Rabbinerkonferenz-Leiter besorgt über Judenhass in EU

Der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt aus Moskau, hat sich besorgt über Antisemitismus in europäischen Staaten gezeigt. Er sieht Europa in „schweren Turbulenzen“.

Die Lage der jüdischen Gemeinschaft sei von der allgemeinen Lage in Europa abhängig, betonte Goldschmidt in einem Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ende Mai würden die Europawahlen zeigen, „inwieweit sich Europa neu erfinden kann - oder ob es noch schwächer wird“.

Judenhass bei Islamisten, Rechten und Linken

Goldschmidt zeigte sich nicht nur wegen des Rechtspopulismus in unterschiedlichen europäischen Parteien besorgt, sondern auch angesichts von Antisemitismus: „Frankreich ist das heißeste Pflaster in Europa.“

Für den Antisemitismus in Europa ortete der Oberrabbiner verschiedene Quellen: Neben dem islamistischen Terror, der sich aber nicht nur gegen jüdische Einrichtungen, sondern zum Beispiel auch gegen Weihnachtsmärkte richte, gebe es auch radikalen Rechtspopulismus und offen antisemitische Parteien wie Jobbik in Ungarn, sagte Goldschmidt. „Und wir haben die extreme Linke, die Judenhass und Antisemitismus hinter Antizionismus versteckt, zum Beispiel in der Labour-Partei in Großbritannien oder die Gelbwesten in Frankreich.“

Pinchas Goldschmidt, Oberrabbiner von Moskau und Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz

Reuters/Heinz-Peter Bader

Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt

Politiker „erschweren Juden das Leben“

Allgemein warf der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz Politikern und Politikerinnen in der EU vor, Gesetze zu verabschieden, „die das Leben der Juden erschweren, wie das Schächtverbot, das die Regionalparlamente in Belgien beschlossen haben“.

Auch mit Blick auf den Anschlag auf Moscheen in Neuseeland bezeichnete Goldschmidt die Sicherheit jüdischer Synagogen als eines der größten Probleme in der EU. „Um das Risiko zu minimieren, muss gegen den offenen Rassismus einiger Politiker vorgegangen werden. Und man muss die Sicherheit der Gotteshäuser organisieren und auch staatlich finanzieren.“

Vatikan als Verbündeter

Eine weitere große Aufgabe auf dem Kontinent sei die Integration von Flüchtlingen. „Es gibt Länder, die sehr erfolgreich waren. In anderen Ländern waren Flüchtlinge lange in Ghettos isoliert. Das führt dazu, dass die nächste Generation nicht integriert ist. Unzufriedenheit kann Probleme für die Sicherheit Europas mit sich bringen“, sagte Goldschmidt. "Unsere Position zur Flüchtlingsfrage und zur Integration ist, glaube ich, identisch mit der des Heiligen Stuhls. Insgesamt sehen wir die katholische Kirche, speziell in Deutschland, als Verbündete in unserer gemeinsamen Arbeit zur Zukunft Europas.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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