D: Kirche gründet Institut zur Missbrauchsaufarbeitung

Ein neues Institut der katholischen Kirche in Deutschland soll einheitliche Standards bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs entwickeln. Die Aufarbeitung soll national und international vernetzt werden.

Das „Institut für Prävention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt“ (IPA) solle mit Wissenschaftlern, Fachorganisationen, Präventionsexperten und Betroffenen von sexualisierter Gewalt zusammenarbeiten, teilten die Erzdiözese Köln und die Diözese Trier am Montag mit. Das IPA werde ab 15. September in Lantershofen in Rheinland-Pfalz seine Arbeit aufnehmen und vom bisherigen Interventionsbeauftragten der Erzdiözese Köln, Oliver Vogt, geleitet.

Internationale Vernetzung

Die Federführung über das Projekt hat der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Beim Umgang mit dem Thema Missbrauch habe sich gezeigt, „wie wichtig die nationale wie internationale Vernetzung und die Kooperation mit allen kirchlichen, gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Gruppierungen und Einrichtungen ist“, so der Bischof.

Das IPA soll nach Angaben der Diözesen mit allen Netzwerkpartnern „ein umfassendes Monitoring von Präventions- und Aufarbeitungsprojekten“ entwickeln. Zudem solle es Qualitätssicherungsinstrumente für Präventionsmaßnahmen der Kirche auf den Weg bringen, heißt es weiter. Außerdem gehöre es zu den Aufgaben, eine breite gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch zu fördern.

Reaktion auf Missbrauchsstudie

Die IPA-Gründung folgt aus der im vergangenen Herbst veröffentlichten Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz. Laut dieser Studie wurden in den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 Hinweise auf bundesweit 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden.

„Als Kirche müssen wir unbedingt verlorenes Vertrauen nach den Missbrauchsfällen wiedergewinnen“, erklärte der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki: „Dafür ist die Einführung von einheitlichen, hohen Standards im Bereich Prävention und Aufklärung in allen deutschen Bistümern wichtig.“

Bischof Ackermann zeigte sich „froh“ über die Berufung von Vogt. Als erster Interventionsbeauftragter einer Diözese in Deutschland habe er über viele Jahre wegweisende Arbeit geleistet. Woelki dankte Vogt für sein bisheriges Wirken, besonders für die Einleitung der unabhängigen Untersuchung von Missbrauchsfällen in der Erzdiözese Köln und die Errichtung eines Betroffenenbeirats, dem zehn Frauen und Männer mit Missbrauchserfahrungen im kirchlichen Bereich angehören.

Kritik an Pesonal für synodalen Weg

Für Kritik hatte am Wochenende die Bestellung eines wegen schwulenfeindlicher Äußerungen kritisierten Chef-Priesterausbildners zum Experten am synodalen Weg zur Aufarbeitung des Missbrauchskandals in der Kirche gesorgt. Woelki hatte sich zwar von dessen Aussagen distanziert, beließ den Direktor des Collegium Albertinum aber im Amt - mehr dazu in D: Umstrittener Priesterausbildner als Experte geplant.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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