Chalupka: Kirche muss Menschen wieder mehr hören

Will die Kirche wieder an Attraktivität gewinnen, muss sie laut dem designierten evangelischen Bischof Michael Chalupka gerade heute zu einem Raum werden, in dem man gehört werde, „denn solche Räume gibt es immer weniger“, erläuterte Chalupka in der „Kleinen Zeitung“.

Nur so könne wieder ein Zugehörigkeitsgefühl zur Kirche aufgebaut werden. Im Moment mache man in der evangelischen Kirche allerdings die Erfahrung, „dass die Menschen nicht gehört und sich damit nicht zugehörig fühlen“. Sie blieben vielmehr in ihren eigenen Blasen und Gruppen, die allerdings gerade die Kirche aufstechen könne.

Hoffen auch auf Nicht-Evangelische

Angesprochen auf den in einer deutschen Studie prognostizierten Mitgliederschwund innerhalb der evangelischen Kirche in Deutschland, die mit minus 50 Prozent bis 2060 rechnet, meinte Chalupka: Es gebe zwar einen durch Demografie (weniger Geburten, mehr Todesfälle, Anm.) und Säkularisierung ausgelösten Rückgang bei den Mitgliederzahlen, das Image der evangelischen Kirche sei zumindest in Österreich allerdings positiv und das nicht nur bei Mitgliedern, sondern sogar bei Ausgetretenen.

Dort gehe es meist um einzelne Situationen oder den Kirchenbeitrag. Als Bischof sehe er sich vor allem in der Verantwortung, „dass die evangelische Kirche in Österreich so eine Standkraft bekommt, dass auch Nicht-Evangelische etwas bei uns beitragen wollen“.

Bei der Frage nach der Trauung für alle wolle er als Bischof möglichst alle Gruppen innerhalb der evangelischen Kirche hören und wertschätzen. Eine hohe Verantwortung schreibt er dabei aber auch den Superintendenten, Pfarrern sowie Gemeindemitgliedern zu. „Auf keiner Ebene darf auf die vergessen werden, die anderer Meinung sind“, so Chalupka.

In der Debatte um den Karfreitag als Feiertag will er ein weiteres Mal mit den politischen Verantwortungsträgern ins Gespräch kommen, denn „wir haben den diesjährigen Karfreitag sehr positiv erlebt: Die Kirchen waren voll und auch von katholischer Seite gab es Solidaritätsbezeugungen. Es ist deutlich geworden, dass dieser Tag zentral für die Christenheit ist“.

Konfessioneller Religionsunterricht

Der designierte Bischof sprach sich in dem Interview auch für einen konfessionellen Religionsunterricht an Schulen aus, der für die evangelische Kirche einen doppelten Wert habe: "Er dient dem Minderheitenschutz und ist ein Ort, an dem evangelische Identität gelebt, aber auch reflektiert werden kann.

Das inkludiert die Beschäftigung mit anderen Konfessionen und Religionen. Wir brauchen nur die Zeitung aufzuschlagen und sehen, wie wichtig es ist, religiös alphabetisiert zu sein, um Religionsthemen richtig einordnen zu können."

Für die nächsten Generationen denken

Beim Umweltschutz sieht Chalupka die Kirchen in einer besonderen Verantwortung, denn dieser sei ein Auftrag, der sich bereits in der Schöpfungsgeschichte der Bibel finde. „Wir müssen für die nächsten Generationen denken. Und was gefordert wird, ist ja nicht utopisch, vielmehr haben es die Regierungen selbst im Pariser Abkommen zugesagt“.

Seitens der evangelische Kirche versuche man etwa, den Energieverbrauch bei Gebäuden einzudämmen und vorrangig öffentliche Verkehrsmittel zu verwenden. „Zusammen mit der katholischen Kirche haben wir die ‚Klimakollekte‘ gestartet für Klimaschutzprojekte in den Ländern des Südens.“

religion.ORF.at/KAP