Bleiburggedenken: Kirche betont religiösen Charakter

Vor der umstrittenen Gedenkfeier am Loibacher Feld bei Bleiburg in Kärnten haben Spitzenvertreter der katholischen Kirche in Kroatien betont, dass das Treffen ein religiöses Totengedenken sei und nicht für andere Zwecke instrumentalisiert werden soll.

Alle, die die Gedenkveranstaltung für die Opfer von Kriegsverbrechen bei der „Beiburger Tragödie“ unterstützen, sollten am Samstag „würdevoll und von Gebet erfüllt“ der getöteten Opfer gedenken, appellierte der für Auslandskroaten zuständige Bischofsvikar Tomislav Markic im kroatischen katholischen Radio HKR. „Wir wollen zeigen, dass dies eine wahrhaft religiöse Versammlung ist.“

Bischofsmesse heuer untersagt

Ähnlich äußerte sich auch der Bischof von Varazdin, Josip Mrzljak, bei der Pressekonferenz zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Kroatischen Bischofskonferenz am Donnerstag in Zagreb. Die Bischöfe wollten, dass die Feier einen religiösen Charakter habe. Bleiburg sei „der Beginn der Erinnerung“, betonte er.

Nachdem die Diözese Gurk-Klagenfurt heuer eine Bischofsmesse bei dem Treffen untersagt hat, wird der kroatische Caritasdirektor Fabijan Svalina den Gottesdienst leiten. Die Messe auf privatem Grundstück setzt nur bei Mitwirkung eines Bischofs die Zustimmung der Diözese Gurk als zuständiger Ortskirche voraus. Nach der Messe wird Idriz Efendi Besic namens der islamischen Gemeinschaft in Kroatien ein Gebet für die muslimischen Opfer sprechen.

Ustascha-Symbole verboten

Um die gesamte Veranstaltung, zu der auch ein Gebet am Friedhof Unterloibach und eine Kranzniederlegung gehören, gibt es Streit, weil in den vergangenen Jahren vermehrt Teilnehmer die Veranstaltung nutzten, um das kroatische faschistische Ustascha-Regime zu verherrlichen. Im Vorjahr hatte die Diözese Gurk strenge Auflagen für die Feier erteilt, dennoch kam es zu mehreren Anzeigen und Verurteilungen nach dem Verbotsgesetz. Heuer gilt außerdem erstmals ein Verbot für diverse Ustascha-Symbole, das in Österreich am 1. März in Kraft getreten ist.

„Politisierung vermeiden“

Die kroatische Regierung entsendet am Samstag Verwaltungsminister Lovro Kuscevic und Kriegsveteranenminister Tomo Medved nach Bleiburg, aus dem Büro von Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic soll deren Stabschefin anreisen. Der kroatische Parlamentspräsident Gordan Jandrokovic legte bereits am Donnerstag einen Kranz beim Mahnmal am Loibacher Feld nieder, ebenso wie an Gedenkstätten im slowenischen Dobrava bei Maribor und im kroatischen Macelj.

Jandrokovic forderte dabei nach Angaben der kroatischen katholischen Nachrichtenagentur IKA alle Gedenkteilnehmer in Bleiburg auf, die Opfer in Würde zu ehren und das Weiterbestehen der Feier nicht zu gefährden. Die „strengen“ österreichischen Regeln und Gesetze müssten eingehalten werden. Er selbst „lehne jegliche Politisierung an diesem Ort ab“, betonte Jandrokovic in Bleiburg. Er sei gekommen, um der Opfer zu gedenken „und nicht, um den Charakter des Ustascha-Regimes oder des NDH-Staates zu relativieren“.

Verlegung nach Kroatien im Gespräch

Bischof Mrzljak bestätigte derweil bei dem Pressetermin in Zagreb auf Nachfrage, dass die kroatischen Bischöfe bei ihrer Plenarversammlung auch über eine Verlegung der Feier nach Kroatien beraten, aber noch keine Entscheidung getroffen hätten. Einen entsprechenden Vorschlag, die Feier ab 2020 etwa in der Stadt Udbina abzuhalten, hatte zuletzt Mile Bogovic, der emeritierte Bischof von Gospic-Senj, geäußert. Udbina war im Zweiten Weltkrieg Schauplatz erbitterter Auseinandersetzungen zwischen Kroaten und Serben. In der Stadt gibt es eine „Kirche der kroatischen Märtyrer“.

