Tausend Jahre alter Sarkophag in Mainz geöffnet

In der evangelischen St.-Johannis-Kirche im deutschen Mainz wurde am Dienstag ein Steinsarkophag aus dem Mittelalter geöffnet. Forschende vermuten in dem rund tausend Jahre alten Sarkophag die sterblichen Überreste des früheren Mainzer Erzbischofs Erkanbald.

Der Sarg wurde Ende 2018 bei Ausgrabungen im Kirchenfußboden entdeckt. Die Experten hoffen zudem, Gewänder, einen Bischofsring und Bischofsstab sowie Grabbeigaben wie Messkelche zu finden. Entnommen werden soll aber nichts. Ein Kran hob am Dienstag die Steinplatte hoch, und die Wissenschaftler begannen sofort mit der Untersuchung. Eile war angesagt, um durch die Sauerstoffzufuhr den Verfall nicht voranzutreiben.

Da bald festgestellt wurde, dass die Stoffreste bereits verfallen waren, bleibt der Sarg länger geöffnet, als geplant. Bis zum Wochenende soll er nun offen bleiben, unter anderem soll eine DNA-Probe gemacht werden, herausgenommen wird allerdings nichts. Auch der Sarkophag soll in jedem Fall an Ort und Stelle bleiben.

Johannis-Kirche erste Kathedrale?

Der steinerne Sarg aus dem 11. Jahrhundert wurde im vergangenen Jahr bei archäologischen Grabungen in der evangelischen Kirche freigelegt. Forschungsleiter Guido Faccani vermutet, dass der Sarkophag das Grab des Mainzer Bischofs Erkanbald sein könnte, der 1021 starb. Damit wäre der Nachweis gelungen, dass St. Johannis der „Alte Dom“ von Mainz war - also die erste Kathedrale vor dem später erbauten heutigen Dom, der seit 1036 Bischofssitz ist.

Innenansicht des Mainzer Doms bei Bauarbeiten. Es wird eine der ältesten Kirchenbauten Deutschlands vermutet.

APA/dpa/Fredrik von Erichsen

In der St-Johannis-Kirche in Mainz wurde ein tausend Jahre alter Sarkophag geöffnet

Die Mainzer Kirche St. Johannis ist eine der ältesten Kirchen in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt und gilt als Vorgänger des heutigen katholischen Doms, der direkt gegenüber steht. Seit 1830 ist die Johanniskirche ein evangelisches Gotteshaus, seit 2013 wird sie saniert und geforscht.

1800 Jahre Baugeschichte

Römische Profanbauten sollen seit dem fünften oder sechsten Jahrhundert die Grundlage für die Kirche gebildet haben, die damit eine mindestens 1800-jährige Baugeschichte hat. Der Sakralbau soll um das Jahr 1000 entstanden sein. Seither wurde die Johanniskirche mehrfach umgebaut - es finden sich dort Elemente aus Romanik, Gotik, Renaissance, Barock, Klassizismus und Nachkriegsmoderne.

Bisher wurden mehr als 400.000 Forschungsstücke ausgegraben - darunter Brillengläser, Spielwürfel und Fragmente von Grabplatten. Als spektakulärste Entdeckung gilt dabei der rund tausend Jahre alte steinerne Sarkophag, der am Dienstag geöffnet wurde. Der darin befindliche Leichnam - vermutlich von einem ranghohen Geistlichen - wird nun untersucht.

religion.ORF.at/AFP/dpa

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