Sri Lanka: Alle Gottesdienste vorerst abgesagt

Nach den Anschlägen von Ostersonntag mit fast 360 Toten sind in Sri Lanka vorerst alle katholischen Messfeiern abgesagt. „Alle Kirchen im Land haben ihre Gottesdienste abgesagt“, sagte Bischof Valence Mendis am Dienstag.

Die Gläubigen seien aufgefordert worden, sich nicht in Gruppen zu treffen, um weitere Anschläge zu verhindern. Es herrsche „allgemeiner Alarmzustand“ und eine Ausgangssperre, sagte Mendis im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (KiN) zur Situation. Er ist Diözesanbischof von Chilaw, das 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt Colombo an der Westküste des südasiatischen Inselstaates liegt.

Ein Soldat steht vor der St-Antoniuskirche in Colombo, Sri Lanka

APA/AFP/Jewel Samad

Die St-Antoniuskirche in Colombo, Sri Lanka

Nur rund 50 Kilometer sind es von Chilaw bis nach Negombo. Die dortige katholische Kirche St. Sebastian ist einer der drei Orte, in denen während der Ostermesse Selbstmordattentäter Sprengsätze zündeten. Das geschah nahezu zeitgleich auch in der St.-Antoniuskirche in Colombo, einem beliebten Wallfahrtsort, sowie im 250 Kilometer entfernten Batticaloa, wo es die protestantische Zinskirche traf.

„Angriffe kamen völlig unerwartet“

„Die drei Kirchen waren voll von Gläubigen, schließlich war es Ostersonntag“, sagte Bischof Mendis. In den Kirchen seien weitaus mehr Menschen als in den Hotels getötet worden. „Diese Angriffe kamen völlig unerwartet, zumal wir in den letzten sieben, acht Jahren sehr ruhig gelebt haben“, erklärte der Bischof. Auch das Zusammenleben der Religionen sei abgesehen von kleineren Zwischenfällen harmonisch gewesen.

„Wir können diese brutale Gewalt nicht verstehen. Es sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, sagte Mendis. „Unsere Osterfreude wurde uns brutal genommen. Der Ostersonntag wurde ein Tag der Trauer. Die Menschen weinen um ihre Angehörigen“. Am Dienstag seien zahlreiche der Getöteten bestattet worden; die Regierung hatte für den 23. April zudem einen nationalen Trauertag ausgerufen.

Brüchige religiöse und politische Einheit

Nach wie vor hat sich keine Gruppierung zu den Bombenanschlägen bekannt. Die Regierung Sri Lankas macht die einheimische Islamistengruppe Thowheeth Jama’ath (NTJ) verantwortlich. Die Behörden überprüfen auch, ob die Gruppe internationale Unterstützung hatte.

Spaltung „stark religiös geprägt“

Sri Lanka war bis 2009 Schauplatz eines jahrzehntelangen Bürgerkriegs zwischen Tamilen und Singhalesen. Der Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ von „Kirche in Not“ dokumentiert im Berichtszeitraum zwischen 2016 und 2018 mehrere Übergriffe auf religiöse Minderheiten von buddhistischen wie hinduistischen Extremisten. Signifikante islamistische Übergriffe nennt der Bericht nicht, weist aber darauf hin, dass „die religiöse Harmonie und Einheit im Land zerbrechlich“ seien. Die „tiefe Spaltung“ Sri Lankas sei „stark religiös geprägt“.

Obgleich die eigene Gemeinschaft am stärksten von den Anschlägen betroffen ist, wies Bischof Mendis zugleich darauf hin, dass unter den Toten und Verwundeten Menschen verschiedener Religionen sind. „Wir müssen uns dieser Situation mit Glauben und Mut stellen“, so Mendis: "Dazu brauchen wir auch das Gebet und die Solidarität der Menschen weltweit, damit in unserem Land Frieden und Eintracht wiederauferstehen können.

religion.ORF.at/KAP

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