Papst in Nordmazedonien: Ehrung Mutter Teresas

Papst Franziskus ist am Dienstag zu einem eintägigen Besuch in Nordmazedonien eingetroffen. Danach stattete er dem Denkmal Mutter Teresas in Skopje einen Besuch ab.

Empfangen wurde der Papst auf dem Flughafen von Staatspräsident Gjorge Ivanov und Regierungschef Zoran Zaev. Mit beiden war er in den vergangenen Jahren mehrfach im Vatikan zusammengetroffen. Es ist der erste Besuch eines katholischen Kirchenoberhaupts in der seit 1991 unabhängigen Republik. Seit 25 Jahren bestehen diplomatische Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl.

Papst Franziskus mit dem nordmazedonischen Präsidenten Djordje Ivanov in Skopje

Reuters/Ognen Teofilovski

Papst Franziskus wurde vom nordmazedonischen Präsidenten Djordje Ivanov in Skopje empfangen

Im Anschluss besuchte der Papst die Gedenkstätte für Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997). Die katholische Ordensfrau, eine ethnische Albanerin, hatte sich in Indien jahrzehntelang um die „Ärmsten der Armen“ gekümmert und mehrere Orden gegründet. 1979 erhielt sie den Friedensnobelpreis, 2016 wurde sie heiliggesprochen. Sie war im damals osmanischen Skopje als Kind einer christlichen albanischen Familie mit dem bürgerlichen Namen Anjeze (Agnes) Gonxhe Bojaxhiu geboren worden. Das Geburtshaus Mutter Teresas wurde beim Erdbeben 1963 zerstört; an seiner Stelle steht heute die Gedenkstätte.

Grundstein für Gedächtniskirche gesegnet

Bei dem Besuch des Mutter-Teresa-Gedenkhauses segnete Franziskus den Grundstein für eine Gedächtniskirche der albanisch-mazedonischen Heiligen. In einem Gebet bat der Papst um „die Gnade, dass auch wir Zeichen der Liebe und der Hoffnung in unserer Zeit seien, die so viele Notleidende, Verlassene, Ausgegrenzte und Ausgewanderte kennt“.

Für Christen gelte es, „wachsam und aufmerksam für den Schrei der Armen zu sein, derer, die ihrer Rechte beraubt sind, der Kranken, der Ausgegrenzten, der Geringsten“. Den Armen das Evangelium und den Gefangenen Befreiung zu verkünden, sei für die Kirche eine Pflicht, so Franziskus. Neben Mutter-Teresa-Schwestern und rund 100 von ihnen betreuten Armen waren bei dem Besuch auch Verwandte der Heiligen und Vertreter verschiedener Religionen zugegen.

Mazedonische Flüchtlingshilfe gewürdigt

Der nordmazedonische Staatspräsident Ivanov hatte zuvor seine Begrüßungsansprache für den Papst mit einem eindringlichen Appell an seine Landsleute zur nationalen Erneuerung, Vergebung, Versöhnung und Einheit „bevor es zu spät ist“ verbunden. Am 12. Mai endet Ivanovs zweite und letzte Amtszeit. Sein am Sonntag in einer Stichwahl nominierter Nachfolger als Staatsoberhaupt, Stevo Pendarovski, nahm ebenfalls an dem Empfang teil. Er steht für eine prowestliche Politik.

Ivanov sagte, der Papst-Besuch falle in eine Zeit tiefer gesellschaftlicher Spaltung. Das Land sei „schwer verwundet von nicht gehaltenen Versprechen, unerfüllten Erwartungen und schwachem Vertrauen in die internationale Gemeinschaft“. Die Hürden auf dem Weg zur EU, bei der sich Nordmazedonien seit 2005 als offizieller Beitrittskandidat um Aufnahme bewirbt, habe zu einer politischen und moralischen Krise und zu einer „Erosion der Werte“ geführt. Kreuz und Halbmond würden als Symbole für „Grenzen und Festungen“ missbraucht, warnte der Präsident.

Respekt vor Diversität und Menschenrechten

Papst Franziskus hob das friedliche Zusammenleben von Ethnien und Religionen in der Region als bedeutend für die Integration in Europa hervor. Er hoffe, dass sich die Integration positiv für die ganze Region des westlichen Balkans entwickle. Zugleich müsse dieser Prozess im Respekt vor Diversität und den Menschenrechten geschehen.

Weiter würdigte der Papst den „großzügigen Einsatz“ Nordmazedoniens in der Flüchtlingskrise. Der Bevölkerung, die selber Entbehrungen kenne, gereiche es zur Ehre, dass sie in der Solidarität und im Teilen den Weg jeder wirklichen Entwicklung sehe, sagte Franziskus. Diese Haltung solle sich im ehrenamtlichen Engagement gegen die „vielen Formen der Not“ fortsetzen. Während der Flüchtlingskrise 2015/2016 war Nordmazedonien mit seiner Lage auf der sogenannten Westbalkanroute Durchgangsregion für rund zwei Millionen Flüchtlinge und Migranten. Im Land selbst herrscht hohe Arbeitslosigkeit.

Papst Franziskus beim Denkmal Mutter Teresas in Skopje

Reuters/Yara Nardi

Franziskus beim Denkmal Mutter Teresas in Skopje

Katholiken nur kleine Minderheit

Zum Höhepunkt seines eintägigen Besuchs in Nordmazedonien feierte Papst Franziskus am Dienstag eine Messe im Zentrum der Hauptstadt Skopje. An dem Gottesdienst auf dem Mazedonienplatz am Vardar-Ufer nahmen mehrere Tausend Personen teil, Beobachtern zufolge auch viele Orthodoxe sowie Musliminnen und Muslime. Unter den zwei Millionen Einwohnern des Landes sind nach Vatikanangaben 15.000 Katholiken, weniger als ein Prozent. Die Mehrheit ist orthodox, etwa ein Drittel sind Muslime. Offenbar in Anspielung darauf lautet das Motto des zehnstündigen Besuchs in Nordmazedonien „Fürchte dich nicht, du kleine Herde!“.

„Das harte Brot der Desinformation“

In seiner Predigt lud Franziskus ein, aufzubrechen und Mitgefühl mit anderen zu teilen. Viele Menschen hätten „Hunger nach Brot, Hunger nach Brüderlichkeit, Hunger nach Gott“. Zugleich warnte er davor, andere zu etikettieren und schnelle und sichere Antworten zu suchen. „Wir haben uns daran gewöhnt, das harte Brot der Desinformation zu essen“, so der Papst. Viele seien durch Konformismus gleichgültig und durch Träume von Pracht und Größe einsam geworden oder hätten über dem Streben nach Vernetzung „den Geschmack an der Brüderlichkeit verloren“.

Es ist das erste Mal, dass ein Papst Nordmazedonien besucht. Die Visite fällt zusammen mit dem 25-jährigen Bestehen diplomatischer Beziehungen zwischen dem Vatikan und der seit 1991 unabhängigen Republik.

Am Nachmittag ist eine ökumenische und interreligiöse Jugendbegegnung im katholischen Pastoralzentrum von Skopje vorgesehen. Danach trifft der Papst in der benachbarten Bischofskirche mit Priestern, deren Angehörigen und Ordensleuten zusammen. Abends reist Franziskus nach Rom zurück.

religion.ORF.at/KAP/APA/AFP/dpa

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