Fall Orlandi: Vatikan lässt zwei Gräber öffnen

36 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden eines italienischen Mädchens lässt der Vatikan zwei Gräber auf dem deutschen Pilgerfriedhof Friedhof Campo Santo Teutonico beim Petersdom öffnen.

Damit soll überprüft werden, ob die Leiche der Schülerin Emanuela Orlandi möglicherweise auf dem Gebiet des Vatikan-Staats bestattet wurde, wie aus einer Erklärung von Vatikan-Sprecher Alessandro Gisotti am Dienstag hervorgeht. Das vermuten die Angehörigen des Mädchens.

Plakat mit dem Bild von Emanuela Orlandi

APA/AFP/ Filippo Monteforte

Emanuela Orlandi verschwand 1983

Die Tochter eines Vatikan-Hofdieners war im Jahre 1983 nach der Musikschule nicht nach Hause gekommen. Bis heute ist unklar, was mit der damals 15-Jährigen passierte. Die Ermittlungen lagen bei den italienischen, nicht bei den vatikanischen Behörden.

Familienangehörige dabei

Die Gräber sollen am 11. Juli unter anderem im Beisein von Anwälten der Familienangehörigen des verschwundenen Mädchens und der in den Gräbern bestatteten Personen geöffnet werden. Pietro Orlandi, Bruder der verschwundenen Vatikan-Bürgerin, dankte dem vatikanischen Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, für die Unterstützung zur Klärung des Falles. „Es besteht der Wille, Klarheit über diesen Fall zu schaffen“, so Pietro Orlandi nach Medienangaben.

Die Rechtsanwältin der Familie, Laura Sgro, hatte ein anonymes Schreiben mit einem Bild des Grabs und dem Hinweis erhalten, darin würden sich die Überreste Orlandis befinden. Daraufhin appellierte Sgro an den vatikanischen Staatssekretär Parolin, die Erlaubnis für die Eröffnung des Grabs zu geben.

Viele Fragen offen

Bald nach dem Verschwinden des Mädchens hatten sich angebliche Entführer gemeldet, die eine Freilassung des türkischen Papst-Attentäters Ali Agca forderten. Später hieß es, Emanuela Orlandi sei von der Mafiabande der Magliana entführt worden.

Bis heute sind viele Fragen offen. Die italienische Justiz nahm 2012 nochmals Ermittlungen auf, nachdem in der Hauskirche der römischen Opus-Dei-Universität im Grab des Chefs der Magliana-Bande, Enrico De Pedis, fremde Knochen gefunden wurden. Vermutungen, es handle sich um Überreste Orlandis, erwiesen sich als falsch.

Nachdem im vergangenen Oktober menschliche Knochen auf dem Gelände der vatikanischen Botschaft in Rom auftauchten, kursierten Spekulationen, dass es sich um die Überreste Orlandis handeln könnte. DNA-Untersuchungen ergaben jedoch, dass die Knochenreste von einem Mann stammten.

religion.ORF.at/dpa/APA

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