Kardinal auf Distanz zu Bannons Populisten-Akademie

US-Kardinal Raymond Leo Burke hat sich in einer Erklärung am Dienstagabend von dem US-amerikanischen Rechtspopulisten und Ex-Trump-Berater Steve Bannon distanziert und seine Mitwirkung an dessen katholischer Populisten-Akademie aufgekündigt.

Bannon verliert damit einen zentralen Verbündeten. Burke, der als Kritiker von Papst Franziskus gilt, zählte laut Medienangaben zu den prominentesten Förderer des Projekts Bannons. Burke legte nun den Ehrenvorsitz im Trägerverein „Dignitatis Humanae Institute“ (DHI) nieder. Bannons Ziel war, in dem ehemaligen italienischen Kloster Trisulti unweit Roms eine politische Kaderschmiede zur Verteidigung des „christlichen Abendlandes“ zu errichten.

„Gladiatorenschule“ für Populisten und Nationalisten

Das „Dignitatis Humanae Institute“ hatte die in Staatsbesitz befindliche Klosteranlage südlich von Rom Anfang 2018 als Pächter übernommen. Während in den Bewerbungsunterlagen von einer theologischen Akademie als Nutzungszweck die Rede war, kündigte der frühere Berater von US-Präsident Donald Trump, Steve Bannon, an, dort eine europäische „Gladiatorenschule“ für Populisten und Nationalisten zu errichten.

Auslöser für Burkes Abkehr vom DHI war nach seinen Angaben zufolge die Unterstützung Bannons für ein Filmprojekt, das von einer homosexuellen Subkultur im Vatikan handeln soll. Burke, der dem konservativen Lager innerhalb der Kirche zugerechnet wird, distanzierte sich sowohl von diesem Vorhaben als auch von „einer Reihe von Statements Bannons zur Lehre und Disziplin der römisch-katholischen Kirche“.

Zu viel politisches Programm

Weiter erklärte der Kardinal, sein Engagement für das DHI sei durch dessen „Arbeit zur Unterstützung für Christen im öffentlichen Leben, die in Respekt vor dem Moralgesetz handeln“, motiviert gewesen. Da das DHI „mehr und mehr mit dem politischen Programm Bannons identifiziert“ werde und trotz Drängens von Burke nicht zu seinem ursprünglichen Zweck zurückgekehrt sei, beende er „mit sofortiger Wirkung“ seine Beziehung zu dem Institut.

Der Leiter des DHI, der Brite Benjamin Harnwell, erklärte auf Nachfrage am Dienstagabend, Bannon sei in Zusammenhang mit dem Filmprojekt „inkorrekt“ dargestellt worden. Auch habe das DHI nichts mit dem Vorhaben zu tun; Harnwell betonte, das Treffen zwischen Bannon und dem französischen Autor Frederic Martel über die Filmrechte sei auf seine, Harnwells, private Initiative zustande gekommen.

Aus für die Akademie?

Kardinal Burke war erst seit kurzem Ehrenvorsitzender des DHI, nachdem der frühere vatikanische Spitzendiplomat Kardinal Renato Raffaele Martino im Jänner auf das Amt verzichtet hatte. Harnwell nannte Burke anlässlich dessen Rücktritts „eine wesentliche Leitfigur für das DHI und einen guten Freund, über viele Jahre“.

Erst in der vergangenen Woche hatte Italiens Kulturminister Alberto Bonisoli sein Aus für die geplante Populisten-Akademie in Trisulti bekräftigt. Die Konzession zur Nutzung des Areals der früheren Zisterzienserabtei werde dem aktuellen Trägerverein entzogen und anderweitig vergeben, sagte Bonisoli in Rom. DHI-Leiter Harnwell geht hingegen von der Aufnahme des Lehrbetriebs im Spätherbst aus.

religon.ORF.at/KAP/APA

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