Jährliche Gedenken seit 1953

Das Gedenken an die Opfer von Verbrechen der jugoslawischen Kommunisten, die bereits nach Kriegsende 1945 begangen wurden, findet seit 1953 jeweils im Mai am Loibacher Feld statt. Regelmäßig nehmen daran zwischen 10.000 bis 20.000 Menschen größtenteils aus Kroatien und Bosnien-Herzegowina teil. Der von Überlebenden und Exilkroaten in Kärnten gegründete Verein „Bleiburger Ehrenzug“ tritt dabei als Veranstalter auf; der Ehrenschutz lag bisher beim Kroatischen Parlament und der Kroatischen Bischofskonferenz, die seit 2003 für die Messe bei dem Gedenken verantwortlich ist.

In den vergangenen Jahren kam für den Gottesdienst stets ein kroatischer Bischof nach Kärnten. Heuer erteilte die Diözese Gurk-Klagenfurt vorab keine Genehmigung für eine Bischofsmesse, weil diese zuletzt zunehmend zu einem Anziehungspunkt für Ustascha-Sympathisanten geworden war. Die Heilige Messe am Bleiburger Feld sei „Teil einer Veranstaltung, die politisch instrumentalisiert und Teil eines politisch-nationalen Rituals ist, das einer selektiven Wahrnehmung und Deutung von Geschichte dient“, begründete der Kärntner Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger Anfang März seine Entscheidung.

Tragödie von Bleiburg und Viktring

Im Mai 1945 hielten sich rund eine halbe Million Flüchtlinge aus Slowenien, Kroatien und Bosnien, von Süden kommend, in Kärnten auf. Nach dem Zusammenbruch der Ostfront und der Niederlage der Wehrmacht am Balkan brach auch der „Unabhängiger Staat Kroatien“ (Nezavisna Drzava Hrvatska/NDH), der 1941 ausgerufene faschistische Vasallenstaat der Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg unter dem Ustascha-Diktator Ante Pavelic, zusammen.

Unter den nach Österreich Geflüchteten waren damals einfache Soldaten, slowenische Heimwehrangehörige („Domobranci“), kroatische Kollaborateure („Ustaschi“) und Familienangehörige der Soldaten. Die Briten, die als Besatzungsmacht Kärnten kontrollierten, ließen die Flüchtlinge allerdings wieder zurück nach Jugoslawien bringen und lieferten sie den kommunistischen Machthabern aus.

Etwa 100.000 ermordet

Jenseits der Grenze begannen die Massaker, als Angehörigen der Tito-Armee die Gefangenen in Empfang nahmen. Viele der Flüchtlinge wurden grausam ermordet. Der Fluchtpunkt Kärnten und die höchst fragliche Vorgangsweise der Britischen Besatzungsmacht ging als die Tragödie von Bleiburg und Viktring in die Geschichte ein.

Bereits auf den Fußmärschen in die Lager wurden zahlreiche Zurückgeschickte ermordet, weitere Massaker wurden in den Lagern verübt. An vielen Orten Sloweniens kam es ohne jedes Gerichtsverfahren zu summarischen Hinrichtungen von antikommunistischen Militärangehörigen, auch Zivilisten und deutsche Kriegsgefangene wurden umgebracht und in Panzergräben, Bergwerken, Dolinen und unzugänglichen Orten verscharrt, um die Spuren der Verbrechen zu verwischen. Von tausenden Gefangenen in den Lagern Teharje, Sentvid nad Ljubljano und Skofja Loka überlebte nur eine kleine Zahl an Zivilpersonen und Minderjährigen. Die Gesamtzahl der hauptsächlich auf slowenischem Gebiet exekutierten Personen wird auf über 100.000 geschätzt.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: