D: Rabbiner und Kardinal setzen auf Dialog

Der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, hat die Beziehung zwischen den Juden und der katholischen Kirche in Deutschland als „ausgezeichnet“ beschrieben.

Sie sei ein Vorbild für andere Länder, sagte der Moskauer Oberrabbiner am Donnerstagabend in München. Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, bestätigte dies. Man sei miteinander im ständigen Dialog, auch wenn das die Öffentlichkeit nicht unmittelbar wahrnehme.

In diesem Austausch entstünden viele gemeinsame Texte, sagte Marx. Zwar sei ihm bewusst, dass diese nicht von Millionen gelesen würden, dennoch seien sie wichtig. „Uns verbindet ein großer Schatz“, sagte der Kardinal und verwies als Beispiel auf das Verständnis von Gott als Vater aller Menschen. Der Erzbischof verteidigte auch grundsätzlich den Dialog. Bedeute dieser doch, sein Gegenüber ernst zu nehmen, ihm zuzuhören und neugierig auf den anderen zu sein.

Jüdisch-muslimischer Dialog in Wien

Dem pflichtete Goldschmidt bei und berichtete, dass die Rabbiner in Wien etwa vor einiger Zeit einen jüdisch-muslimischen Dialog begonnen hätten, an dem sich sieben Imame und sieben Rabbiner beteiligten. Auch wenn der Anfang schwer gewesen sei, würden sie sich inzwischen gut verstehen. Der Dialog bringe viel Segen, so der Oberrabbiner: „Dass wir zusammensitzen, ist schon ein Zeichen.“

Der wachsende Antisemitismus in Europa lasse sich nur erfolgreich bekämpfen, wenn die große Mehrheit der Bevölkerung dabei mitmache, sagte Goldschmidt. Auch wenn er das Problem nicht kleinreden wolle, sagte Marx, so wolle er doch betonen, dass 80 Prozent der Bevölkerung in Deutschland keine Rassisten seien. Zugleich gelte auch, dass Christen und Juden keiner mehr auseinanderbringen dürfe.

Anlass des Gesprächs der beiden Religionsvertreter war das Erscheinen eines neuen Buchs von Goldschmidt mit dem Titel „Communitate et Orbi - für die Gemeinschaft und für die Welt“.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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