Jad Vaschem ändert Gebete für Holocaust-Gedenktag

Die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem hat zwei Gebete ausgeweitet, die traditionell am Holocaust-Gedenktag rezitiert werden: Künftig wird nicht mehr ausschließlich der europäischen Opfer der Schoah gedacht.

In den Gebeten „Jiskor“ (Gedenke) und „El Malei Rachamim“ (Gott voller Erbarmen) seien Verweise auf Europa seien aus beiden Gebeten gestrichen worden, um auch das Gedenken an nordafrikanische Opfer miteinzuschließen, berichtete die Zeitung „Haaretz“.

Die Änderungen kamen demnach als Reaktion auf ein Schreiben einer Schülerin aus dem nordisraelischen Zichron Jaakov, deren Großvater Holocaust-Überlebender aus dem libyschen Tripolis war. Darin äußerte sie Befremden über die ausschließliche Nennung der europäischen Opfer und forderte Gedenken an alle Opfer. Jad Vaschem strich laut Bericht daraufhin bereits im Juni die Verweise auf Europa aus beiden Gebeten.

Verfolgung auch in Nordafrika

Auch in Nordafrika wurden Juden während des Zweiten Weltkriegs systematisch verfolgt. Insbesondere mit der Besatzung Frankreichs und der Errichtung des mit Nazi-Deutschland verbündeten antisemitischen Vichy-Regimes im südlichen Teil seien die meisten der rund 415.000 Juden und Jüdinnen Nordafrikas „in den Kreis der Verfolgten miteingeschlossen“ worden, so Jad Vaschem.

Bilder von ermordeten Juden in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel

Reuters/Ronen Zvulun

Bilder ermordeter Juden in der Gedenkstätte Jad Vaschem in Israel

Kennzeichnungspflicht von Juden in Algerien

Unter anderem wurden antisemitische und rassistische Gesetze umgesetzt, darunter in Algerien die Kennzeichnungspflicht von Juden. In Libyen führten laut Jad Vaschem die Italiener die 1938 in Italien erlassenen Rassengesetze ein, die zur Verfolgung und Inhaftierung von Tausenden Juden in Konzentrationslagern führte. Deutschland hatte nach Angaben der Claims Conference Anfang 2018 erstmals eingewilligt, rund 25.000 algerisch-jüdischen Holocaust-Überlebenden eine einmalige Entschädigung von 2.556 Euro zu zahlen.

Jad Vaschem („Denkmal und Name“) in Jerusalem ist die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt. Sie wurde 1953 auf Beschluss des israelischen Parlaments gegründet. Wissenschaftler haben dort das weltweit größte Archiv zum Thema aufgebaut und unter anderem die Namen von 4,8 Millionen ermordeter Jüdinnen und Juden dokumentiert.

religion.ORF.at/KAP/KNA/dpa

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