Evangelische Bischofswahl: Wofür die Bewerber stehen

Zwei Wochen vor der Wahl eines neuen Bischofs für die evangelische Kirche A.B. haben die drei Kandidaten Michael Chalupka, Kärntens Superintendent Manfred Sauer und der oberösterreichische Pfarrer Andreas Hochmeir im APA Interview ihre Pläne verlautbart.

Die Amtszeit von Bischof Michael Bünker endet aus formalen Gründen: Zum einen erreicht er am 26. April das Pensionsalter von 65 Jahren, zum anderen endet auch seine Amtszeit von maximal zwölf Jahren.

Michael Chalupka, Andreas Hochmeir und Manfred Sauer

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Chalupka erwartet Zeichen von Regierung

„Wir sollten uns nicht kleiner machen als wir sind“, meint er zum Status seiner Kirche im APA-Interview - nicht zuletzt aufgrund der Karfreitags-Debatte. In der Frage des gestrichenen Feiertags für die Protestanten erwartet er sich ein Zeichen von der Regierung.

Dem „Ruf“ aus den Diözesen ist Chalupka gerne gefolgt, wie er sagt, die Nominierungen hätten ihn „mit Respekt erfüllt“. Im Burgenland, in der Steiermark, in Salzburg/Tirol und Wien war er als Kandidat für die Nachfolge von Bischof Michael Bünker aufgestellt worden.

Michael Chalupka

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Der Bischofskandidat Chalupka erwartet „Zeichen von der Regierung“

Dabei kommt Chalupka zugute, dass er die Kirche auf sehr verschiedene Weisen kennt, wie er betont: aus den Pfarrgemeinden, dem Bildungsbereich und der Diakonie heraus.

Arbeiter sitzt neben Universitätsprofessor

Dementsprechend will der 58 Jahre alte gebürtige Grazer die Bedeutung der evangelischen Kirche A.B. wieder hervorheben, insbesondere in einer „säkularer werdenden Welt“.

Protestanten hätten gelernt, in ihrer Minderheiten-Struktur im Pluralismus zu leben. Eine Fähigkeit, die auch in einer Gesellschaft notwendig sei, die sich über Angst, Einsamkeit und Ausgrenzung definiere. Das Schauen auf Jesus verbinde: „Da sitzt der Arbeiter neben dem Universitäts-Professor.“

Gespräche mit der Politik

Bedeutung will Chalupka der Kirche auch in einer Zeit geben, „wo Glaube und Religion oft belächelt werden“. Schmerzhaft seien etwa Aussagen in der Karfreitags-Diskussion gewesen, „das ist ein Umgang, wie es die evangelische Kirche nicht gewohnt war“.

Dementsprechend will Chalupka, sollte er Bischof werden, auch sofort Gespräche mit der Politik anpeilen. „Es muss ein Zeichen geben, wie die Bundesregierung das Vertrauen, das zerstört worden ist, wieder herstellen kann.“

Trauung homosexueller Paare

Zur Entscheidung der evangelischen Synode, künftig auch homosexuelle Paare segnen zu können, steht Chalupka. Die Entscheidung den Gemeinden selbst zu überlassen sei aber kein „Kompromiss“, wie oft betont wurde.

Und auch über die heftige Diskussion darüber, die beinahe die Kirche gespalten hat, zeigt sich der Bischofskandidat nicht verwundert. Unterschiedliche Positionen gebe es in jeder Gemeinde.

Leitungsfunktionen und Privatleben vereinbaren

„Wirklich schade“ findet Chalupka, dass keine Frau für das Bischofsamt nominiert wurde. Selbst will er darauf schauen, wie Leitungspositionen in der Kirche besser mit dem Privatleben vereinbar werden können.

Als Übergangskandidaten - Chalupka erreicht vor Ende der regulären Amtszeit von zwölf Jahren das Pensionsalter - sieht er sich nicht. „Man sieht sich, wo immer man ist: Als einer, der weiß, dass es die evangelische Kirche vor ihm gegeben hat und auch nachher geben wird.“

Manfred Sauer

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Manfred Sauer sieht die Evangelischen nicht als „Christen zweiter Klasse“

Sauer: Keine „Christen zweiter Klasse“

Als Herausforderung und Faszination zugleich bewertet Manfred Sauer, evangelischer Superintendent in Kärnten, das Bischofsamt, für das er sich bewirbt. Er sehe die Möglichkeit, seine Erfahrungen in diesen größeren Kontext stellen zu können, daher habe er sich zur Kandidatur entschlossen, so Sauer im APA-Interview. Dabei sei ihm klar, dass er aufgrund seines Alters ein „Übergangskandidat“ wäre.

Die Frage, ob er die evangelischen Gläubigen in Österreich als „Christen zweiter Klasse“ sehe, verneinte Sauer: „Eigentlich nicht, wir sind aber eine Minderheit. In Kärnten ist es etwas besser, weil hier die Zahl der Evangelischen doch bei zehn Prozent liegt.“

Gute Zusammenarbeit mit Katholiken und Orthodoxen

In der großen Ökumene habe sich vieles geändert, es gebe auch eine gute Zusammenarbeit sowohl mit der katholischen als auch mit der orthodoxen Kirche. Und auch die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, etwa durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, sei gut. Sauer: „Wir werden gut behandelt, das war ja nicht immer so, die dreißiger Jahre waren schließlich so etwas wie eine zweite Gegenreformation.“ Nach 1945 habe es dafür einen Aufbruch gegeben.

