Ramadan: Zeit des Fastens und der Besinnung

Mit der Mondsichtung hat am Sonntagabend der muslimische Fastenmonat Ramadan begonnen. Der erste Fasttag ist Montag. Aber es geht nicht nur um den Verzicht auf Essen, sondern auch darum, das eigene Handeln zu reflektieren.

Der islamische Kalender richtet sich nach dem Mond. Der Beginn des Ramadans hängt vom Erscheinen der Neumondsichel ab und kann deswegen variieren. So ist etwa für die Schiiten im Irak erst der Dienstag der erste Fastentag, wie der höchste schiitische Geistliche des Landes, Großajatollah Ali al-Sistani, erklärte.

Etwa 1,5 Milliarden Musliminnen und Muslime weltweit bereiten sich auf den Beginn des Fastenmonats Ramadan vor. In vielen Regionen ist der erste Fasttag am Montag. Der Beginn des Monats Ramadan richtet sich nach dem Erscheinen der Neumondsichel und kann deswegen regional variieren. Ramadan ist für die meisten Muslime die wichtigste Zeit der Jahres. In Österreich leben etwa 700.000 Musliminnen und Muslime.

Stärkung des Gemeinschaftssinns

Der Fastenmonat dient der Besinnung und sollte auch genutzt werden, um Bedürftigen zu helfen. Generell ist der Ramadan vor allem eine Zeit der Familie. Die Menschen versammeln sich bei Sonnenuntergang mit Verwandten, aber auch Nachbarn und Freunden zum Fastenbrechen. Das Leben verlagert sich dann oft in den Abend und die Nacht.

Innenraum der Moschee am Hubertusdamm

APA/Hans Klaus Techt

Etwa 700.000 Musliminnen und Muslime leben in Österreich

Für die Muslime beginne mit dem Monat Ramadan nicht nur eine Zeit des Fastens und des freiwilligen Verzichts, sondern eine Zeit der inneren Einkehr, der Besinnlichkeit und der Stärkung des Gemeinschaftssinns, schrieb Ümit Vural, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich in einer Aussendung am Montag.

„Es ist Zeit zu helfen, nicht nur uns selbst, in dem wir fasten und verzichten. Sondern gerade im Ramadan noch mehr auf die Armen, die Alleingelassenen und Bedrückten in unserer Gesellschaft schauen. Dabei gibt spielt es keine Rolle, ob jemand Muslim ist oder nicht. Wer Hilfe braucht, soll sich stets auf uns Muslime verlassen können,“ so Vural.

Muslimische Jugendliche kochen im Rahmen der Fasten Teilen Helfen Aktion der MJÖ

FTH-Team

Die Muslimische Jugend Österreich organisiert im Ramadan seit mehreren Jahren soziale Projekte

Muslimische Jugend setzt heuer auf Nachhaltigkeit

Die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) organisiert unter dem Titel „Fasten, Teilen, Helfen“ seit neun Jahren karitiative Projekte im Ramadan. Heuer liegt der Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. Da man als Muslimin und Muslim aufgefordert sei, das eigene Handeln zu reflektieren, setze man sich heuer neben den regulären Aktivitäten, wie Kochen für Obdachlose und das Engagement in Flüchtlings- und Seniorenheimen intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander, schrieb der Bundesvorsitzende der MJÖ, Adis Serifovic in einer Aussendung. Beispielsweise beteiligen sich junge Gläubige an den Aufräumaktionen „Mir kehren zamm“ der MA 48.

Erste Offenbarung im Ramadan

Nach islamischer Überlieferung hat Allah um das Jahr 610 in einer Nacht im Ramadan seinem Propheten Mohammed das erste Mal den Koran durch den Erzengel Gabriel offenbart. Der Ramadan beginnt - nicht immer zeitgleich in allen Ländern -, sobald zwei gesunde Muslime die Neumondsichel am Himmel sichten. In Österreich ist heuer der 6. Mai der erste Fastentag und der 3. Juni der letzte.

Sichelmond über Häusern und Bäumen

Reuters/Mike Blake

Der Beginn des Ramadan richtet sich nach dem islamischen Mondkalender, der Fastenmonat kann dadurch in jede Jahreszeit fallen

Ab dem Beginn der Morgendämmerung bis Sonnenuntergang enthalten sich die Gläubigen der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, verzichten auf Rauchen und Geschlechtsverkehr. Zum Fasten ist jede Muslimin und jeder Muslim verpflichtet, der in vollem Besitz seiner Geisteskräfte, volljährig und körperlich dazu imstande ist.

Kinder sind von dieser religiösen Pflicht (Fard) ausgenommen, allerdings gilt das Fasten von Minderjährigen mit Unterscheidungsvermögen als zulässig. Das führt seit einigen Jahren zu Problemen in Schulen, weil immer mehr Kinder fasten wollen, dadurch aber vom Lernen abgelenkt würden, beklagen manche Lehrkräfte.

Vierte religiöse Pflicht

Ausgenommen von den Enthaltungen sind auch Frauen während Menstruation, Schwangerschaft, im Wochenbett und während sie stillen, kranke Personen und Reisende. Sie sollten das Fasten zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Für Gläubige ist das Fasten im Ramadan (Saum) der vierte der fünf Grundpfeiler des Islam, was wörtlich Ergebung, Hingabe oder Unterwerfung (unter Gott) bedeutet. Die anderen vier religiösen Pflichten sind das Glaubensbekenntnis (Shahada), fünf tägliche Gebete (Salat), die Armensteuer (Zakat) und die Wallfahrt nach Mekka (Hadsch).

Die letzten Nächte gelten als die heiligsten

Während des Ramadan sollen die Muslime durch Moscheenbesuche und Koranrezitationen ihren Glauben bezeugen und Opfergaben bringen. Die letzten zehn Nächte des Fastenmonats gelten als besonders heilig. Eine von ihnen heißt in Erinnerung an die Offenbarung Mohammeds „Nacht der Bestimmung“ (Leilat al-Qadr), nach der auch die 97. Sure (Kapitel) des Korans benannt ist.

Gemeinsames Essen im Ramadan

Reuters/Kholood Eid

Mit Datteln und Wasser wird traditionell das Fasten gebrochen, danach wird gut gegessen

Nach Sonnenuntergang, „wenn ein weißer Faden nicht mehr von einem schwarzen zu unterscheiden ist“, werden Datteln und Wasser gereicht. Danach folgt das Abendgebet, das länger als gewöhnlich ist. In der Nacht versammeln sich die Gläubigen häufig zu einem gemeinsamen Essen. Der Ramadan endet am 27. Tag mit dem Freudenfest Eid al-Fitr (türkisch: Seker Bayrami).

Im islamischen Kalender ist Ramadan-Beginn immer am gleichen Tag, gegenüber dem gregorianischen Kalender variiert das Datum von Jahr zu Jahr um etwa elf Tage. Der islamische Kalender ist ein Mondkalender, der gregorianische ein Sonnenkalender. Der Fastenmonat wandert in 33 Sonnenjahren einmal durch das ganze Jahr. Der Ramadan kann daher in jede Jahreszeit fallen. Im Sommer ist die Fastenzeit länger als im Winter, da die Tage im Sommer länger sind.

religion.ORF.at/APA/dpa

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