Notre-Dame: Vatikan bietet Hilfe an

Nach dem Brand von Notre-Dame hat sich Papst Franziskus persönlich an den Erzbischof von Paris und die Franzosen gewandt und sie zum Wiederaufbau der Kathedrale ermutigt. Außerdem stellte der Vatikan Hilfe in Aussicht.

So könnten etwa Restauratoren der Vatikanischen Museen ihre Fachkompetenz beisteuern, sagte der Präsident des Päpstlichen Kulturrats, Kardinal Gianfranco Ravasi, am Dienstag vor Journalisten in Rom. Von einer finanziellen Beteiligung ging Ravasi nicht aus. Die Kathedrale sei französisches Staatseigentum. Das Land sei in der Lage, die Kosten alleine zu tragen. Der Kardinal nannte Notre-Dame eine „Kathedrale für Gläubige und Nichtglaubende“.

Er hege den Wunsch, dass mit dem Einsatz aller das Gebäude als „Herz der Stadt“ und „architektonisches und spirituelles Erbe von Paris, Frankreich und der Menschheit“ wiederhergestellt werden könne, schrieb der Papst am Dienstag an Erzbischof Michel Aupetit. „An diesen heiligen Tagen, an denen wir des Leidens Jesu, seines Todes und seiner Auferstehung gedenken, versichere ich Ihnen meine geistige Nähe und mein Gebet“, so Franziskus.

„Nationales Symbol“ getroffen

Er verbinde sich in der Trauer mit den Katholiken der Erzdiözese, den Einwohnern von Paris und allen Franzosen, schrieb der Papst. Die Katastrophe habe ein „nationales Symbol“ getroffen, das den Bürgern von Paris und Frankreich unabhängig von ihren Überzeugungen am Herzen liege. Franziskus nannte Notre-Dame das „architektonische Juwel eines kollektiven Gedächtnisses“ sowie ein Zeugnis des Glaubens und des Gebets der Katholiken im Herzen der Stadt.

Papst Franziskus betet für die Franzosen und für all jene Menschen, die bei der Brandbekämpfung der weltberühmten Pariser Kathedrale Notre-Dame im Einsatz sind. Das berichtete Vatikan-Sprecher Alessandro Gisotti per Twitter. „Der Papst ist Frankreich nahe, er betet für die französischen Katholiken und für das Volk in Paris, das nach dem schrecklichen Brand erschüttert ist. Der Pontifex betet für all jene, die sich bei der Bewältigung dieser dramatischen Situation engagieren“, so Gisotti. Er sprach von „Schock und Trauer“ im Vatikan.

Ein Betrachter vor der Kirche Notre-Dame in Paris nach dem Brand

APA/AFP/Bertrand Guay

Erschütterung in Paris

Der Vatikan hatte bereits am Montagabend mit Bestürzung auf das verheerende Feuer in der Kathedrale Notre-Dame in Paris reagiert. Der Brand war am Montagabend in dem Wahrzeichen der französischen Hauptstadt ausgebrochen.

Weitgehend zerstört

Am Montagabend war die Pariser Kathedrale durch ein Feuer weitgehend zerstört worden. Der Brand, der vermutlich auf einer Baustelle im Dachstuhl ausgebrochen war, vernichtete fast das komplette Dach. Der 96 Meter hohe hölzerne Vierungsturm brannte aus und stürzte ein. Mehr als 400 Feuerwehrleuten gelang es, die Grundstruktur der Kirche zu retten. Auch ein Übergreifen der Flammen auf die beiden Glockentürme konnte verhindert werden.

Das gesamte Ausmaß der Zerstörungen war Dienstagfrüh allerdings noch nicht bekannt. Mit Lasertechnik soll nun die Struktur des Baus untersucht werden. Auch die Brandursache muss erst geklärt werden. Vermutet wird ein Zusammenhang mit umfassenden Renovierungsarbeiten, die auch am Dachstuhl der Kathedrale im Gange waren.

