Papst solidarisch mit angefeindeter Roma-Familie

Papst Franziskus hat sich mit einer angefeindeten Roma-Familie solidarisch gezeigt und deren Kinder gesegnet. Zuvor gab es bereits ein Treffen mit 500 Roma und Sinti, das von rechtsextremen Protesten begleitet war.

Die Familie aus dem römischen Stadtviertel Casal Bruciato ist seit Tagen Drohungen und Beleidigungen ausgesetzt. Der Papst traf sie am Donnerstagabend in der Sakristei der Lateranbasilika, wo eine Diözesanversammlung stattfindet. Die 14-köpfige Familie aus einem Roma-Camp am Stadtrand hatte von der Stadtverwaltung eine Wohnung zugewiesen bekommen.

Papst Franziskus segnet ein Roma-Mädchen. Er zeigte sich damit solidarisch mit einer Roma-Familie, die Anfeindungen ausgesetzt ist.

APA/AFP/Vatican Media/Handout

Papst Franziskus zeigte sich solidarisch mit einer großen Roma-Familie, die wegen des Bezugs einer Wohnung angefeindet wird

Politikerin verteidigt Wohnungsvergabe

Seitdem sie dort eingezogen ist, werden die Familienmitglieder auf der Straße und über soziale Netzwerke bedroht und beschimpft. Bürgermeisterin Virginia Raggi von der Fünf-Sterne-Bewegung wurde von einer aufgebrachten Menge beschimpft, als sie die Familie besuchte und die Zuweisung der Wohnung verteidigte. Raggi, die am Mittwoch die Familie besuchte, um ihre Solidarität nach den rechtsextremen Protesten auszudrücken, wurde von mehreren Personen beschimpft.

Raggi bekräftigte das Recht der Familie, die Wohnung zu beziehen. Sie gebe dem rassistischen Hass nicht nach, der von rechtsextremen Kräften geschürt werde, so Raggi. Auch andere prominente Politiker besuchten die Roma-Familie, um ihre Solidarität zu bekunden.

Papst: „So etwas ist keine Zivilisiertheit“

Mit dem spontanen Treffen am Abend habe der Papst seine Verbundenheit und Solidarität mit dieser Familie zum Ausdruck bringen wollen und alle Formen von Hass und Gewalt auf das Schärfste verurteilt, betonte Vatikansprecher Alessandro Gisotti.

Bereits zu Mittag hatte Franziskus mit rund 500 Roma und Sinti im Apostolischen Palast einen Gebetsgottesdienst gefeiert. Das Treffen fand statt, kurz nachdem es in Rom wiederholt zu Protesten gegen die Vergabe von Sozialwohnungen an Roma-Familien gekommen ist. Bei dem Gebetstreffen äußerte der Papst seine Abscheu gegenüber den jüngsten Anfeindungen vor allem rechtsradikaler Gruppen gegenüber Sinti und Roma in der italienischen Hauptstadt.

„Immer wenn ich solche schlimmen Nachrichten lese, leide ich. So etwas ist keine Zivilisiertheit“, sagte der Papst in einer frei gehaltenen Ansprache am Donnerstag. Natürlich gebe es politische, soziale, kulturelle Probleme für Roma und Sinti in ihrem Verhältnis zur übrigen Gesellschaft. Als grundlegendes Problem machte Franziskus die persönliche Distanzierung durch vorschnelle Qualifizierungen anderer Menschen aus.

Anrainer und Rechtsextreme protestierten

Den zweiten Tag in Folge hatte am Mittwoch eine Gruppe von Anrainern im römischen Außenbezirk Casal Bruciato gegen den Beschluss der Gemeinde Rom, einer 14-köpfigen Roma-Familie eine Sozialwohnung zu geben, protestiert. Die rechtsextreme Partei CasaPound hatte ihre Anhänger dazu aufgerufen, vor dem Gebäude zu demonstrieren, in dem die Roma-Familie untergebracht ist.

Schon in den vergangenen Wochen war es in Casal Bruciato sowie in Roms Außenbezirk Torre Maura zu Protesten gegen Roma-Familien gekommen, denen die Gemeinde Sozialwohnungen vermittelt hatte. Linksparteien hatten mit einer Gegendemo reagiert und gegen Rassismus protestiert.

Raggi bemüht sich um den Abbau illegaler Roma-Siedlungen in der Stadt. Bedürftigen Familien werden Sozialwohnungen zur Verfügung gestellt. In der italienischen Hauptstadt war im vergangenen Juli ein Camp mit mehreren Hundert Angehörigen der Minderheit der Roma geräumt worden. Laut NGOs leben zwischen 120.000 und 180.000 Roma in Italien. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Übergriffen gegen Angehörige der Minderheit.

religion.ORF.at/KAP/APA