts auf Religionsfreiheit, als auch auf soziale Polarisierungen entlang ethnischer und religiöser Bruchlinien, die rechte ideologische Bewegungen in vielen Staaten befördern würden. Gabriel war 2017 OSZE-Sonderbeauftragte im Kampf gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung, mit Fokus auf Christen und Angehörige anderer Religionen.

Rein über Sanktionen lasse sich dieses Problem allerdings nicht löse, meinte die Sozialethikerin. Es brauche, so die Expertin, auch fördernde Maßnahmen wie Bildung, persönliche Begegnungen, empirische Studien und Mitgefühl als Grundhaltung. Besorgt zeigte sich die an der Universität Wien lehrende Sozialethikerin über die stetige Zunahme von Übergriffen vor allem Christen, aber auch anderen religiösen Gruppen gegenüber.

Neuerliches Bekenntnis zu Menschenrechten nötig

Sie verwies auf eine Studie aus dem Jahr 2018 des französischen Innenministeriums. Demnach habe es in Frankreich im Vorjahr über 1.000 sogenannte „Hatecrimes“ - politisch motivierte Straftaten - gegen Christen gegeben, wobei die Dunkelziffer laut Gabriel noch höhere liege. Kritisch äußerte sie sich aber auch zu intransparenten Asylverfahren für Menschen, die zum Christentum konvertiert sind. „Abschiebungen können hier tödlich sein“, so die Expertin wörtlich. Sie forderte deshalb Reformen bei vagen oder auch dubiosen Diskriminierungsgesetzen.

Laut Jan Figel, slowakischer Politiker und früherer EU-Komissar, sei Religionsfreiheit gerade dort schwer umzusetzen, wo es eine Staatsreligion gebe. „In diesen Staaten wird oft gegen Minderheiten vorgegangen im Gegensatz zu einem säkularen Staat, wo Religionsfreiheit ein leichter umzusetzendes Gut ist“, so Figel. Für essentiell hält der Politiker deshalb ein erneutes Bekenntnis zu der Universalität der Menschenrechte. Bürger westlicher Staaten müssten darüber hinaus lernen, „ihre multiplen Identitäten“, wie etwa die Rolle als Vater oder Arbeitnehmer, zu akzeptieren.

religion.ORF.at/KAP

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