Katholische Jugend pocht auf Sexualpädagogik

Rund um das Thema Sexualpädagogik in Schulen gibt es derzeit heftige Debatten. Der Bundesvorstand der Katholischen Jugend Österreich hat sich gegen den betreffenden Entschließungsantrag ausgesprochen.

Aufgrund eines Anlassfalls Ende des vergangenen Jahres hatten Abgeordnete der ÖVP und FPÖ einen Entschließungsantrag eingebracht, der letzte Woche bereits im Unterrichtsausschuss angenommen wurde und diese Woche im Nationalrat abgestimmt wird. „Durch den Antrag soll die Hinzunahme von externen ExpertInnen im Bereich der schulischen Sexualpädagogik komplett untersagt werden“, warnte die Katholische Jugend in einer Aussendung vom Montag.

Schulszene

APA/Hans Punz

Die Katholische Jugend wünscht sich einen Sexualkundeunterricht, „der nicht ideologisch gefärbt oder aufgeladen“ ist

Eva Wimmer, ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jugend Österreich: „Sexualpädagogische Bildung trägt wesentlich zur Verhinderung ungewollter Schwangerschaften bei Jugendlichen, zum Schutz vor Geschlechtskrankheiten, zur Entwicklung eines respektvollen und achtsamen Umganges miteinander und zur Prävention vor sexualisierter Gewalt bei. Sie ist essenziell zur Entwicklung eines gesunden Zugangs zur eigenen Körperlichkeit und des Selbstwerts von Kindern und Jugendlichen.“

Tabuthemen leichter mit Externen

Dass allein durch die Lehrkräfte eine flächendeckende und qualitative sexualpädagogische Bildung gewährleistet ist, bezweifelt Wimmer: „Die jahrelange Erfahrung zeigt uns deutlich auf, dass sensible Themen und Tabuthemen leichter mit externen sexualpädagogischen ReferentInnen, zu denen kein Abhängigkeitsverhältnis besteht, besprochen und bearbeitet werden können.“

Das noch von Ex-Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) geplante Akkreditierungsverfahren von externen Sexualkundevereinen wäre ein sinnvolles und ausreichendes Element der Qualitätssicherung, so die Katholische Jugend. Sicherzustellen sei, dass „die Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit auf aktuellstem Stand der sexualpädagogischen Erkenntnisse aufbaut und nicht ideologisch gefärbt oder aufgeladen ist“. Damit müsse auf den „Einsatz von ExpertInnen im Bereich Sexualpädagogik wie etwa der Aktion Leben oder des Projektes Abenteuer Liebe im Unterricht nicht verzichtet werden“.

Mit einer Aussendung unter dem Titel „Wie retro darf Politik sein?“ hatte sich Dienstag vergangener Woche Verhütungsexperte Christian Fiala zum Thema gemeldet. Die frühere Regierung wolle „den wenigen engagierten Sexualpädagogen verbieten, Jugendlichen verlässliche Informationen rund um Sex und Aufklärung vermitteln, damit sie ihr sexuelles Leben verantwortungsvoll nach ihren eigenen Bedürfnissen gestalten können“.

Experte beklagt „Retro-Politik“

Der Gynäkologe Fiala, der auch Direktor des Verhütungsmuseums in Wien ist, meinte, dass gerade das außerschulische Setting und die Möglichkeit, Fragen an Personen zu stellen, die keine autoritäre Stellung innehaben, den besonderen Mehrwert sexualpädagogischer Expertenarbeit darstelle.

Erst letztes Jahr habe man „die derzeit einzige Verhütungsbroschüre für Jugendliche in Österreich veröffentlicht, die nicht nur bei der Zielgruppe sehr gut ankommt, sondern auch von LehrerInnen häufig nachgefragt und teilweise im Unterricht eingesetzt wird“, so Fiala.

Es brauche sexualpädagogische Arbeit, so der Mediziner, „die an die Lebenswelt der Jugendlichen anknüpft. Nur so kann die notwendige Aufklärung stattfinden und die Anzahl ungewollter Schwangerschaften verringert werden. Unsere Teenies haben ein Recht auf eine religions- und ideologiefrei Aufklärung auf aktuellem zivilisatorischen Stand. Wenn der Antrag auf Enthebung der Sexualpädagogen durchgehen sollte, würde dies erwartbar zu schlechterer Verhütung und damit zu mehr Abtreibungen führen.“

religion.ORF.at

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