Kein geschlossener Rücktritt bei Vatikan-Zeitschrift

Die Redaktion des vatikanischen Frauenmagazins „Donne Chiesa Mondo“ ist nicht geschlossen zurückgetreten, anders als zunächst verlautet und berichtet wurde.

Die im Eklat zurückgetretene bisherige Redaktionsleiterin und Gründerin des Magazins, Lucetta Scaraffia, hatte dies noch Anfang vergangener Woche gegenüber Journalisten behauptet. Im Editorial der aktuellen April-Ausgabe schreibt Scaraffia jedoch nicht von Rücktritt, sondern nur davon, dass „wir nicht anders können, als unsere Arbeit für beendet zu erklären“.

Empörung in der Redaktion über Ex-Chefin

Ähnlich hatte sie es in ihrem Brief an den Papst formuliert, den die Zeitung „Corriere della Sera“ veröffentlichte. Neben Scaraffia gehören der Redaktion des Magazins zwei weitere Redakteurinnen an, die weiterhin Vatikan-Angestellte sind und für das Magazin schreiben werden.

Die verbleibenden Redakteurinnen seien „absolut wütend“ darüber, dass Scaraffia sie auf diese Weise in persönliche Auseinandersetzungen hineingezogen habe, schreibt etwa der Vatikan-Korrespondent der Zeitung „La Croix“, Robert Mickens. Diese Sicht wird auch von Seiten der Arbeitsgemeinschaft „Frauen im Vatikan“ bestätigt. Auch die übrigen, meist freien Mitarbeiterinnen des Magazins wollten weiter für das Magazin arbeiten; für das Stammblatt des „Osservatore“ tun sie das zum Teil auch.

Gute Entwicklung der Monatsbeilage

Scaraffia war als freie Journalistin vom früheren Direktor der Vatikan-Zeitung „Osservatore Romano“, Gianmaria Vian, mit der Koordination der Monatsbeilage betraut worden.

Diese Stellung habe ihr eine große Unabhängigkeit ermöglicht, aus der heraus sie das Magazin seit der Gründung 2012 zu einem profilierten Blatt entwickelte. Zusätzlich habe ihr Vian, ein langjähriger Weggefährte und Vertrauter Scaraffias, erheblichen Einfluss auch im „Osservatore“ selbst gewährt.

Empörung über Wechsel in der Chefetage

Als Vian im Dezember von Papst Franziskus entlassen und durch den Schriftsteller und Pädagogen Andrea Monda ersetzt wurde, sei Scaraffia darüber erzürnt gewesen. Berichten zufolge hatte Scaraffia es dem neuen Direktor der Vatikan-Zeitung verweigert, an einer Redaktionssitzung des Magazins teilzunehmen, als er deren Arbeit kennenlernen wollte.

Monda erklärte vergangene Woche, er habe in den Monaten seit seinem Dienstantritt Scaraffia und den Redakteurinnen „die gleiche totale Autonomie und die gleiche totale Freiheit“ gewährt, die das Magazin seit seiner Gründung gehabt habe. Dabei sicherte er zugleich zu, das Magazin „Donne Chiesa Mondo“ solle weiterhin erscheinen.

religion.ORF.at/KAP

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