Schönborn ruft zu Teilnahme an EU-Wahl auf

Kardinal Christoph Schönborn hat zur Teilnahme an der EU-Wahl am Sonntag aufgerufen. Die Zukunft Europas liege in einem starken Miteinander, argumentierte er.

Dies freilich „bei voller Achtung der lebendigen Vielfalt, die den Reichtum unseres Kontinents ausmacht“, so der Kardinal in seiner Freitag-Kolumne in der Gratiszeitung „Heute“. Nichts in dieser Welt sei perfekt, „alles kann noch besser werden, oder auch schlechter“. Das gelte für Österreich genauso wie für die EU, wies Schönborn hin: „Wir können mitentscheiden, wenigstens ein bisschen. Gott sei Dank haben wir dazu die Freiheit.“

Kardinal Christoph Schönborn

APA/Hans Punz

Schönborn: „Wir können mitentscheiden, wenigstens ein bisschen.“

Für „gemeinsamen Weg“

Der Kardinal zeigte sich überzeugt, dass es für Europa keine andere Wahl gebe „als den gemeinsamen Weg“. Schönborn: „Mich beeindruckt der Blick auf die Weltkarte. Er zeigt, wie klein Europa ist. Allein Indien hat mehr als doppelt so viele Einwohner.“ Auch wenn sich die meisten Europäer der notwendigen Einheit bewusst seien, gebe es doch unterschiedliche Meinungen dazu, wie der gemeinsame Weg aussehen soll: „Mehr Brüssel oder mehr nationalstaatliche Eigenständigkeit?“

Ein Blick zurück in die Geschichte ist laut Schönborn hilfreich: „Wir haben uns so an die europäischen Errungenschaften gewöhnt, dass wir sie für selbstverständlich halten. Einst hat der Eiserne Vorhang Europa zweigeteilt. Heute reisen wir ungehindert quer durch Europa.“

Warnung vor „Europa der Menschenverachtung“

Vor dem Hintergrund der dramatischen politischen Veränderungen in Österreich hatte am Montag der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRKÖ), Landessuperintendent Thomas Hennefeld, ebenfalls die Bedeutung der anstehenden EU-Wahlen betont. Die Wahlen am 26. Mai könnten Weichen stellen. Es gehe dabei nicht in erster Linie um „links oder rechts, liberal oder konservativ“, so der ÖRKÖ-Vorsitzende. Es gehe um nicht weniger als um ein „offenes, soziales und friedliches Europa“ im Gegensatz zu einem „Europa der Spaltung und Menschenverachtung“.

Es gelte, „das offene Europa zu bewahren, demokratische Strukturen zu stärken, Mitbestimmung der Bürgerinnen und Bürger und einen Ausgleich in der Gesellschaft zu fördern“, betonte Hennefeld: „Dazu kann und soll jeder Christ und jede Christin einen Beitrag leisten.“ Hennefeld verwies in diesem Zusammenhang auch auf eine entsprechende Erklärung des Ökumenischen Rates.

Der Rat habe sich „konsequent und glaubwürdig seit seiner Gründung im Geist des Evangeliums für Solidarität mit den Schwachen, für Gerechtigkeit und für eine Wirtschaft eingesetzt, die im Dienst des Menschen steht und ökologisch verträglich ist“. Das Ökumenische Sozialwort von 2003 und das zehn Jahre später durchgeführte Projekt „Solidarische Gemeinde“ seien beispielsweise Zeugnis dafür. „In diesem Sinn setzen sich die Kirchen für ein solidarisches Europa der Menschlichkeit und des Friedens ein“, so Hennefeld.

Gegen unsoziale „Festung Europa“

Die Kirchen fordern in der Erklärung, die erstmalig bereits anlässlich der österreichischen EU-Präsidentschaft im zweiten Halbjahr 2018 veröffentlicht wurde, ein soziales Europa, „in dem die Würde eines jeden Menschen gewährleistet ist“. Weiters lehnen sie ein Europa ab, „das zur Festung ausgebaut wird“. Stattdessen mahnen sie mehr Hilfe für Flüchtlinge ein. Heftige Kritik wird in der Erklärung weiters an „nationalistischen Entwicklungen“ in Europa geübt, gepaart mit dem Rückbau demokratischer Errungenschaften.

religion.ORF.at/KAP

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