Kardinal wegen Stromdiebstahls angezeigt

Der Almosenmeister des Papstes, Kardinal Konrad Krajewski (55), hat die Stromversorgung in einem ohne Genehmigung besetzten Gebäude in Rom reaktiviert. Er beging damit eine Straftat und wurde angezeigt.

Kurienkardinal Konrad Krajewski, der Almosenmeister des Papstes, muss wegen seines zivilen Ungehorsams zugunsten römischer Hausbesetzer mit juristischen Folgen rechnen: Laut italienischen Medien (Montagausgaben) erstattete der Netzbetreiber Areti Anzeige gegen Unbekannt, nachdem Krajewski am Wochenende einen gesperrten Stromanschluss eigenmächtig freigeschaltet hatte. Der Vorwurf lautet demnach auf Stromdiebstahl.

Das verwahrloste Gebäude im Besitz der Stadt Rom unweit der bekannten Kirche Santa Croce in Gerusalemme ist seit 2013 von Aktivisten des Verbands Action besetzt, der sich für Sozialwohnungen zugunsten einkommensschwacher Personen einsetzt.

Almosenmeister will Stromrechnung begleichen

Krajewski sagte unterdessen der Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Montagausgabe), er sei bereit, die Stromrechnung für die bis zu 500 Bewohner des Hauses zu übernehmen. Für die Motivation zu seiner Tat verwies er auf den letzten Blackout in Rom: „Für wenige Stunden fehlte das Licht, und es war ein Drama. Jetzt stelle man sich vor, was es heißt, sechs Tage ohne Strom zu sein.“

Der vatikanische Almosenmeister, Kardinal Konrad Krajewski

APA/AFP/Andreas Solaro

Der vatikanische Almosenmeister, Kardinal Konrad Krajewski

Das Energieunternehmen der italienischen Hauptstadt hatte den besetzten Wohnblock am 6. Mai wegen nicht bezahlter Rechnungen von der Versorgung abgehängt. Nachdem eine ultimative Forderung Krajewskis zur Beendigung der Sperre unerfüllt blieb, stieg der 55-jährige Kardinal am späten Samstagabend persönlich in den Verteilerschacht, entfernte die Sicherungsplomben und stellte den Strom wieder an.

„Akt der Verzweiflung“

Wie Krajewski dem „Corriere“ weiter sagte, unterstützte der Vatikan die Hausbewohner, unter ihnen rund 100 Minderjährige, schon seit längerem mit medizinischer Hilfe und Lebensmitteln. Zwangsräumungen, Familien ohne Zuhause und Menschen, die kaum über die Runden kämen, seien in Rom eine Realität. Die erste Frage sei nicht die nach unbezahlten Rechnungen, sondern, wie es sein könne, dass Familien sich in solchen Situationen befänden, sagte der Kardinal.

Krajewski hatte am Wochenende von einem „Akt der Verzweiflung“ nach einer Woche ohne Strom gesprochen. Hausbesetzer berichteten laut der Zeitung „Repubblica“, Kardinal Krajewski sei am Samstagnachmittag erschienen und habe angekündigt, persönlich den Strom wieder einzuschalten, wenn die Unterbrechung nicht bis 20.00 Uhr aufgehoben sei. „Und so war es - Pater Konrad ist in den Schacht gestiegen, hat die Plomben entfernt und das Licht angeschaltet.“ Der Kardinal habe „die volle Verantwortung“ gegenüber der Polizei und dem römischen Stromversorger übernommen, hieß es.

Manipulation an Sicherungsplomben Straftat

Die Manipulation von Sicherungsplomben an elektrischen Einrichtungen gilt in Italien als Straftat. Das Gesetz sieht Haftstrafen von sechs Monaten bis drei Jahren und eine Geldstrafe vor. Italienische Medien zitierten nicht näher genannte vatikanische Quellen, Krajewski habe „im vollen Bewusstsein der möglichen Konsequenzen“ gehandelt.

Wie die „Repubblica“ weiter berichtet, erschienen am späteren Abend nach der Aktion Techniker des Netzbetreibers in Begleitung mehrerer Polizeiwagen. Zahlreiche Bewohner hätten jedoch die Verteilerzentrale bis drei Uhr morgens blockiert. Das Gebäude in der Via di Santa Croce di Gerusalemme unweit des römischen Hauptbahnhofs ist der Zeitung zufolge seit Oktober 2013 besetzt. Die Immobilie gehöre nicht dem Vatikan, hieß es.

Die Initiative des Kardinals löste Protest von Innenminister Matteo Salvini aus. „Ich rechne damit, dass der Almosenmeister des Papstes, die nicht bezahlten Stromrechnungen in der Größenordnung von 300.000 Euro zahlen wird“, sagte Salvini. Der Innenminister setzt sich für die Räumung illegale besetzter Gebäude in Rom ein.

religion.ORF.at/APA/KAP/KNA

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