Tausende Pilger verfolgten Kreuzweg am Kolosseum

Papst Franziskus hat am Karfreitag zusammen mit Tausenden von Gläubigen den Kreuzweg gebetet. Die traditionelle Zeremonie im Gedenken an den Leidensweg Jesu Christi, lief im Schein vieler Fackeln auf der sogenannten Via Crucis vor dem Kolosseum ab.

Franziskus folgte der Zeremonie von einem Pavillon auf dem Palatin-Hügel aus und nahm betend an der Feier teil. Viele Gläubige hatten stundenlang auf den Beginn der Zeremonie vor dem Kolosseum gewartet.

Meditation zum Thema Menschenhandel

Eine italienische Ordensfrau, Eugenia Bonetti, Vorsitzende der Vereinigung „Slaves no more“, verfasste dieses Jahr die Meditationen für den Kreuzweg und machte auf das Thema Menschenhandel aufmerksam.

Auch im Jahr 2019 gebe es noch Leute, die „gekreuzigt werden“, damit andere sich bereicherten. Dabei bezog sie sich auf die Zwangsprostitution von Migrantinnen, besonders minderjährigen. Jeder Einzelne sei aufgerufen, sich persönlich gegen Menschenhandel einzusetzen.

„Die heutigen Kreuzigungen betreffen Migranten“

Auch in seinem abschließenden Gebet ging der Papst auf heutigen Hunger, Kriege und Ungerechtigkeiten, Umweltzerstörung, den Umgang mit Migration sowie auch innerkirchliche Probleme ein.

Franziskus bat darum, dass die „Kreuze der Welt“ erkannt würden - darunter vor allem das „Kreuz der Migranten, die auf verschlossene Türen stoßen, verursacht durch Angst und von politischem Kalkül gepanzerte Herzen“. Das Kirchenoberhaupt spielte auch auf Misshandlungen Minderjähriger an, „das Kreuz der Kleinen, verletzt in ihrer Unschuld und Reinheit“. Die Kirche habe Schwierigkeiten, die Liebe Gottes zu verbreiten, „sogar unter den Getauften“. Sie fühle sich „beständig angegriffen, von innen wie außen“, so der Papst.

Kreuzträger aus aller Welt

Bei der Veranstaltung mit rund 15.000 Gläubigen - darunter auch Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi trugen Katholiken aus aller Welt ein großes symbolisches Holzkreuz.

Bei der ersten und letzten Station hatte diese Aufgabe der Generalvikar der Diözese Rom, Kardinal Angelo De Donatis, über, dazwischen Männer und Frauen, darunter auch Ordensfrauen, Priester und Familien sowie behinderte Menschen.

Sie kamen neben Italien aus Polen, Syrien, Nigeria, Brasilien und Indien. Das Kolosseum steht als Sinnbild für die Märtyrer des frühen Christentums, die wegen ihres Glaubens getötet wurden.

Überwacht von Anti-Terror-Einheiten

Die Zeremonie ist Teil der Osterfeierlichkeiten in Rom und gilt als eine der schönsten Andachten im römischen Kirchenjahr. Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden in Hinblick auf den Kreuzweg in Rom ergriffen. Anti-Terror-Einheiten und Spezialkräfte der Polizei überwachten die Veranstaltung. Tausende Soldaten wurden für die Sicherheit in Rom während der Osterfeiertage eingesetzt.

Der Kreuzweg ist die längste der Osterliturgien und dauert beinahe drei Stunden. Er gilt als stimmungsvollste Liturgie der Karwoche. Den Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten im Vatikan bildet die Osternachtsmesse am Samstagabend. Weitere Höhepunkte der Osterfeiertage im Vatikan sind am Sonntagvormittag die Ostermesse des Papstes auf dem Petersplatz (10.30 Uhr) und um die Mittagszeit der feierliche Segen „Urbi et orbi“.

religion.ORF.at/APA

Mehr dazu: