Pfingsten: Warum die Kirche jetzt Geburtstag feiert

Das Pfingstfest ist eines der ältesten und wichtigsten Feste des Christentums. Im Mittelpunkt steht der „Heilige Geist“ und der Auftrag, die an Christus Glaubenden zu sammeln. Pfingsten gilt daher auch als der Geburtstag der Kirche.

50 Tage nach Ostern, dem Fest der Auferstehung Jesu Christi, und zehn Tage nach Christi Himmelfahrt begeht die Kirche das Pfingstfest. Dieses stellt den Abschluss der mit Ostersonntag beginnenden Osterzeit dar. Das Wort Pfingsten leitet sich ab von „Pentekoste“, dem griechischen Begriff für „fünfzig“.

Auftrag Jesu an die Apostel

Im Mittelpunkt des Festes steht die Sendung des Heiligen Geistes, der zugleich die Initialzündung zur Gründung der Kirche als Gemeinschaft aller an Christus Glaubenden darstellt. Die Bibel versteht den Heiligen Geist als schöpferische Macht allen Lebens. Er ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten. Der Ursprung für das Pfingstfest steht in der Apostelgeschichte. Dort wird beschrieben, dass sich am 50. Tag nach Ostern die Jünger in einem Haus versammelten. Hier empfingen sie die Gabe des Heiligen Geistes. Jesu beauftragte sie, das Evangelium zu verbreiten.

Eine Taube auf einem Dach

Reuters/Giampiero Sposito

Der heilige Geist wird meist als Taube dargestellt

In der Apostelgeschichte heißt es: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.“ Der Geist befähigte die Jünger, wie es in Apg 2,4 heißt, „in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ Dieses Ereignis wird in der christlichen Tradition auch als Gründung der Kirche verstanden. Als christliches Fest wird Pfingsten erstmals im Jahr 130 erwähnt.

Ein Fest, zwei Jahreszeiten

Wie auch die beiden anderen zentralen Hochfeste, Ostern (Ostersonntag, Ostermontag) und Weihnachten (Christtag, hl. Stephanus), wird dieses Fest mit dem Pfingstsonntag und dem Pfingstmontag quasi „doppelt“ gefeiert. Damit wird betont, wie wichtig dieses Fest für die Kirche ist. Seine Feier ist geprägt vom Wirken des Geistes Gottes in der Kirche – die Feier des Geburtstags der Kirche wird also auf den zweiten Tag ausgedehnt. Was heute eine Besonderheit ist, wurde in früheren Zeiten noch ausführlicher begangen, wie das Amt für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Erzdiözese Salzburg in einer Aussendung berichtete.

Viele Feste dauerten eine Woche lang, also vom Festtag an bis zum achten Tag, dem Oktavtag. In den Ostkirchen wird das Fest so heute noch drei Tage lang gefeiert: mit dem Dreifaltigkeitssonntag, dem Heiliggeistmontag und dem dritten Tag der Dreifaltigkeit. Eine weitere Besonderheit des Pfingstfests ist seine Aufteilung auf zwei kirchliche „Jahreszeiten“: Der Pfingstsonntag liegt in der Osterzeit, der Pfingstmontag in der „Zeit im Jahreskreis“, das ist jene Zeit, die nicht mit den beiden Hochfesten Ostern und Weihnachten bzw. deren Vorbereitung (Fastenzeit und Advent) verbunden ist.

Taube als Symbol

Dargestellt wird das Pfingstwunder der Sendung des Heiligen Geistes zumeist in Form einer Taube, die auf die Menschen herabkommt. In ländlichen Gebieten wird das Pfingstfest zugleich auch als Frühlingsfest begangen, bei dem Häuser geweißt und Birkenzweige an Türen und Fenstern angebracht werden.

Der an der Universität Wien lehrende Moraltheologe Matthias Beck sprach mit der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress über den theologischen Kern von Pfingsten. Er sagte, Jesus habe die Menschheit, im speziellen seine Jünger, nach dem Heimgang zum Vater in den Himmel nicht einfach verwaist zurückgelassen. Einem inneren Kompass gleich und als zentrales Bindeglied zwischen Gott und Mensch gedacht, sandte er viel mehr den Heiligen Geist in die Welt, der seither im Inneren der Menschen wirkt.

Pfingsten: Die Apostel und der heilige Geist symbolisiert durch eine Taube

AES/J. Kral

Die Apostel empfingen die Gabe des Heiligen Geistes

„Das Göttliche im Menschen“

Gerade in einer aufgeregten und desorientierten Welt liefere der Heilige Geist Orientierung, Klarheit, Anleitung zum richtigen Leben und führe so zum Guten, zur inneren Freiheit und zur Fülle des Lebens. Es gelte, diesen durchzulassen, ihn nicht zu blockieren, immer wieder still in sich hineinzuhorchen, auf ihn zu hören und in sein Wirken einzuschwingen - „gemeinhin bekannt als beten“, so Beck. Als Teil des Gewissens und Stimme der Wahrheit treibe der Heilige Geist den Menschen an, dieses zu tun und jenes zu lassen.

Pointiert bezeichnete er den Heiligen Geist als das Göttliche im Menschen. Dieser Stimme zu folgen, führe zu mehr innerem Frieden, zur tiefen Freude und zu einem erfüllten Leben. „Sich auf diesen Geist einzulassen, führt nicht zu einer weiteren Fremdbestimmung, sondern ermöglicht Selbstbestimmung und Selbstwerdung; das macht die eigentliche Größe des Menschen aus: dass er von Gott her zu sich selbst heranwachsen darf.“

Heiliger Geist „zu kurz gekommen“

Beck bedauere, dass der Heilige Geist in der Kirchengeschichte „etwas zu kurz gekommen ist“, vermutlich auch deshalb, „weil sich Pfingsten - ganz pragmatisch - auch nicht so gut vermarkten lässt wie Weihnachten und Ostern.“

Das könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kirche vielen Gläubigen gegenüber nach wie vor säumig bleibe; denn ihr Kernanliegen müsse es sein, „Menschen dabei zu helfen, die ‚Stimme‘ dieses Heiligen Geistes, die in der Weise des Schweigens im Menschen spricht, hören zu lernen und sie von den anderen Stimmen der Gesellschaft, der Mutter, des Vaters, des Ichs unterscheiden zu lernen.“

Zeit für Firmungen

Mit dem Pfingsttermin eng verbunden ist die Firmung. Denn dieses Sakrament hat seine Wurzeln ebenso wie Pfingsten in der Apostelgeschichte mit der Herabkunft des Heiligen Geistes. Firmspender sind die Bischöfe, aber auch die Äbte der Stifte, General- und Bischofsvikare.

Gespendet wird die Firmung durch die Salbung mit Chrisam auf der Stirn unter Auflegen der Hand und durch die Worte: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Das Sakrament der Firmung, das ein Art Übertritt ins Erwachsenenalter gilt, erfreut sich in Österreich ungebrochener Beliebtheit. Bundesweit werden rund um Pfingsten - in manchen Pfarren sogar noch bis in den September hinein - auch heuer wieder rund 43.300 junge Menschen bei etwas mehr als 1.230 Firmungen gefirmt.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Link: