D: Massenhafte Koranschändung löst Empörung aus

Die Schändung von rund 50 Koranen in einer Bremer Moschee hat bei Politik und Religionsverbänden für große Empörung gesorgt. Am Samstagnachmittag hatten ein oder mehrere Unbekannte rund 50 Korane in der Bremer Rahma-Moschee zerstört.

Zahlreiche Korane wurden laut Ermittlern zerrissen. Nach Angaben der Bremer Schura, einem Dachverband islamischer Gemeinschaften, wurden sie teils in Toiletten geworfen. Der Staatsschutz der Polizei ermittelt, Islamverbände und Politik sind alarmiert. Die Polizei ermittelte nach eigenen Angaben wegen möglicher politischer oder religiöser Tatmotive und bat Zeugen um Hinweise auf die Verantwortlichen. Die Moschee war zur Tatzeit geöffnet.

Mehrere Korane in einem Regal

APA/dpa/Paul Zinken

In Bremen wurden mehrere Koranausgaben zerstört, manche in die Toiletten in einer Moschee geworfen

In Bremen war es bereits das zweite islamfeindliche Verbrechen in kurzer Zeit. Vor eineinhalb Wochen war ein Jugendlicher bei einem Messerangriff in einer Straßenbahn schwer verletzt worden. Ein 27-Jähriger hatte ihm ein Messer in den Hals gestochen, nachdem er diesen und einen Begleiter islamfeindlich beleidigt hatte. Der Täter wurde identifiziert und in die Psychiatrie eingewiesen.

Spirale von Hass und Gewalt

Der Zentralverband der Muslime in Deutschland warnte vor einer weiteren Zuspitzung von Konflikten. Die Bremer Tat „zielt klar darauf ab, die Spirale von Hass und Gewalt gegen Muslime und ihre Moscheen sowie allgemein gegen ihre Religion weiter anzutreiben“, erklärte der Vorsitzende Aiman Mazyek in Köln. Letztlich sollten der gesellschaftliche Frieden und die Demokratie beschädigt werden.

Mazyek rief Politik und Öffentlichkeit dazu auf, die Tat „laut und deutlich“ zu verurteilen. Im Gegensatz zu dem Echo, das diese in den internationalen Medien ausgelöst habe, werde sie im Inland kaum aufgegriffen. Es habe in den vergangenen Tagen mehrere teils schwere islamfeindliche Straftaten gegeben. Die Bremer Polizei und Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) müssten intensiv prüfen.

„Nicht provozieren lassen“

Mazyek forderte einen Beauftragten gegen Muslimfeindlichkeit und Polizeischutz für Moscheen. Auch die Bremer Schura erklärte, sie wünsche sich „das offensive Aufsuchen der muslimischen Gemeinden und eine bessere Sicherung der Moscheen“. Zugleich appellierte sie an alle Muslime, „sich nicht von solchen Idioten und Brandstiftern provozieren zu lassen“. Bürgerschaftspräsidentin Grotheer kündigte an, bei einem der nächsten Freitagsgebete in eine Moschee zu gehen.

Neue Dimension Islamfeindlichkeit

„Wir stehen fest an der Seite unserer muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger“, erklärte Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) am Dienstag in der Hansestadt im Namen des Senats. Die CDU bezeichnete die Tat als „niederträchtig“.

Sieling sprach von „abscheulichen Verbrechen“, über die der Senat „zutiefst erschüttert“ sei. Die Sicherheitsbehörden ermittelten mit Hochdruck, in Bremen sei für Hass auf Muslime kein Platz. Der Fraktionsvorsitzende der CDU in der Bürgerschaft, Thomas Röwekamp, reagierte ebenfalls scharf. Es handle sich um eine „neue Dimension islamfeindlicher Taten“. Diese müssten „bedingungslos“ aufgeklärt werden. Toleranz gegenüber anderen Religionen sei „unverhandelbar“.

„Beleidigung der Muslime“

Auch Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer (SPD) verurteilte die Tat „aufs Schärfste“. Solche Vorfälle sollten in den muslimischen Gemeinden Angst auslösen, erklärte sie nach einem Treffen mit dem Vorsitzenden der Bremer Schura, Murat Celik. Die Schura sprach von einer „Beleidigung der Muslime“ in bislang unbekanntem Ausmaß.

religion.ORF.at/AFP

Mehr dazu: