Polens Bischöfe begrüßen Film über Kindesmissbrauch

Mit einer Entschuldigung hat die katholische Kirche in Polen auf einen neuen Dokumentarfilm über sexuellen Kindesmissbrauch durch Priester reagiert. Während der Dreharbeiten hatten sie sich nicht geäußert.

„Im Namen der ganzen Bischofskonferenz möchte ich mich bei allen geschädigten Personen sehr entschuldigen“, sagte deren Vorsitzender Erzbischof Stanislaw Gadecki am Wochenende. Die am Samstag auf der Videoplattform „YouTube“ veröffentlichte zweistündige Doku „Nur sag es niemandem“ des unabhängigen Journalisten und Regisseurs Tomasz Sekielski wurde innerhalb von 32 Stunden fünf Millionen Mal angesehen. Der Film wurde zum Teil mit versteckter Kamera gedreht.

Die Dokumentation zeigt Begegnungen von Opfern pädophiler Priester mit ihren einstigen Peinigern. Einige inzwischen sehr alte Priester gestehen den Missbrauch, bitten um Vergebung und bieten manchmal finanzielle Entschädigung an. Dokumentiert wird auch, wie Priester, die wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern beschuldigt oder sogar verurteilt wurden, in andere Gemeinden versetzt wurden, wo sie weiter mit Kindern zu tun hatten.

Doku zur Einhaltung der Richtlinien

Der Erzbischof dankte dem Filmemacher für seine Arbeit. „Bewegt und traurig“ habe er sich Sekielskis Dokumentation angeschaut. Der Grundtenor des Films decke sich mit seinen Erfahrungen, die er in vielen Gesprächen mit Geschädigten gewonnen habe, so Gadecki. Die Doku werde zur genauen Einhaltung der Richtlinien für den Schutz von Kindern und Jugendlichen in der Kirche beitragen.

Der für den Kinderschutz in der Kirche zuständige polnische Primas, Erzbischof Wojciech Polak, äußerte sich in einem eigenen Video „tief betroffen“ von den Schilderungen in dem Film: „Ich danke allen, die den Mut haben, von ihrem Leid zu erzählen.“ Er entschuldige sich für jede von Kirchenmitarbeitern zugefügte „Wunde“.

Keine Stellungnahmen von Bischöfen

Während der Arbeiten an seinem Film hatte sich Sekielski nach eigenen Angaben erfolglos um Stellungnahmen von Bischöfen bemüht. Stattdessen kommen in seinem Werk ausführlich Betroffene und einige Priester zu Wort. Die katholische Kirche wird seit Jahrzehnten von Missbrauchsskandalen erschüttert. Die Skandale schlagen in vielen Ländern hohe Wellen.

Im Herbst 2018 hatte die Bischofskonferenz ganz anders auf den polnischen Kinofilm „Klerus“ reagiert, der sexuellen Kindesmissbrauch durch Priester und dessen Vertuschung angeprangerte. Die meisten Bischöfe hatten den Streifen ignoriert oder kritisiert. Mehr als fünf Millionen Zuschauer machten ihn zum meistgesehenen Kinofilm in Polen seit 2000.

religion.ORF.at/KAP/KNA/APA/AFP