Tausende Hindus brechen zu Amarnath-Pilgerreise auf

Unter großen Sicherheitsvorkehrungen haben sich im indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir Tausende Hindu-Pilgerinnen und -Pilger auf den beschwerlichen Weg zum Amarnath-Heiligtum im Himalaya-Gebirge gemacht.

Die erste Gruppe Pilgerreisender sei am Montag von Sicherheitskräften eskortiert worden, teilten Regierungsbeamte in dem mehrheitlich muslimischen Bundesstaat mit. In der Vergangenheit war es wiederholt zu Anschlägen muslimischer Extremisten auf die Pilger gekommen. Zu der 46-tägigen, beschwerlichen Wallfahrt haben sich dieses Jahr mehr als 150.000 Menschen angemeldet.

Hindu-Pilger auf dem Weg zum Amarnath-Heiligtum im Himalaya-Gebirge

Reuters/Showkat Shafi

Tausende machen sich auf den Weg zum Amarnath-Heiligtum im Himalaya-Gebirge

Ein Phallus aus Eis

Die Menschen gehen zu Fuß ins Gebirge, einige reiten oder lassen sich tragen. In der Amarnath-Grotte in rund 3.880 Metern Höhe befindet sich ein aus Eis geformter sogenannter Lingam, ein Phallussymbol, des Gottes Shiva. Lingas oder Lingams werden eher als Zeichen des Gottes verstanden denn als bloßes Phallussymbol. Shiva gilt als einer der mächtigsten Götter im Hinduismus und ist nach der Überlieferung im Himalaya zu Hause.

Zwei Abbildungen des Shiva-Lingam in der Amarnath-Grotte im Himalaya

APA/AFP/Narinder Nanu

Zwei Abbildungen des Shiva-Lingam in der Amarnath-Grotte

In der hinduistischen Religion ist Brahma der Schöpfer, Vishnu der Erhalter und Shiva der Zerstörer, aber auch Erlöser, der die Welt vor der Dunkelheit rettete. Für Shivaiten, wie seine Anhängerinnen und Anhänger genannt werden, ist Shiva die Manifestation des Brahman. Brahman ist die Bezeichnung für das unwandelbare, unsterbliche Absolute, das Höchste. Es bezeichnet die unpersönliche Weltseele, die ohne Anfang und ohne Ende existiert. Als letztlich wirksame Kraft liegt das Brahman allem Dasein zugrunde und ist in den Hindu-Traditionen die höchste Gottesvorstellung.

Auf theologischer Ebene steht Shiva jenseits von Namen, Form und Zeit. Besonders betonen die Überlieferungen seine Formlosigkeit. Darum wird Shiva grundsätzlich nicht - wie etwa der Gott Vishnu - mit ausgeprägt menschlichen Zügen ausgestattet. Vorwiegend verehrt man ihn in abstrakten Formen, meist im Linga, aber auch in einem seiner Attribute, besonders dem Dreizack.

Umstrittenes Gebiet

Seit der Unabhängigkeit des früheren Britisch-Indien und seiner Trennung in Indien und Pakistan im Jahr 1947 streiten beide Länder um die Herrschaft über die Region Kaschmir. In dem von Indien verwalteten Teil kommt es immer wieder zu Gewalt zwischen Sicherheitskräften und Anhängern einer Abspaltung des überwiegend muslimischen Kaschmirs vom mehrheitlich hinduistischen Indien. Die heutigen Atommächte haben zwei Kriege um das Himalaya-Tal geführt.

religion.ORF.at/APA/dpa

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