Vatikan: Leitfaden zum Umgang mit Gendertheorie

Der Vatikan hat für katholische Schulen einen Leitfaden zum Umgang mit der Gendertheorie erstellt. Er soll Lehrern helfen, argumentativ gegen die Theorie vorzugehen, der zufolge das Geschlecht des Menschen durch soziokulturelle Faktoren bestimmt wird.

Die Gendertheorie sei eine „Ideologie“, die „den Unterschied und die natürliche Wechselseitigkeit zwischen Mann und Frau“ leugne, so der Vatikan. Dabei würden „persönliche Identität und emotionale Intimität“ abgekoppelt von der „biologischen Verschiedenheit von Mann und Frau“.

Das von der katholischen Bildungskongregation herausgegebene, mehrseitige Dokument wirbt für die katholische Lehre der unterschiedlichen Identität von Mann und Frau und die christliche Vorstellung von Familie. Es steht unter dem Titel „Maschio e femmina li creo. Per una via di dialogo sulla questione gender nell’educazione“ (Als männlich und weiblich schuf er sie. Für einen Weg des Dialogs zur Genderfrage in der Bildung).

Erziehung und Bildung mit Respekt

Das Schreiben soll dementsprechend einen Dialog über das Thema anregen. Im Text wird auch betont, dass bei Erziehung und Bildung stets Respekt gegenüber allen Menschen zu lehren sei, unabhängig von ihrer persönlichen Situation, unter anderem etwa in Bezug auf den Glauben oder persönliche „Gefühlsneigungen“.

Was Gefühlsleben und Sexualität angehe, herrsche ein „wahrhaftiger Bildungsnotstand“ heißt es in der Einleitung des 57 Punkte umfassenden Dokuments. In vielen Fällen würden „angeblich neutrale“ Konzepte vermittelt, die in der Realität ein Menschenbild widergäben, das „dem Glauben und der lauteren Vernunft“ widerspreche.

Familien und Bildungseinrichtungen als Vorbild

Zur besseren Vermittlung der katholischen Gendervorstellung nimmt das Schreiben besonders Familien sowie katholische Bildungseinrichtungen in die Pflicht.

Dies sollten selbst Vorbild sein, müssten jedoch auch besser auf aktuelle Entwicklungen und Diskussionen zu dem Thema vorbereitet werden. Das Dokument wurde am Montagnachmittag in mehreren Sprachen veröffentlicht; eine deutschsprachige Version gab es zunächst nicht.

Skeptische Äußerungen zur Gender-Theorie gab es zuvor bereits in Papst Franziskus’ Schreiben zu Ehe und Familie „Amoris laetitia“. „Die menschliche Identität wird einer individualistischen Wahlfreiheit ausgeliefert, die sich im Laufe der Zeit auch ändern kann“, heißt es in dem Lehrschreiben von 2016. Zu dem Thema haben sich zudem bereits einige Bischofskonferenzen geäußert, etwa die von Frankreich, Brasilien oder den USA.

religion.ORF.at/KAP