Dompfarrer zu Lauda-Abschied: „War ein Stern“

Toni Faber, Dompfarrer des Stephansdoms in Wien, hat die verstorbene Formel-1-Legende Niki Lauda als „Stern“ bezeichnet. Er „war nicht nur ein Stern am Rennfahrerhimmel, nicht nur ein Stern im Flugbetrieb, sondern er war auch ein Stern für seine Familie“.

Faber, der das Requiem zu Laudas Ehren im Stephansdom leitete, kannte Niki Lauda (1949-2019) persönlich gut. „Er war abseits der Öffentlichkeit ein liebevoller Ehemann, Vater und Großvater, so schreibt es die Familie auf die Parte. Und ich weiß, dass das stimmt“, sagte er zur APA. „Er war ein empathischer, humorvoller, gelassener, bescheidener, unprätentiöser Mensch im persönlichen Gespräch, den ich immer mehr schätzen gelernt habe. Die Sorgen seines Gegenüber sind ihm nahegegangen. Er hat nachgefragt, so konnte ich ihn selbst erleben.“

Am Mittwochnachmittag begann das feierliche Requiem unter großer Anteilnahme: Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Unter anderem kamen rund 300 Ehrengäste, um dem Rennfahrer die letzte Ehre zu erweisen.

Dompfarrer Toni Faber beim Requiem für Niki Lauda

APA/AFP/Alex Halada

Dompfarrer Toni Faber beim Requiem für Niki Lauda

„Weites Herz für viele Notleidende“

„Im pochenden Herzen von Wien, im Stephansdom, den Niki Lauda selbst immer wieder besucht hat und gerade auch mit seinen Zwillingen Kerzen angezündet und gebetet hat, dürfen wir heute Abschied nehmen“. Das sagte Faber dann in seiner Predigt beim Trauergottesdienst am Mittwoch. Der Formel-1-Exweltmeister und Flugliniengründer habe einer Woche im Kreis seiner Familie für immer die Augen geschlossen, „aber als Christen trauen wir uns zu bekennen, er ist uns nur verwandelt worden“. Dafür bete die Trauergemeinde mit der Familie Lauda, „hier im Stephansdom, nach einer stundenlangen öffentlichen Aufbahrung“, wie Faber sagte.

Wer in einem Leben gleich drei oder vier Leben lebt, wie es Niki oft lachend angemerkt habe, ist nach den Worten des Dompfarrers „zu einem verehrungswürdigen Idol geworden, zum Inbegriff des Wiederauferstehens aus allen Gefahren und Unfällen, gleich einem Phönix aus der Asche“. In seinem unermüdlichen Tatendrang, seiner Geradlinigkeit und seinem Mut „bleibt er uns allen ein Vorbild und Maßstab“, sagte Faber.

Die aktiven Formel-1-Rennfahrer hatten am vergangenen Sonntag in Monte Carlo Lauda zu Ehren vor dem Grand-Prix-Start eine Gedenkminute gehalten, erinnerte der Dompfarrer. „Und Sie, Lewis Hamilton, der fünffache Weltmeister in unserer Mitte, haben ihm auch den Sieg des GP gewidmet.“

Tod hat „nicht das letzte Wort“

Das war laut Faber „ein starkes Zeichen dafür, dass der Tod nicht das letzte Wort hat“; dass alle von einer Zeit träumten, in der es nach den Lesungsworten des Propheten Jesaja keinen Tod mehr gibt und jede Träne getrocknet wird. Und Faber verwies auch auf die biblische Hoffnung auf ein himmlisches Festmahl in einer Qualität, „die - erlauben sie mir eine persönliche Anspielung auf seinen engen Freund Attila Dogudan - sogar die high quality von Do&Co übertreffen kann“.

Faber nannte es ein „großes Privileg“, Niki Lauda gekannt zu haben und erwähnte auch persönliche Erinnerungen an den Verstorbenen: Nach dem schrecklichen Flugzeugdrama von Thailand 1991 mit 223 Toten, deren ebenfalls mit einem Requiem im Stephansdom gedacht wurde, habe Lauda nicht geruht, um die Unfallursache zu finden. Seit damals könne der Konstruktionsfehler bei der Schubumkehr weltweit für die Zukunft ausgeschlossen werden, so Faber. Lauda habe mit dem Schicksal gehadert, dass diese Katastrophe gerade seiner kleinen Fluglinie widerfuhr. Später habe er erzählt, was ihm ein Freund dazu sagte: „Vielleicht hat dich der liebe Gott ausgesucht, dass das sicher nicht mehr passieren kann.“

