Geldgeschenke: Schwere Vorwürfe gegen US-Bischof

Der frühere Bischof der US-Diözese Wheeling-Charleston, Michael Joseph Bransfield, soll Medienberichten zufolge über Jahre hinweg mit Kirchengeldern Geldgeschenke an junge Priester finanziert haben, die er sexuell belästigt hat.

Wie die „Washington Post“ berichtet, seien darüber hinaus auch Kardinäle in den USA und im Vatikan mit finanziellen Zuwendungen bedacht worden. Die Zeitung beruft sich auf kirchliche Dokumente, die ihr vorliegen. Nach Vorwürfen wegen sexueller Belästigung Erwachsener sowie finanzieller Unregelmäßigkeiten in seiner ehemaligen Diözese lief in den vergangenen Monaten eine von der Kirche angestoßene Untersuchung gegen den 75-jährigen Bransfield. Er darf seit März auf Kirchenanordnung keine priesterlichen oder bischöflichen Dienste ausüben.

Bransfield war von 2005 bis September 2018 Bischof von Wheeling-Charleston im US-Bundesstaat West Virginia. Laut „Washington Post“ habe er in seiner 13 Jahre währenden Amtszeit Schecks in Höhe von bis zu 15.000 Dollar von seinem persönlichen Konto unterschrieben, deren Geldbeträge ihm nachträglich von der Diözese erstattet worden seien. Insgesamt soll der Bischof 565 Schecks ausgestellt haben.

Prominente Kleriker sollen Geld erhalten haben

Unter den Empfängern sollen auch elf prominente Kleriker sein, deren Namen aus den Untersuchungsunterlagen herausgenommen wurden. Unter den Würdenträgern, die Schecks erhalten haben sollen, sollen sich unter anderen der frühere Erzbischof von Washington, Kardinal Donald Wuerl, der Erzbischof von New York, Kardinal Timothy Dolan, und der ehemalige vatikanische Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, befinden.

Auch der Erzbischof von Baltimore, William Lori, der nach dem Ausscheiden von Bransfield von Papst Franziskus zum Apostolischen Administrator der Diözese ernannt worden, hat über die Jahre eine Summe von 7.500 US-Dollar von Bransfield erhalten. Das bestätigte Lori nach dem „Washington Post“-Bericht in einem am Mittwoch (Ortszeit) veröffentlichten offenen Brief. Darin legte er auch weitere Details über die Ermittlungen gegen Bransfield dar.

Untersuchungen im Auftrag des Papstes

Papst Franziskus hatte Lori im September 2018 zum Übergangsleiter der Diözese Wheeling ernannt, mit dem Auftrag, die Vorwürfe gegen den emeritierten Bischof Bransfield zu untersuchen. Die insgesamt fünfmonatigen Vorermittlungen führte Erzbischof Lori nach Kirchenangaben mit Hilfe eines Teams von fünf - katholischen wie nicht-katholischen - Experten aus dem Laienstand durch. Im März gingen die Ergebnisse nach Rom.

Hinsichtlich der Vorwürfe der sexuellen Belästigung Erwachsener durch Bischof Bransfield habe das Ermittlungsteam festgestellt, dass die Berichte glaubwürdig seien, so Lori. In dem Bericht ist demnach die Rede von „sexuellen Anspielungen und offensichtlich schlüpfrigen Kommentare und Handlungen“ gegenüber Erwachsenen, die der Autorität des Bischofs unterstellt gewesen seien. Lori betonte gleichzeitig, dass die Untersuchung keinen sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch Bransfield aufgedeckt habe.

Tatbestand des Machtmissbrauchs

Die fünf Laienermittler kamen laut dem „Washington Post“-Artikel zu dem Schluss, dass die Geldgeschenke den Tatbestand des Machtmissbrauchs erfüllen. Zum Verdacht, dass Bransfield finanzielle Unregelmäßigkeiten in seiner ehemaligen Diözese verschuldet hat, heißt es in dem Untersuchungsbericht, der ehemalige Bischof habe einen „extravaganten und üppigen Lebensstil“ geführt. In seiner Bischofszeit habe er für Reisen rund 2,4 Millionen Dollar an Kirchengeldern ausgegeben. Dazu gehörten den Angaben zufolge auch täglich 100 Dollar für frische Blumen und 1.000 Dollar pro Monat für Alkohol.

Adminstrator Erzbischof Lori bestätigte in seinem aktuellen Schreiben, die „übermäßigen und angemessen“ Ausgaben des ehemaligen Bischofs und gab bekannt, dass er die Erlaubnis habe, den früheren Amtssitz von Bransfield zu verkaufen. Der Erlös solle für die Entschädigung von Missbrauchsopfern verwendet werden. Die Diözese Wheeling-Charleston zählt 78.000 Katholiken.

religion.ORF.at/KAP

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