Pflege: Caritas fordert „umfassendes Gesamtkonzept“

Die Reform der Pflege in Österreich „darf aufgrund der anstehenden Neuwahlen nicht auf die lange Bank geschoben werden“, ein „umfassendes Pflegegesamtkonzept“ sei jetzt notwendig, so Bernd Wachter, Generalsekretär der Caritas Österreich.

Wachter schickte am Montag anlässlich der aktuellen politischen Debatte einer Aussendung. Um den großen ungelösten Herausforderungen zu begegnen, müssten pflegende Angehörige besser unterstützt werden, wirksame Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel gefunden werden „und es dürfen erfolgreiche Initiativen, wie die gemeinsam entwickelte, österreichweite Demenzstrategie, nicht in Vergessenheit geraten“, so Wachter.

Pflegeversicherung: Frage nach Finanzierung

Zur Diskussion um die von der ÖVP vorgeschlagene Pflegeversicherung meinte der Caritas-Generalsekretär: „Wichtig ist, dass es ein Pflegekonzept gibt, das auch nachhaltig ausfinanziert ist.“ Auch bei einer Pflegeversicherung stelle sich die Frage, woher das Geld dafür komme.

Bis 2050 ist laut Caritas mit einem Anstieg der Pflegebedürftigen von derzeit 450.000 auf 750.000 Menschen zu rechnen. Die damit hauptbelasteten Angehörigen bräuchten Unterstützung vor allem durch den Ausbau von zeitlich flexiblen Tagesbetreuungsangeboten auch in den eigenen vier Wänden, die Wertanpassung des Pflegegeldes sowie besser geregelte Ansprüche auf Pflegekarenz und Pflegefreistellung.

Flächendeckende und leistbare Angebote

Darüber hinaus müssten die Angebote von mobiler, teilstationärer und stationärer Betreuung und Pflege in ganz Österreich flächendeckend und leistbar sein, forderte Wachter. „Es kann nicht sein, dass die Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen im Burgenland und in Vorarlberg von unterschiedlicher Qualität ist und auch die Kosten divergieren.“ Alle Menschen in Österreich - unabhängig von ihrer finanziellen Situation und ihrem Wohnort - sollten Zugang zu qualitätsvoller und leistbarer Pflege und Betreuung haben, betonte Wachter.

Dazu würden ausreichend qualifizierte Mitarbeiter benötigt. „Es gilt also diese Berufsbilder attraktiver zu machen und verschiedene Bildungs- und Einstiegsmöglichkeiten für potenzielle Pflegekräfte zu schaffen“, sagte der Generalsekretär.

Pflege in Österreich zukunftsfit machen

Die Pflege in Österreich zukunftsfit zu machen, komme der ganzen Gesellschaft zugute: „Durch eine Krankheit, einen Unfall oder schlichtweg durchs Alter können wir alle betreuungs- oder pflegebedürftig werden“, wies Wachter hin. Es gelte sicherzustellen, dass ein Leben in Würde bis zuletzt für alle Menschen in Österreich möglich ist. Die mobilen Betreuungs- und Pflegeteams der Caritas unterstützen jährlich mit 2,2 Millionen Stunden Menschen zu Hause.

Graz: Elisabethinen laden zu Symposium

Unter dem Motto „Mit Grenzen umgehen“ diskutieren am 27. Juni auf Einladung der Grazer Elisabethinen Expertinnen und Experten über die Zukunft der Pflege. Im Fokus steht die Frage nach sinnvollen Entwicklungslinien für Betreuung und Pflege, die wesentliche Zukunftsperspektiven für ein nachhaltiges Gesundheitswesen in einer humanen und vitalen Gesellschaft sind, hieß es in einer Aussendung der Gemeinschaft am Montag.

Eröffnet wird das Symposium am Mittwoch im Konvent der Elisabethinen um 18.15 Uhr durch Generaloberin Sr. Bonaventura Holzmann. Im Anschluss diskutieren Landesrat Christopher Drexler, Petra Prattes, Abteilungsleiterin Pflegewohnhäuser der Caritas der Diözese Graz-Seckau, und Marianne Raiger, Direktorin der Akademie für Gesundheitsberufe, über ethische Fragen in der Pflege, die sich angesichts von Individualisierung, Migration und Demographie ergeben.

Ordensspital als wichtiger Akteur

Die Elisabethinen setzen in ihren vielfältigen Tätigkeiten seit jeher u.a. einen Schwerpunkt im Bereich der Krankenpflege. Im Krankenhaus der Elisabethinen in Graz stehen die Ordensschwestern seit 1690 im Dienst an kranken Menschen. Das Ordensspital gilt heute mit seinen knapp 200 Betten und 420 Mitarbeitern als wichtiger Akteur der Gesundheitsversorgung in der Steiermark und ist als Lehrkrankenhaus auch bedeutende Ausbildungsstätte für Gesundheitsberufe.

Zentrale Aufgabe der Elisabethinen ist u. a. die Betreuung von Patienten mit chronischen Schmerzen, Menschen mit Hörproblemen und Palliativ-Patienten. Seit April 2018 führen die Elisabethinen Graz - zusätzlich zur seit 1998 bestehenden Palliativstation mit acht Betten - ein Hospiz mit zwei Betten im Krankenhausgebäude.

In unmittelbarer Nähe zum Krankenhaus führen die Elisabethinen weiters 14 seniorengerechte betreute Wohnungen. Mit dem VinziDorf-Hospiz betreiben die Elisabethinen zudem das erste Hospiz für obdachlose Menschen, damit diese ein würdevolles Lebensende verbringen können.

religion.ORF.at/KAP

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