Dornenkrone aus Notre-Dame gerettet

Im Kirchenschatz von Notre-Dame befindet sich unter anderem die Dornenkrone, die Jesus am Kreuz getragen haben soll. Die Reliquie, im Mittelalter Ziel unzähliger Pilgerinnen und Pilger, konnte in der Nacht auf Dienstag von Feuerwehrleuten gerettet werden.

Die Reliquie war ursprünglich in der eigens errichteten Sainte-Chapelle untergebracht gewesen. Sie befand sich seit 200 Jahren unter Verschluss in Notre-Dame. Die Reliquie der Dornenkrone wurde von König Ludwig IX. im Jahr 1238 Kaiser Balduin II., der damals Konstantinopel beherrschte, abgekauft. Für die Dornenkrone ließ der französische König die Sainte-Chapelle errichten, die 1248 fertiggestellt wurde. Die Dornenkrone hat nach Angaben der Website von Notre-Dame einen Durchmesser von 21 Zentimetern und wird von Goldfäden zusammengehalten.

Die Dornenkrone aus Notre-Dame

Reuters/Philippe Wojazer

Die Dornenkrone aus Notre-Dame auf einem Archivfoto

Die Reliquie blieb bis zur Französischen Revolution dort, war dann eine Zeitlang in der Bibliotheque Nationale und wurde unter Napoleon der Kathedrale Notre-Dame übergeben. Für die Aufbewahrung wurden damals neue kostbare Reliquiare angefertigt; eines wurde von Napoleon in Auftrag gegeben, ein anderes besteht aus juwelenbesetztem Bergkristall nach Entwürfen von Eugene Viollet-le-Duc.

Priester als „Held“

Wie der Sender KTO am Dienstag berichtete, sei die Rettung der Dornenkrone und des Allerheiligsten ein Verdienst des Feuerwehrseelsorgers Jean-Marc Fournier. Der Kaplan der Pariser Feuerwehr sei am Montagabend gemeinsam mit einer Gruppe Feuerwehrleuten in die brennende Notre-Dame-Kathedrale gegangen und habe den Tabernakel geöffnet, ebenso wie die Reliquienkammer, in der sich die Dornenkrone befand.

Fournier eilte dann mit der Monstranz aus dem Dom. Man habe befürchtet, dass die religiösen Schätze durch das Feuer verloren gehen würden. „Pater Fournier ist ein absoluter Held“, zitierte KTO ein Mitglied der Rettungsdienste: „Er zeigte überhaupt keine Angst, als er direkt zu den Reliquien in der Kathedrale ging und dafür sorgte, dass sie gerettet wurden.“

Der Pariser Priester hatte bereits 2015 die Verwundeten nach dem Bataclan-Massaker, dem schlimmsten Terroranschlag in Paris in diesem Jahrhundert, getröstet. Er sei zum „Helden des Notre-Dame-Brands“ geworden, so ein Rettungsdienst-Mitarbeiter: „Er beschäftigt sich jeden Tag mit Leben und Tod, und er zeigt keine Angst.“ Den Flammen zum Opfer fielen dagegen drei Heiligtümer, die in dem Hahn auf dem am Montagabend eingestürzten Spitzturm eingelassen waren: ein Stück der Dornenkrone, eine Reliquie des heiligen Dionysius und eine Reliquie der heiligen Genovefa.

Besondere Messe zur Verehrung

Als 2001 die Schätze aus der Sainte-Chapelle im Louvre gezeigt wurden, wurde der Dornenkranz jeden Freitag in Notre-Dame feierlich ausgestellt. Papst Johannes Paul II. leitete beim Weltjugendtag 1997 persönlich eine Prozession mit der Dornenkrone und trug sie dabei in die Sainte-Chapelle. Die Reliquie ist nur am ersten Freitag eines jeden Monats zu sehen, wenn sie für eine besondere Messe zur Verehrung ausgestellt wird, sowie an jedem Freitag während der Fastenzeit.

religion.ORF.at/KAP/APA/AFP

Mehr dazu: