Buch: Trump als Gefahr für US-Zivilreligion

Donald Trumps Präsidentschaft stellt nicht nur christliche Wählerinnen und Wähler auf eine harte Probe und vor eine Gewissensentscheidung, auch die etablierte US-Zivilreligion leidet unter dem Präsidenten, so die These des Religionswissenschaftlers Andreas G. Weiß.

Dabei leistete Trump bei seiner Vereidigung den Amtseid mit der Hand auf zwei Bibeln ab; auch wisse sich der US-Präsident als gläubiger Christ zu inszenieren, so Kathpress über „Trump. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ des Salzburger Religionswissenschaftlers. Das Buch stellt demnach den Versuch einer religionspolitischen Betrachtung und Deutung von Donald Trump dar und lotet zugleich die zivilreligiösen Folgen des „Ereignisses Trump“ aus.

Donald Trump

APA/AP/Evan Vucci

US-Präsident Donald Trump

Kern der US-Zivilreligion, wie sie der US-amerikanischer Soziologe Robert N. Bellah seit den 1960er-Jahren in Aufsätzen und Büchern beschrieben hat, ist die seit ihren Gründertagen in den USA weit verbreitete Grundannahme eines Erwählt-Seins. Dieses wird durch öffentliche Riten und Symbole bestärkt und immer wieder erneuert. Der US-Präsident fungiert in dieser „Civil Religion“ als Garant des Systems.

„Personenkult“ als harte Probe

Die Person des Präsidenten bleibt dabei jedoch prinzipiell austauschbar. Donald Trump habe nun diesen Symbolgehalt umgedreht: „Austauschbar sind plötzlich alle anderen - nur nicht mehr er als Präsident“, so Weiß: „Ein solcher Personenkult stellt nicht nur die demokratischen Institutionen der USA auf eine harte Probe - er ist auch eine Gefahr für das ganze System der Zivilreligion“, so Weiß, der mehrere Jahre in den USA geforscht und gelehrt hat, gegenüber Kathpress.

Eine harte Probe stelle Trump indes auch für die katholische Kirche in den USA dar, so Weiß weiter. In dem Maße nämlich, wie viele ihrer Gläubigen aus Mittel- und Südamerika stammten, also Migranten seien, gerieten katholische Bischöfe immer mehr in einen Gewissenskonflikt.

Gewissenskonflikt für Bischöfe

Wenn sie sich auf Seiten der wachsenden Gruppe katholisch geprägter Zuwanderer stellen, heiße das zugleich, Kritik an Trump und seinem Abschottungskurs etwa gegenüber Mexiko üben zu müssen; wenn sie sich gegen Trump stellen, stünden sie jedoch zugleich in der Gefahr, sich gegen jene Werte zu stellen, die sie etwa in Fragen des Lebensschutzes oder der Lebenspartnerschaftsmodelle mit der Republikanischen Partei Trumps verbinden, so Weiß: „Die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche steht in den USA auch im Blick auf ihr Verhalten zu Donald Trump auf dem Spiel.“

Neben diesen konkreten religionspolitischen Fragen trete mit Trump und seiner Art, Politik zu treiben, jedoch auch eine besorgniserregende theologische Figur ins Rampenlicht der Öffentlichkeit: Die bereits vor fast hundert Jahren vom deutschen Staatsrechtler Carl Schmitt beschriebene Lehre vom Ausnahmezustand. In seiner „Politischen Theologie“ hatte Schmitt bereits 1922 geschrieben: „Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet.“ Donald Trump zeige sich nun insofern als gelehriger Schüler Schmitts, als er eine „Politik des permanenten Ausnahmezustandes“ forciere und sich darin zugleich als einzig möglichen, souveränen Akteur inszeniere, so Weiß.

Freundschaft mit reformiertem Pfarrer

Über die persönliche Religiosität des US-Präsidenten lasse sich im Übrigen wenig sagen - nur so viel: „Von der strengen Kirchlichkeit seiner Eltern hat er sich früh entfernt“. Dennoch sei für Trump eine persönliche Freundschaft mit dem reformierten Pfarrer Norman Vincent Peale bis zu dessen Tod 1993 prägend gewesen. In seinem in den 1950er-Jahren erschienenen Werk „Die Kraft positiven Denkens“ habe Peale eine Theorie über die Verbindung weltlichen, auch wirtschaftlichen Erfolges und einem stark egozentrischen Glaubensmodell entwickelt - eine Lehre, die aufgrund der persönlichen Freundschaft auch Trump selbst geprägt haben dürfte, so Weiß.

Das Buch „Trump. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Was wir nie für möglich hielten, hat uns schon verändert“ von Andreas G. Weiß ist im Patmos-Verlag erschienen.

religion.ORF.at/KAP

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