Dornenkrone Jesu gerettet

Ein Feuerwehrmann wurde bei den Löscharbeiten leicht verletzt. Sonst kamen bei dem Feuer nach bisherigen Angaben keine Menschen zu Schaden. Ein Teil der wichtigen Gemälde, Kunstgegenstände und Reliquien, darunter die traditionell verehrte Dornenkrone Jesu, konnte offenbar gerettet werden.

Der Brand war am Montagabend kurz vor 19.00 Uhr entdeckt worden. Aus dem Dachstuhl über dem Hauptschiff der weltberühmten gotischen Kathedrale schlugen Flammen und meterhohe Rauchwolken, die sich rasch ausbreiteten. Tausende Menschen versammelten sich auf den Seine-Brücken und sahen mit an, wie sich das Feuer durch das Bauwerk aus dem zwölften Jahrhundert fraß. Viele von ihnen waren sprachlos und hatten Tränen in den Augen. Gläubige beteten und sangen auf den Straßen.

Inbegriff gotischer Kathedralen

Die frühgotische Kathedrale Notre-Dame auf der Seine-Insel Ile de la Cite gehört zu den Wahrzeichen von Paris. Vielen gilt sie als Inbegriff gotischer Kathedralen. Sie wurde zwischen 1163 und 1345 erbaut. 2013 wurde der 850. Jahrestag der Grundsteinlegung gefeiert. Jährlich wird Notre-Dame von zwölf bis 14 Millionen Menschen besucht. Die Kathedrale liegt exponiert auf der Seine-Insel Ile de la Cite im historischen Zentrum und wird pro Jahr von rund zwölf bis 14 Millionen Menschen besucht.

Das monumentale Kircheninnere mit fünf Schiffen ist 130 Meter lang und 35 Meter hoch. Die beiden Türme der Fassade erreichen 69 Meter Höhe. Der Nachfolgebau früherer Bischofskirchen wurde 1163 begonnen. Bereits 1182 war der Chor fertiggestellt, danach folgten das Hauptschiff sowie die Westfassade (1225) und die Türme (1250).

Zeitweise zum Weinlager degradiert

Wie viele Kirchen in Frankreich erfuhr die Kathedrale der Hauptstadt während der Revolution eine Entweihung. Zunächst als revolutionärer „Tempel des Höchsten Wesens“, entweiht, wurde sie später zum Weinlager. Erst Napoleon ordnete 1802 wieder eine Nutzung für den Gottesdienst an und krönte sich hier im Dezember 1804 in Anwesenheit von Papst Pius VII. selbst zum Französischen Kaiser. Victor Hugos Roman „Der Glöckner von Notre Dame“ (1831) machte das verfallende Gotteshaus zum Gegenstand romantischer Verklärung.

Die brenneden Kathedrale Notre-Dame in Paris

APA/AFP/Fabien Barrau

Der Brand wurde am Montagabend entdeckt

Neben der herausragenden kunsthistorischen Bedeutung des Gesamtbauwerks verdienen die berühmten Chimären-Figuren auf der oberen Galerie sowie die bedeutenden Figurenportale Beachtung. Letztere, auch die überlebensgroßen Königsstatuen am Mittelportal, sind allerdings Neuschöpfungen, da die Originale während der Revolution zerschlagen wurden.

Nach Renovierung nun Wiederaufbau

Wie der Name Notre-Dame (Unsere Liebe Frau) sagt, ist die Kathedrale der Gottesmutter Maria geweiht. 2006 wurde der Vorplatz (parvis) gegen politischen Widerstand nach Papst Johannes Paul II. (1978-2005) benannt.

Zuletzt wurde angekündigt, Notre-Dame werde bis 2027 für 60 Millionen Euro renoviert. Statuen, Wände und Stützbögen haben stark gelitten; die Pfeilerstruktur weist Rostschäden auf. Zwei Drittel der Renovierungskosten übernehme der Staat, hieß es; ein Drittel der Summe müsse die Kirche selbst tragen. Nun sollen für den Wiederaufbau nach dem Brand bereits 310 Millionen Euro bereitstehen, hieß es am Dienstag.

religion.ORF.at/APA/KAP/KNA/AFP

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