Muslime luden zum interreligiösen Iftar-Mahl

Erstmals in seiner Funktion als IGGÖ-Präsident hat Ümit Vural Vertreter aus Kirchen, Religionen, Politik und Gesellschaft am Dienstagabend in Wien zum Fastenbrechen eingeladen. Der Abend war von innenpolitischen Themen geprägt.

Das interreligiöse Iftar-Mahl - das Fastenbrechen während des Ramadan - hat in Österreich bereits Tradition. Heuer folgte der Einladung u.a. der neue Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana. Für den Vertreter des Papstes war es damit auch sein erstes halboffizielles Auftreten bei einer Veranstaltung, auch etliche Diplomaten anderer Staaten waren anwesend. Schon der Amtsvorgänger des neuen Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, war in der Vergangenheit Gast beim interreligiösen Iftar-Essen.

Die katholische Kirche war weiters vertreten durch den Wiener Weihbischof Franz Scharl und den Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka. Auch der neue armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan, der evangelische Superintendent von Wien, Matthias Geist, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und der evangelisch-methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs kamen am Dienstag.

Engagement gegen Skandale und Populismus

In Zusammenhang mit der Regierungskrise forderte Vural Engagement gegen Skandale und Populismus. „Wir glauben an die liberale Rechtsordnung unseres Staates und wir sind einfach besser, als es gewisse Videos von Politikern, ahnen lassen“, sagte er laut Rede-Mitschrift bei dem Iftar-Essen.

Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich

APA/Herbert Pfarrhofer

Ümit Vural, Präsident der IGGÖ

„Auf Wut muss Mut folgen. Mut, damit alle demokratischen Kräfte des Landes zusammenkommen“, sagte Vural nachdem er sich gegen Maßnahmen der türkis-blauen Regierung, allen voran das Kopftuchverbot, Luft gemacht hatte. Denn trotz des muslimischen Fastenmonats Ramadan seien die Menschen wütend - „wütend, dass Gesetz für Gesetz unsere Freiräume, unsere Bürgerrechte, unsere Lebensqualität weniger und weniger werden“.

Bürger zweiter Klasse?

„Haben wir kein Anrecht auf Würde?“, so Vural, denn: „Wieso sollen sich Musliminnen und Muslime dieses Landes als Bürger zweiter oder gar dritter Klasse fühlen müssen? Wo bleibt da der Aufschrei der Anständigen?“ Die Quelle des Hasses sei dabei nicht bloß das Kopftuch oder das Fasten, „es ist und bleibt der grassierende Rassismus im Land“.

„Aber wir dürfen nicht nur behaupten, besser zu sein, als es Polit-Skandale und Brachial-Populismus vermuten lassen“, meinte der IGGÖ-Präsident, der sich wünscht, einander besser kennen zu lernen und zu vertrauen. Die Islamische Glaubensgemeinschaft sei dabei mehr als eine Interessenvertretung, sondern „ein Stachel im Fleisch jener Kräfte, die auf Musliminnen und Muslime schimpfen, um die eigentlichen Probleme im Land kaschieren zu können“.

Ludwig: „Bemühen um gutes Zusammenleben“

Erstmals in seiner Eigenschaft als Bürgermeister von Wien unterstrich Michael Ludwig (SPÖ) das Bemühen der Stadt um ein gutes Zusammenleben der Kirchen und Religionen. Dafür stehe auch der in der Seestadt Aspern geplante „Campus der Religionen“. Er sei dankbar, dass die Kirchen und Religionen aktiv an diesem Projekt mitwirken. Allein durch die Zusammenarbeit im Vorfeld der Realisierung könnten Fragen behandelt und gelöst werden, die das tägliche Miteinander betreffen, so Ludwig.

Der frühere ÖVP-Vizekanzler Erhard Busek unterstrich die fundamentale Bedeutung von Religion im Leben der Menschen: „Wir brauchen gerade heute den Weckruf der Religionen.“ Religiöse Werte wie Nächstenliebe oder Verantwortung für die Schöpfung würden auch weiterhin eine grundlegende Orientierung geben.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch auf das diesjährige 40-Jahr-Jubiläum der IGGÖ hingewiesen und Einblick in eine geplante TV-Dokumentation gewährt. Sie ist derzeit in Arbeit und soll im Herbst im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten präsentiert werden.

religion.ORF.at/KAP/APA

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