Pastoraltheologin für Gleichstellung von Frauen

Die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak beteiligt sich als 44. Kirchenvertreterin an der Initiative „bleiben erheben wandeln“ für Gleichstellung von Frauen in der Kirche.

Frauen müssen „an der Gestaltung der Kirche strukturell, rechtlich und theologisch legitim mitwirken“ dürfen. „Dabei vom guten Willen von Klerikern abhängig zu sein, widerspricht der Taufwürde“, erklärte Polak in ihrem am Montag veröffentlichten Blogeintrag im Rahmen der Initiative „bleiben erheben wandeln“.

Zwischen Ostern und Pfingsten plädieren dabei 50 mit der katholischen Kirche verbundene Frauen für eine Gleichstellung mit den Männern; Polak ist nach prominenten Theologinnen bzw. Kirchenfunktionärinnen die 44. dieser im Internet zugänglichen Serie.

Pastoraltheoplogin Regina Polak

kathbild.at/Franz Josef Rupprecht

Die Pastoraltheologin Regina Polak

Aufstand offenbar nötig

Die aktuellen „scharfen innerkirchlichen Konflikte“ um die Frauenfrage machten sie keinesfalls glücklich, gestand Polak. „Aber ich möchte nicht, dass Frauen erst aus der Kirche auswandern müssen, ehe die Kirchenleitung begreift, dass sich etwas ändern muss.“ Dazu sei ein Aufstand offenbar nötig und auch ernst zu nehmen. „Er atmet den Geist kritischer Loyalität und Treue“, befand die Theologin.

Sie begann ihren Text mit einem Liebesbekenntnis: „Ich liebe die Kirche und glaube an ihre Zukunft: Nicht zuletzt, weil sie mit ihrem biblischen Erbe die aus meiner Sicht aufregendsten Texte der Weltgeschichte bewahrt“ und seit Jahrhunderten durch ihre Worte und Taten die Welt verändert habe. Auch für Frauen, wie Polak hinzufügte: Sie teile die Sichtweise der Historikers Michael Mitterauer, der in seinem Buch „Warum Europa?“ (München, 2009) gezeigt habe, wie sehr die grundsätzlich gleiche Würde beider Geschlechter im Christentum zur Befreiung von Frauen beitrug.

Strukturell keine Partnerinnen

Dennoch gilt nach den Worten Polaks: Wo immer für die Kirche Maßgebliches entschieden werde, können Frauen nur dann teilhaben, wenn es ihnen von Klerikern erlaubt wird und sie an deren Macht teilhaben dürfen. Frauen seien „strukturell keine Partnerinnen auf Augenhöhe“. Das gehört laut der Wiener Theologin geändert, auch wenn „natürlich nicht alle kirchlichen Probleme gelöst“ sein würden, hätten Frauen Zugang zu den kirchlichen Weiheämtern.

Die Emanzipation der Frauen gehört - so Polak - zu den großen globalen Trends des 20. und 21. Jahrhunderts und wurde bereits vom Konzilspapst Johannes XXIII. in seiner Enzyklika „Pacem in Terris“ (1963) als „Zeichen der Zeit“ anerkannt, „in dem sich Gottes Zuspruch und Anspruch vernehmen lässt“. Es sei „unglaubwürdig, wenn wir daraus nicht auch innerkirchlich die entsprechenden Konsequenzen ziehen“, mahnte die Theologin.

Hinderliche Traditionen ändern

Sie verstehe die Treue der Kirche zu ihren Traditionen und anerkenne, dass Veränderungen theologisch gut begründet sein müssen. „Aber wenn Traditionen daran hindern, den kirchlichen Auftrag zu verwirklichen oder ihm widersprechen, dann müssen sie nachgebessert werden“, betonte Polak und verwies auf historische Vorbilder wie die Erklärungen des Zweiten Vatikanums zur Religionsfreiheit, zur Ökumene oder zum Judentum.

Die theologischen Überlegungen zur Aufwertung der Frauen in der Kirche lägen am Tisch, sie müssten nun im Horizont der Herausforderungen der Gegenwart interpretiert werden. Polak wörtlich: „Nicht nur die Bewahrung der Tradition, auch die Gegenwart ist eine theologische Autorität.“

Frauen aus mehreren Ländern beteiligt

Die Initiative „bleiben erheben wandeln“ wird von einer Gruppe junger Theologinnen aus Tirol getragen, unterstützt wird sie vom Frauenreferat der Diözese Innsbruck und auch prominenten Katholikinnen, die bereits Blog-Einträge verfassten bzw. dies bis Pfingsten noch tun werden - darunter Magdalena Holztrattner, die Leiterin der Katholischen Sozialakademie, die Grazer Bibelwissenschaftlerin Irmtraud Fischer, Anna Findl-Ludescher, die geschäftsführende Vorsitzende des Österreichischen Pastoralinstituts, Angelika Walser, Moraltheologieprofessorin an der Uni Salzburg oder Cordis Feuerstein, Generalsekretärin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs. Auch Frauen aus Deutschland, der Schweiz, Südtirol und sogar Lateinamerika sind eingebunden.

religion.ORF.at/KAP

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