Christen in Rom gedachten umgekommener Flüchtlinge

Mit einem ökumenischen Abendgebet zum Weltflüchtlingstag haben die Kirchen in Italien an die toten Migranten und Flüchtlinge des vergangenen Jahres erinnert.

Der Gottesdienst am Donnerstagabend in der Kirche Santa Maria di Trastevere, an dem gut 800 Menschen teilnahmen, stand unter dem Titel „Wie die Hoffnung stirbt“. Dabei wurden auch die Namen zahlreicher einzelner Frauen, Männer und Kinder verlesen, die auf dem Weg nach Europa zwischen Marokko und Griechenland ums Leben kamen. Insgesamt starben im Jahr 2018 mehr als 2.300 Menschen bei dem Versuch, nach Europa zu gelangen.

Sei 2006 nur jeder 35. Mensch „auf der Suche nach Sicherheit und einer besseren Zukunft in Europa“ ums Leben gekommen, so war es im vergangenen Jahr jeder 15., sagte Roms Weihbischof Gianpiero Palmieri zu Beginn der Feier. Dabei wurde auch das sogenannte Kreuz von Lampedusa hereingetragen, das aus Planken eines gekenterten Flüchtlingsbootes gezimmert wurde.

Fast 40 Prozent Frauen

Mehr als die Hälfte der Opfer starb nach Angaben der Gemeinschaft Sant’Egidio auf der zentralen Mittelmeerroute zwischen Libyen und Italien, ein Drittel auf der westlichen Route Richtung Spanien und gut ein Zehntel im östlichen Mittelmeer und auf der Balkanroute. Der Anteil der Frauen unter den Toten ist den Angaben zufolge zuletzt auf fast 40 Prozent stark gestiegen.

Organisiert wurde der Gottesdienst unter anderem von Sant’Egidio, Caritas Italien, der Katholischen Arbeitnehmerschaft sowie den evangelischen Kirchen und der Kirche der Waldenser. In seiner Predigt betonte Kurienkardinal Kevin Farrell, es gehe in diesem Moment nicht darum, politische Forderungen aufzustellen, sondern darum, für die „gestorbenen Brüder und Schwestern zu beten“. Gott möge auch die Christen aus ihrer Gleichgültigkeit befreien, so der Präfekt des Vatikan-Dikasteriums für Laien, Familie und Leben.

Vor Beginn des Gottesdienstes hatte Marco Impagliazzo, Präsident von Sant’Egidio, die Formulierung „illegale Migration“ kritisiert. So zu reden, sei sinnlos, da es keine legalen Wege gebe. Daher warb Impagliazzo für die Fortsetzung und Ausweitung der sogenannten humanitären Korridore. Diese habe auch Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella anlässlich des UNO-Weltflüchtlingstages gewürdigt. Der jüngste Vorschlag eines Korridors, um 50.000 Migranten innerhalb von zwei Jahren aus libyschen Lagern zu befreien, sei jedoch nur umsetzbar, wenn viele europäische Regierungen und Kirchen sich beteiligten, so Impagliazzo.

religion.ORF.at/KAP

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