Papst: Jesus vermehrte kein Brot

Papst Franziskus hat die Christinnen und Christen Roms dazu aufgefordert, sich von Wut und negativer Stimmung nicht herunterziehen zu lassen. Sie sollten teilen und nicht für sich selber anhäufen.

In der Erzählung von der sogenannten Brotvermehrung, die zum Fronleichnamsfest gelesen wird, komme das Wort „vermehren“ gar nicht vor, sagte er bei einem Fronleichnamsgottesdienst am Sonntagabend im römischen Stadtteil Casal Bertone. Jesus habe aus fünf Broten nicht 5.000 gemacht; im Bibeltext gehe es allein um die Worte „brechen, geben, austeilen“.

Papst Franziskus bei einer Fronleichsnamsfeier in Santa Maria Consolatrice in Casal Bertone in Rom

APA/AFP/Tiziana Fabi

Papst Franziskus bei einem Fronleichnamsgottesdienst am Sonntagabend im römischen Stadtteil Casal Bertone

Dagegen werde überall sonst nach Vermehrung des Gewinns und nach Umsatzsteigerung gesucht. „Aber zu welchem Zweck? Zum Geben oder zum Haben? Zum Teilen oder zum Anhäufen?“, fragte der Papst so Franziskus auf dem Platz vor der Kirche „Santa Maria Consolatrice“ (Maria Trösterin). Die „‚Ökonomie‘ des Evangeliums“ hingegen vermehre durch Teilen. "Sie befriedigt nicht die Gefräßigkeit der Wenigen, sondern sie gibt der Welt Leben.

Segnen statt beschimpfen

Weiter forderte der Papst die Christen dazu auf, anstatt einander zu beschimpfen, sollten sie einander segnen - was im Grunde bedeute, gut übereinander zu reden und Mut zuzusprechen. Leider scheine oft derjenige Zustimmung zu erhalten, „der mehr und stärker schreit, der wütender ist“. Dennoch solle man sich nicht von Arroganz anstecken und von Bitterkeit einnehmen lassen, bat Franziskus die Menschen.

Bezugnehmend auf anhaltende Klagen der Römerinnen und Römer über ihre Stadt sprach der Papst von „Verfall und Vernachlässigung“, unter denen Rom leide. Angesichts einsamer alter Menschen, Familien in Schwierigkeiten und junger Menschen, die keine Arbeit finden, forderte der Papst dazu auf, ebenfalls zu teilen. Auch wenn der Einzelne oft nur wenig habe, könne das Wenige durch Teilen viel bewirken.

Segen auf Sportgelände

Nach der Messe führte die Fronleichnamsprozession zwischen mehrgeschossigen Wohnhäusern von der Betonkirche zu einer nahe gelegenen Sportanlage. Franziskus selbst ging die Prozession nicht zu Fuß mit; sein Vikar für die Diözese Rom, Kardinal Angelo De Donatis, trug die Monstranz durch die Straßen des Stadtviertels und Eisenbahnunterführungen. Den abschießenden Segen auf dem Sportgelände spendete der Papst.

Casal Bertone, erbaut für im Zweiten Weltkrieg ausgebombte Einwohner Roms, liegt wie eine Insel zwischen Verkehrsknotenpunkten sowie Bahngleisen und Schnellstraßen. Im vergangenen Jahr fand die Fronleichnamsfeier mit dem Papst erstmals nicht an der Lateranbasilika, sondern in der römischen Hafenstadt Ostia statt.

Offizieller Termin des Hochfestes des Leibes und Blutes Christi, wie Fronleichnam offiziell heißt, war der zweite Donnerstag nach Pfingsten, heuer am 20. Juni. Vielerorts - so auch in Rom - wird das Fest aber am darauf folgenden Sonntag begangen. Das im Mittelalter entstandene Fest erinnert und feiert die Gegenwart des auferstandenen Christus in den Gaben von Brot und Wein in der Eucharistiefeier.

religion.ORF.at/KAP

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