Muslime gegen Antisemitismus - Projektjahr beendet

Das Projektjahr der Muslimischen Jugend Österreich (MJÖ) gegen Antisemitismus ist zu Ende gegangen. Neben Workshops und Treffen mit einer Zeitzeugin wurden auch Reisen zu ehemaligen KZs unternommen. Die MJÖ erreichte mit dem Projekt etwa 1.000 Jugendliche.

Das Projekt wurde am Montag bei einer Veranstaltung im Haus der EU offiziell beendet. Mit dabei war auch der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Oskar Deutsch. Nermina Mumic, eine der Vorsitzenden der MJÖ, skizzierte den Ausgangspunkt des Projekts, nämlich, dass man sich als österreichische Jugendliche der eigenen Geschichte stellen habe wollen. Dabei sei klar, dass man auch nicht habe leugnen wollen, dass es unter Musliminnen und Muslimen Antisemitismus gebe. Islamische Gläubige als Verantwortliche für Antisemitismus darzustellen, sei aber eine massive Verzerrung der Tatsachen.

Antisemitismus als „Geschwür“

Froh zeigte sich Mumic darüber, dass es auch von jüdischer Seite die Bereitschaft zur Zusammenarbeit gegeben habe. Sie sah eine starke Solidarisierung zwischen Juden und Muslimen: „Die ausgestreckte Hand wurde wärmstens angenommen.“

MJÖ-Vorsitzende Nermina Mumic

APA/Georg Hochmuth

MJÖ-Vorsitzende Nermina Mumic

Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich(IGGÖ), Ümit Vural, nannte den Antisemitismus ein Geschwür. Wenn dieses unkontrolliert wachse, könne das am Ende den ganzen Organismus schädigen. Musliminnen und Muslime seien Opfer von brachialem Rassismus, deswegen dürften sie aber nicht der Saat des Hasses zum Opfer fallen. Wenn nun Muslime und Juden gemeinsam für ein plurales und demokratisches Österreich einstünden, sei das ein Beitrag, endlich zu wahrem Frieden im Heiligen Land zu kommen, mit einem umfassenden Ausgleich der Interessen von Israelis und Palästinensern.

IKG-Chef: Juden stehen für Muslime ein

Deutsch betonte, dass sich Juden immer für die Freiheit und Rechte von Muslimen einsetzen würden. Von ihnen gehe keine Gefahr für muslimische Gläubige aus. Antisemitismus nannte er ein gesamtgesellschaftliches Problem, auch von Muslimen ausgehend. Das Projekt der MJÖ lobte er. Denn nur wenn der Antisemitismus in den eigenen Reihen bekämpft werde, komme man weiter.

Die EU-Antisemitismusbeauftragte Katharina von Schnurbein lobte das Projekt der MJÖ umfassend, sei mit diesem doch ein hoher Standard in der Antisemitismusprävention gesetzt worden. Tatsächlich war das Schwerpunktjahr durchaus ambitioniert und vielfältig gestaltet.

vlnr.: Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ümit Vural, MJÖ-Vorsitzende Canan Yasar und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch

APA/Georg Hochmuth

IGGÖ-Chef Ümit Vural, MJÖ-Co-Vorsitzende Canan Yasar und IKG-Chef Oskar Deutsch (vlnr.)

1.000 Jugendliche erreicht

Neben Workshops, Diskussionen und einem Treffen mit einer Zeitzeugin wurden auch Reisen zu den ehemaligen Konzentrationslagern Mauthausen und Auschwitz unternommen. Etwa 1.000 Jugendliche seien im Projektzeitraum begleitet worden, hieß es seitens der MJÖ.

Canan Yasar, Co-Vorsitzende der Muslimischen Jugend, ist bei ihrer eigenen Auseinandersetzung mit dem Thema Wut und auch Überforderung begegnet, gerade auch als Angehörige einer religiösen Minderheit. Yasar nahm das am Montag zum Anlass für einen Appell. Vorurteile und Ängste entwickelten die Gesellschaft nicht, sie versetzten ihr einen Schlag, der Gesellschaft und Demokratie nicht gebühre: „Nur gemeinsam schaffen wir es, eine offene und diskriminierungsfreie Gesellschaft zu entwickeln.“

Lob auch von Politikern

Grußbotschaften bei der Veranstaltung kamen unter anderem auch von US-Botschafter Trevor Traina und dem früheren Vorsitzenden der Muslimischen Glaubensgemeinschaft Anas Schakfeh. Über die Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler drückten Kanzler Sebastian Kurz und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (alle ÖVP) ihre Sympathie für die Initiative aus.

Per Videobotschaft vermeldete Alt-Bundespräsident Heinz Fischer seine Unterstützung „aus vollem Herzen“ für das „ganz wichtige Projekt“. Im Publikum fanden sich dessen Ehefrau Margit und auch Abgeordnete von ÖVP, SPÖ, NEOS und Liste Jetzt sowie Diplomaten vornehmlich aus muslimisch geprägten Ländern.

religion.ORF.at/APA

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