Deutsche Studie: Viele Vorbehalte gegen Islam

Ob Judentum, Christentum oder Islam - bei den Angehörigen der verschiedenen Religionen stoßen in Deutschland demokratische Werte und Prinzipien einer Studie zufolge auf breite Zustimmung.

Die große Mehrheit von 89 Prozent der Bevölkerung - über alle Religionen hinweg - hält die Demokratie in Deutschland für eine gute Regierungsform. Das hat eine am Donnerstag von der Bertelsmann Stiftung veröffentlichte Studie auf Basis des repräsentativen „Religionsmonitors“ ergeben. Bei religiöser Toleranz sieht die Untersuchung aber Defizite. Vor allem der Islam habe es schwer und werde von vielen negativ wahrgenommen.

Mit Zuwanderung und Globalisierung ist die religiöse Vielfalt in Deutschland gestiegen. Weder diese Pluralität noch der Grad der Religiosität beeinflussen der Analyse zufolge die Einstellungen zur Demokratie. „Angehörige egal welcher Religion können gute Demokraten sein“, so Studienautor und Religionssoziologe Gert Pickel.

Musliminnen bei einem Friedenmarsch in Köln 2017

APA/AFP/Leon Kuegeler

„Angehörige egal welcher Religionkönnen gute Demokraten sein“ - Friedenmarsch in Köln 2017

Anlass zur Sorge

Auf Dauer schädlich für die Demokratie seien hingegen dogmatische, rigide Glaubensvorstellungen und Intoleranz gegenüber anderen Religionen. Hier sieht die Untersuchung Anlass zur Sorge, denn: Die Hälfte der Befragten empfindet den Islam als Bedrohung. In Ostdeutschland, wo wenige Muslime leben, fallen die Vorbehalte stärker aus als im Westen. So wollen laut Erhebung 30 Prozent im Osten und 16 Prozent im Westen keine Musliminnen und Muslime als Nachbarn.

Solche abgrenzenden, ablehnenden Haltungen könnten die demokratische politische Kultur gefährden, warnte Pickel. Bundesweit wird die Zahl der Muslime auf rund fünf Millionen geschätzt, mit 1,5 Millionen leben unter allen Bundesländern die meisten in Nordrhein-Westfalen.

Skepsis nicht gleich Feindlichkeit

Die recht weit verbreitete Islam-Skepsis sei aber nicht unbedingt mit Islam-Feindlichkeit gleichzusetzen, betonte Stiftungsexpertin Yasemin El-Menouar in Gütersloh. Diese sei allerdings definitiv vorhanden bei 13 Prozent der Bevölkerung, die die Zuwanderung von Muslimen stoppen wollten.

Der Studie zufolge erweist sich aber die demokratische Kultur grundsätzlich als ein stabiles, von der breiten Mehrheit getragenes Fundament: Unter Christen sprechen sich 93 Prozent, unter Muslimen 91 Prozent, unter Konfessionslosen 83 Prozent für die Demokratie aus.

religion.ORF.at/dpa

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