Missbrauch: Erneut Ermittlungen gegen Pfarrer in NÖ

Im Fall um einen Pfarrer, der in den 1990er-Jahren in Niederösterreich eine Minderjährige missbraucht haben soll, hat die Staatsanwaltschaft Korneuburg die Ermittlungen wieder aufgenommen.

Ein Dreier-Senat des Landesgerichts Korneuburg gab dem Fortführungsantrag des Opfers statt, bestätigte Friedrich Köhl, der Sprecher der Anklagebehörde, am Donnerstag einen Bericht der Tageszeitung „Kurier“.

Ermittelt wird dem Sprecher zufolge wegen Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses. Das Verfahren war im Jänner eingestellt worden. Ausschlaggebend dafür waren laut Staatsanwaltschaft „Beweisgründe“ - Aussage sei gegen Aussage gestanden.

Übergriff bei Beichte

Die Jugendliche war in den 1990er-Jahren nach einem mehrmonatigen Verhältnis von dem Priester schwanger geworden und brachte Zwillinge zur Welt, welche dann zur Adoption freigegeben wurden. Die Frau - sie wird in den Medien unter dem Pseudonym „Clara D.“ bezeichnet - gab im Vorjahr an, damals vom Kindervater und Kirchenseite zur Adoptionsfreigabe gedrängt worden zu sein. Der Priester soll gegenüber der damals Minderjährigen - sie war seit dem 14. Lebensjahr in einem Schwesternkloster in Hollabrunn untergebracht - schon bei der ersten Beichte übergriffig geworden sein.

Wie die katholische Nachrichtenagentur Kathpress am Donnerstag berichtete, bestand Erzbischof Christoph Schönborn darauf, „dass der Priester die dem Anschein nach einvernehmliche Beziehung beende, vor den Behörden seine Vaterschaft anerkenne und zu seinen Pflichten gegenüber der Mutter und den Zwillingskindern stehe“. Diesen Auflagen sei Priester nachgekommen. Von kirchlichen Disziplinarstrafen sah man damals ab.

Kirchenrechtliches Verfahren läuft

Im Mai 2018 wandte sich Clara D. an kirchliche Stellen - zunächst an die Opferschutzkommission, dann an die Ombudsstelle der Erzdiözese Wien. Sie habe da, wie Kathpress berichtet, erstmals den Vorwurf erhoben, der Priester hätte sie damals bedroht, zu sexuellen Handlungen genötigt und geschlagen. Darauf stellte die Erzdiözese Wien gemäß den Richtlinien der Bischofskonferenz den zu dieser Zeit in Wien als Kaplan tätigen Priester dienstfrei, begann eine Untersuchung der Vorwürfe und informierte die Öffentlichkeit. Der Priester wies die Vorwürfe kategorisch zurück.

Wie der Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, am Donnerstag gegenüber Kathpress bestätigte, läuft vom Verfahren unabhängig die kirchenrechtliche Prüfung des Falles weiter. Der Priester ist seit dem Vorjahr dienstfrei gestellt. Das kirchliche Strafverfahren gegen ihn ist derzeit bei der vatikanischen Glaubenskongregation anhängig.

religion.ORF.at/APA/KAP

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