Belgische Mönche brauen 220 Jahre altes Bier nach

Die Prämonstratensermönche des belgischen Klosters Grimbergen haben nach über 220 Jahren das Originalrezept für ihr berühmtes Bier wiederentdeckt. Nun brauen sie wieder nach dem ursprünglichen Rezept, das auf das Mittelalter zurückgeht.

Es habe mehr als 220 Jahre gedauert, aber nun braue der Orden in der Abtei Grimbergen, Hersteller eines sagenumwobenen mittelalterlichen Biers, dessen Marke in den 1950er Jahren von einer Brauereigruppe übernommen worden war, wieder sein Bier mit ursprünglichen Zutaten und Methoden, berichtete der britische „Guardian“ (Dienstag-Ausgabe). In ihren Archiven hatten die Mönche die verschollen geglaubte Anleitung wiederentdeckt.

Pater Karel Stautemas mit einem Grimbergen-Bier

Reuters/Yves Herman

Pater Karl Stautemas präsentiert das wiederentdeckte Bier

Vor 120 Journalistinnen und Journalisten und in Anwesenheit des Bürgermeisters der Stadt verkündete der Subprior des Ordens, Pater Karl Stautemas, diese Nachricht. Im bierliebenden Belgien wurde dieser Nachricht viel Aufmerksamkeit zuteil.

Kloster während Revolution niedergebrannt

Stautemas erklärte, es habe vier Jahre der Forschung gebraucht, um die Methoden der Mönche wieder zutage zu bringen. Das 1128 gegründete Kloster war 1798 im Zuge der Französischen Revolution niedergebrannt worden. Später wurde es wiedererrichtet, aber die Brauerei und die dazugehörigen Bierrezepte galten als verloren.

Der Subprior warnte bei der Präsentation vor übermäßigem Genuss des Biers: Mit 10,8 Prozent Alkohol ist es sehr stark geraten. „Ein oder zwei sind okay“, sagte der Grimberger Bürgermeister, Chris Selleslagh. Die Inspirationsquelle der neuen Kleinbrauerei, die sich am gleichen Platz befindet wie die alte, war die Entdeckung von Büchern aus dem 12. Jahrhundert. Darin fanden sich Details über die Originalbrauweise der mittelalterlichen Mönche, im Speziellen deren Gebrauch von Hopfen statt fermentierter Kräuter, was sie damals ihren Zeitgenossen voraus gehabt hätten, so der „Guardian“.

Rezeptbücher in Mauer versteckt

Die Bücher waren im 18. Jahrhundert gerettet worden, die Patres hatten sie in einem Loch in der Bibliotheksmauer versteckt und entfernten sie vor dem Brand der Abtei. „Wir hatten die Bücher mit den alten Rezepten, aber niemand konnte sie lesen“, erzählte Stautemas. „Es war alles auf Latein und altem Holländisch. Also haben wir Freiwillige eingesetzt. Wir verbrachten Stunden damit, die Bücher durchzublättern und Zutatenlisten herauszufinden“, sagte der Subprior.

Pater Karel Stautemas bei Anstich eines Fasses Grimbergen-Bier

Reuters/Yves Herman

Holzfässer sollen unter anderem den ursprünglichen Geschmack wiederbringen

„Wie flüssiges Brot“

Darin seien Informationen über den früher verwendeten Hopfen, die Fässer- und Flaschentypen und sogar eine Liste der tatsächlich vor Jahrhunderten gebrauten Biere entdeckt worden. Aber nur einige der Elemente aus den Rezeptbüchern werden heute auch wirklich von den Mönchen verwendet. „Ich glaube nicht, dass die Leute heutzutage den Geschmack des damaligen Biers mögen würden“, sagte Stautemas. Marc-Antoine Sochon, der neuernannte Barumeister der Abtei, gab laut „Guardian“ an, das Bier früher sei gewöhnlich „ein bisschen geschmacksarm“ gewesen, wie „flüssiges Brot“.

Doch habe man den Geschmack durch das Weglassen künstlicher Zusätze, der Verwendung von Holzfässern und der Nutzung des örtlichen Erdbodens nachgeahmt. Stautemas, der mit elf Mitbrüdern in der Abtei lebt, bemerkte, was sie wirklich gelernt hätten, sei, dass die Mönche immer wieder Neuerungen eingebracht hätten: „Sie änderten ihre Rezepte alle zehn Jahre.“

gril, religion.ORF.at

Links: