Papst: Barmherzigkeit für Notleidende oberstes Gebot

Papst Franziskus hat am Sonntag zu mehr Barmherzigkeit und Nächstenliebe aufgerufen. Wer etwa einen Obdachlosen auf der Straße sehe, solle nicht darüber nachdenken, ob dieser betrunken sei, sondern sich vielmehr selbst fragen: „Ist mein Herz verhärtet?“

Das sagte der Papst bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Die Fähigkeit zur Barmherzigkeit sei der „Eckstein des Christen, ja der Lehre Jesu“. Und Franziskus mahnte: „Wenn du angesichts eines Bedürftigen keine Barmherzigkeit spürst, wenn dein Herz nicht angerührt wird, dann heißt das: Irgendetwas stimmt nicht. Passen wir auf! Lassen wir uns nicht von einem egoistischen Mangel an Sensibilität hinreißen!“

Bezug auf barmherzigen Samariter

Franziskus ging bei seinen Ausführungen von der Bibelerzählung des barmherzigen Samariters aus. Dieser nimmt sich eines Verletzten an, den zuvor ein Priester und ein Levit, also gläubige Menschen, ignoriert hatten - wahrscheinlich um sich nicht mit seinem Blut zu verunreinigen. Sie hätten so jedoch eine menschliche Regel wichtiger angesehen, als das „große Gebot Gottes“ der Barmherzigkeit, so Franziskus.

Papst Franziskus

APA/AFP/Andreas Solaro

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Vorurteile überwinden

Das Beispiel des Samariters ist laut dem Papst daher auch ein Aufruf, Vorurteile zu überwinden. Es zeige, „dass auch ein Ausländer, auch wenn dieser den wahren Gott nicht kennt und dessen Tempel nicht besucht, in der Lage ist, sich nach Gottes Willen zu verhalten, Mitgefühl mit seinem Bruder in Not zu haben und ihm mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu helfen“, so der Papst.

Er rief auch zu einer schnellen Lösung des Konflikts in Venezuela auf. „Beten wir zum Herrn, dass er die betroffenen Parteien inspiriere und erleuchte, damit sie schnellstmöglich ein Abkommen zum Wohl des Landes und der gesamten Region treffen, um die Leiden der Leute zu beenden“, sagte der Papst am Sonntag nach seinem Angelusgebet auf dem Petersplatz. Die Venezolaner litten sehr unter der andauernden Krise, so Franziskus.

religion.ORF.at/KAP

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