Begräbnis Niki Lauda Auszug aus dem Stephansdom

APA/AFP/Barbara Sax

Im Stephansdom nahmen viele Menschen Abschied von Niki Lauda

Im Gegensatz zu einem ihm in den Mund gelegten Werbeslogan habe Niki Lauda sehr viel zu verschenken gehabt, so Faber: „Er hatte ein weites Herz für viele Notleidende.“ Jeden Tag zu leben, und sich nicht zu verzetteln, sei ihm besonders wichtig gewesen, sagte Faber weiter. „Wer sein Leben hingibt, der wird es in Wirklichkeit gewinnen. Wer das Risiko des Lebens scheut, der wird es verlieren.“ Niki Lauda habe viel gewonnen in seinem Leben. Seinen letzten Kampf gegen die Krankheit habe er nur äußerlich verloren, wies der Dompfarrer hin. Er zitierte den Verstorbenen mit dem Satz: „Der liebe Gott hat dir die Aufgabe gestellt, du musst dein Leben zu Ende leben, so gut wie du kannst.“

Freunde und Weggefährten

Zahlreiche Prominente, Freunde und Weggefährten nutzten die Gelegenheit, sich von Niki Lauda zu verabschieden: Erschienen waren unter anderem der regierende Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, dessen Teamkollege Valtteri Bottas, Mercedes-Teamchef Toto Wolff mit seiner Frau Susie sowie weitere Größen aus der Königsklasse wie David Coulthard, Nico Rosberg (der gemeinsam mit Andreas Gabalier zum Dom schritt), Alexander Wurz, Marc Webber, Jacky Ickx, FIA-Chef Jean Todt, Liberty-Media-Boss Chase Carey, der ehemalige Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo oder der frühere Formel-1-Teamchef Flavio Briatore.

Prost hält Lesung

Aus der Welt des Wintersports waren etwa heimische Superstars wie Hermann Maier, Franz Klammer und Karl Schranz anwesend. Auch Olympiasieger Aksel Lund Svindal war angereist. Schauspieler Daniel Brühl, der Lauda in dem Film „Rush“ darstellte, war ebenfalls dabei. Weiters waren der Unternehmer Rene Benko, Hannes Jagerhofer und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) Teil der Trauergemeinde.

Als Redner waren Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Ex-Formel-1-Fahrer Gerhard Berger, Arnold Schwarzenegger und Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vorgesehen. Die Lesung (Jesaia 25, 6-9, Anm.) wird Laudas Ex-Teamkollege Alain Prost halten. Die Messe wird simultan auf Englisch übersetzt, Kopfhörer wurden zuvor ausgeteilt.

Van der Bellen: Herz und Verstand

„Abschied nehmen ist immer schmerzvoll, der Abschied von Niki Lauda tut besonders weh“, sagte der Bundespräsident in seiner kurzen Ansprache. Und er fügte hinzu: „Wir stehen an der Bahre eines großen Österreichers. Good bye.“ In Richtung der Familie von Niki Lauda sagte der Bundespräsident: „Ganz Österreich ist heute bei ihnen.“

Lauda habe es wie kein anderer verstanden, „ein riesiges Herz mit glasklarem Verstand zu verbinden“. Und er sei in mehrfacher Hinsicht ein Vorbild gewesen, besonders auch, wie er mit Fehlern umging, so Van der Bellen. „Er sah die Dinge so, wie sie waren“, analysierte auch schonungslos eigenen Fehler. „Es braucht die ehrliche Analyse von Fehlern, damit wir aus der Vergangenheit lernen können. Niki Lauda hat uns gezeigt, wie das geht und dass es geht.“

Beisetzung im engsten Familienkreis

Die vorderen Plätze im Dom waren für die Familie und die Ehrengäste reserviert. Die restlichen Plätze standen zur freien Verfügung, was durchaus vielen Menschen eine Teilnahme ermöglichte: Immerhin verfügt der Dom über insgesamt 800 Sitz- und rund 3.000 Stehplätze.

Nach dem Gottesdienst wurde der Sarg Laudas, begleitet von Rennfahrer-Kollegen, Witwe Birgit Lauda, den Kindern und weiteren engen Familienmitgliedern und Freunden, in Stille zum Riesentor gebracht. Unter den tiefen Klängen der „Einserglocke“ verabschiedeten sich der Stephansdom und die Trauernden von Laudas sterblicher Hülle. Die Beisetzung des dreifachen Formel-1-Weltmeister fand anschließend abseits der Öffentlichkeit im engsten Familienkreis statt.

religion.ORF.at/APA

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