In dieser Zeit erhielten die evangelischen Christen auch den Karfreitag als religiösen Feiertag zugestanden. Dessen Abschaffung bezeichnete Sauer nach wie vor als „inakzeptabel“.

Dabei übte er Kritik an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP): „Die Aussage von Kurz, dass davon ja nur vier Prozent betroffen sind, hat große Irritation ausgelöst, das ist zynisch und herablassend.“ Man werde weiter um den Karfreitag als Feiertag kämpfen, er unterstütze auch die geplante Verfassungsklage voll und ganz.

Gleichstellung von homosexuellen Paaren

Ein innerevangelisches Streitthema ist die Gleichstellung von homosexuellen Paaren bei der Ehe. Sauer spricht sich klar dafür aus, die Segnung während des Gottesdienstes zu gewähren. „Wir haben bisher differenziert und die Segnung von Homosexuellen auch nicht in die Bücher eingetragen, das soll nicht mehr sein.“

Das Thema habe innerkirchlich enorme Spannungen ausgelöst, „meine Hoffnung ist, dass wir mit dieser Spannung leben können“. Er halte die getroffene Regelung, dass Pfarrgemeinden selbst entscheiden können, ob sie homosexuelle Paare gleichstellen, für gut. „Wir sind selbst eine Minderheit, und als solche hat man eine andere Sensibilität“, erklärte der Superintendent.

Entspannung durch Ortstafellösung

Das sei auch bei der Frage der slowenischen Volksgruppe in Kärnten nicht anders. „Das Thema hat mich seit meinem Amtsantritt begleitet“, erzählte Sauer, er habe sich da auch aktiv eingebracht. Seit der Ortstafellösung habe sich die Situation deutlich entspannt, es gebe aber durchaus noch „Luft nach oben“.

Er würde es jedenfalls begrüßen, wenn Gemeinden über die gesetzliche Lösung hinaus aktiv würden und damit zeigten, dass sie stolz darauf seien, dass es die Volksgruppe gibt: „Sie stellt einen besonderen Schatz dar, der das Land prägt und ein wichtiger kreativer Motor für Kärnten ist.“

Andreas Hochmeir

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Pfarrer Andreas Hochmeir will nach der Diskussion um die Segnung homosexueller Paare die Lager wieder einen

Hochmeir will die Lager wieder vereinen

Pfarrer Andreas Hochmeir, jüngster und am wenigsten bekannter Kandidat für den evangelischen Bischof, will nach der Diskussion um die Segnung homosexueller Paare die Lager wieder einen. „Ich stehe zu dem, was beschlossen wurde“, sagte er im APA-Interview. Nun sei es wichtig, den Beschluss in die Praxis umzusetzen. In der Karfreitags-Debatte sucht er eine gute Gesprächsbasis mit der Regierung.

In der Entscheidung der Lutheraner zur Segnung Homosexueller Paare kommt Hochmeir aus einer Diözese, in der sich eine Mehrheit der Gemeinden gegen eine Öffnung ausgesprochen hat. Teile der oberösterreichischen Evangelischen sollen rund um die Frage gar mit einer Abspaltung gedroht haben. Hochmeir selbst gibt zu, dass die „aufgewühlte“ Diskussion das Vertrauen zum Teil erschüttert habe. Dieses will er wieder gewinnen.

Identität der evangelischen Christen stärken

Hochmeir will im Fall seiner Wahl der evangelisch-lutherischen Kirche wieder „Gesicht und Stimme geben“, also die Identität der evangelischen Christen stärken, wie er sagt. Dabei gelte es auch, nach innen zu wirken: „Angesichts des Mitgliederrückgangs, des Relevanzverlustes des Glaubens und der Kirche und angesichts finanzieller und personeller Herausforderungen ist mir die Stärkung evangelischer Identität ein zentrales Anliegen.“

Auch den „anstehenden unbequemen Fragen“ will sich der oberösterreichische Pfarrer stellen, etwa rund um die Pfarrer- und Pfarrerinnenausbildung sowie möglichen alternativen Zugängen zu kirchlichen Berufen. „Es gilt den Schatz der vielen ehrenamtlichen Mitarbeitenden in unserer Kirche wertzuschätzen, und diese zu fördern und zu begleiten“, sagt er. Auch eine stärkere Anknüpfung an die Diakonie ist ihm ein Anliegen.

Gute Gesprächsbasis mit Parlament und Regierung

Die Zukunft des Karfreitag, den die Regierung als Feiertag für Protestanten gestrichen hat, sieht Hochmeir bei der aktuellen Kirchenführung „in guten Händen“. Er verweist dabei auf die angekündigten Verfassungsbeschwerden.

Wichtig sei aber auch, zu Parlament und Regierung eine gute Gesprächsbasis aufzubauen. Der Verlust des Karfreitag als Feiertag sei jedenfalls „sehr schmerzhaft“, da dieser zur evangelischen Identität dazu gehöre.

Dass keine Frau für das Bischofsamt nominiert wurde, findet Hochmeir schade. Er würde sich daher dafür einsetzen, die Rahmenbedingungen für Leitungsämter zu verbessern. Mit seinen 44 Jahren verspricht der Pfarrer, der einer klassischen oberösterreichischen Toleranzgemeinde entstammt, einen „frischen, jungen Blick“ für seine Kirche.

religion.ORF.at/APA

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