Archäologen: "Kirche der Apostel" entdeckt

Israelische Archäologinnen und Archäologen haben eine mindestens 1.500 Jahre alte Kirche in der Nähe des Sees Genezareth in Nordisrael entdeckt. Sie gehen davon aus, dass die Kirche über dem Haus der Jesus-Apostel Petrus und Andreas errichtet worden ist.

Sie berufen sich auf eine Erzählung des Bischofs Willibald von Eichstätt aus dem 8. Jahrhundert. „Ich glaube, es gibt fast keinen Zweifel daran, dass dies die Kirche ist, die der christliche Reisende Willibald beschrieben hat“, sagte der Direktor der Ausgrabung, Mordechai Aviam, von der Akademischen Genezareth-Hochschule der Tageszeitung „Haaretz“ (Montag-Ausgabe). Die Kirche sei insgesamt vermutlich 20 mal 30 Meter groß. Bisher hätten sie nur rund ein Drittel ausgegraben.

Die Kirche sei Teil einer Klosteranlage gewesen und habe zum Teil sehr gute erhaltene Mosaikböden gehabt, hieß es in einer Mitteilung der Hochschule. Der Fund stütze zudem die Annahme, dass dieser Ort Bethsaida sei, sagte Aviam. Das passe auch zu den Überlieferungen des Geschichtsschreibers Flavius Josephus. Es gebe keinen Grund, die historische Überlieferung infrage zu stellen, sagte Steven Notely vom „Center for the Study of Ancient Judaism and Christian Origins“ (CSAJCO) der Zeitung.

Wahrscheinliche Ausgrabung Kirche der Apostel in Israel

APA/AFP/Menahem Kahana

Forscher sind sicher, dass sie die „Kirche der Apostel“ entdeckt haben

Kirche über Haus von Petrus gebaut

Willibald bereiste demnach 725 das Heilige Land. Dabei beschrieb er, wie er von Kapernaum am See Genezareth nach Kursi wanderte, wie Aviam sagte. Auf dem Weg dorthin sei er zu einem Ort namens Bethsaida gekommen. Dort habe er die Kirche gesehen, die über dem Haus von St. Petrus und Andreas errichtet worden war. „Es gibt keine andere Kirche zwischen Kapernaum und Kursi“, sagte Aviam. Dem Neuen Testament nach sei Petrus in Bethsaida geboren worden und habe in Kapernaum gelebt.

Zahlreiche Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Kirche von Kapernaum am Ufer des Sees Genezareth über dem Haus von St. Petrus gebaut wurde. In dem antiken Fischerdorf stehen die Ruinen eines Hauses, das angeblich einst von Apostel Petrus bewohnt wurde. Der Pilgerort zieht jedes Jahr Tausende christliche Pilger an. In einer Synagoge soll Jesus dort zu Beginn seines Wirkens gelehrt haben. Aviam sagte: „Es gibt die Möglichkeit, dass zwei Kirchen über Häusern von St. Petrus und Andreas gebaut wurden.“

Antike Stadt Bethsaida

Die Funde der großen byzantinischen Kirche neben Überresten einer römischen Siedlung bestärkten die These, dass es sich bei Al-Araj um die antiken Städte Bethsaida und Julias und damit um die Heimatstadt der drei Apostel Petrus, Philippus und Andreas handle, heißt es in einer Mitteilung des an den Grabungen beteiligten CSAJCO in New York.

Die in Al-Araj gefundene Kirche passt nach Einschätzung der zuständigen Forscher des israelischen Kinneret Academic College und des CSAJCO zu jener Kirche, die Bischof Willibald von Eichstätt in seinen Aufzeichnungen zu seinem Besuch am See Genezareth im Jahr 725 nach Christus beschreibt. Damals sei er auf dem Weg von Kapernaum nach Kursi auf eine über der Wohnstätte von Petrus und Andreas errichtete Kirche gestoßen.

Mosaike in reich ausgestatteter Kirche

Bislang legten die Forscher den Angaben zufolge die südlichen Räume der Kirche frei, die zu einem Klosterkomplex gehörte. Gefunden wurden unter anderem Bodenmosaike, gläserne Mosaiksteine sowie Teile einer marmornen Chorschranke. Die Funde deuten laut Mitteilung auf eine große und reich ausgestattete Kirche hin.

Die Grabungen ergaben demnach ferner, dass das antike jüdische Dorf sich über eine größere Fläche als bisher angenommen erstreckte. Zudem fanden die Archäologen Überreste eines römischen Privathauses aus dem 1. bis 3. Jahrhundert. Geologische Untersuchungen wiesen darauf hin, dass zahlreiche Häuser unter den Erosionen des Jordanflusses begraben seien, hieß es.

Mögliches Reliquiar für drei Apostel

Bei früheren Grabungen hatten die Archäologen neben weiteren Funden aus frühchristlicher Zeit unter anderem einen 300 Kilogramm schweren Basaltblock mit drei eingearbeiteten Fächern gefunden. Nach Einschätzungen Aviams könnte es sich um ein Reliquiar für die Apostel Petrus, Andreas und Philippus handeln.

Aviam und Notley vertreten die These, dass es sich bei Al-Araj um die antiken Städte Bethsaida und Julias und damit um die Heimatstadt der drei Apostel handelt. Andere archäologische Theorien halten das zwei Kilometer weiter nördlich in den Golanhöhen gelegene Et-Tell für das biblische Bethsaida.

religion.ORF.at/KAP/KNA/dpa

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