Missbrauch: Reformbewegung in Kontakt mit Bischöfen

Vier österreichischen katholische Reformbewegungen haben einen Briefwechsel mit Bischöfen zu den Themen Missbrauch und innerkirchliche Reformen veröffentlicht.

Ende März hatten sich Wir sind Kirche, Laieninitiative, Priester ohne Amt sowie die Pfarrer-Initiative in einem Offenen Brief an die österreichischen Bischöfe gewendet und auf konkrete Schritte zur Aufarbeitung der Missbrauchskrise und gegen einen „grassierenden Klerikalismus“ gedrängt - mehr dazu in Reformen: Kircheninitiativen verlieren Geduld.

In dem nun veröffentlichten und Kathpress vorliegenden Antwortschreiben würdigt der Feldkircher Bischof Benno Elbs im Namen der Bischofskonferenz das Anliegen und Engagement der Reformbewegungen und weist zugleich den Vorwurf der Untätigkeit zurück.

Wertschätzung des Engagements

Während der Sommervollversammlung Ende Juni in Mariazell sei der Offene Brief der Reformbewegungen diskutiert worden, schreibt Elbs in seinem auf 24. Juni datierten Antwortschreiben. „Dass Ihnen die Zukunft der Kirche ein Anliegen ist, verdient meine Wertschätzung und Anerkennung“.

Zugleich verweist Elbs darauf, dass die katholische Kirche in Österreich seit 2010 wichtige Maßnahmen zur Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch ergriffen habe, die u.a. „im Ausland wohlwollendes Echo“ gefunden haben. Auch zeige die Einrichtung eines Beirates durch unabhängige Experten zur Beratung der Bischofskonferenz in Fragen der Missbrauchsprävention im heurigen Frühjahr, dass man „auf diesem Weg der transparenten Aufarbeitung nicht stehen bleiben“ werde.

Reformen ja, aber nicht allein

Im Blick auf die von den Reformbewegungen in ihrem Offenen Brief erhobenen Forderungen nach einem Ende von „zerstörerischen Pfarrzusammenlegungen“, der Erlaubnis von Laien zur Gemeindeleitung, der Wiedereinsetzung verheirateter Priester ohne Amt und der Diakonatsweihe von Frauen räumte der Feldkircher Bischof ein, er sehe „aus österreichischer Perspektive die Zeit reif für Entscheidungen“.

Tatsächlich seien bereits von „diversen Bischöfen aus verschiedenen Ländern konkrete Vorschläge in Rom eingebracht worden“. Elbs wörtlich: „Um auch in der Öffentlichkeit ein Zeichen zu setzen, haben sich Bischöfe aus Österreich für Reformanliegen ausgesprochen. Den Vorwurf der Untätigkeit möchte ich deshalb zurückweisen.“

„Einheit der Kirche nicht gefährden“

Zwar glaube er nicht, „dass damit alle Fragen gelöst sind“, so der Bischof weiter, „jedoch sehe ich aus österreichischer Perspektive die Zeit reif für Entscheidungen“. Es brauche jedoch „Beschlüsse auf weltkirchlicher Ebene“, um die Einheit der Kirche nicht zu gefährden. Abzuwarten bleibe im Blick auf die nächsten Reformschritte auch, welche Schritte die für Herbst geplante „Amazonien-Synode“ einschlagen werde und welche Folgen dies für die Kirche in Europa und in Österreich haben werde.

„Strukturelle Missgestalt einer Zwei-Klassen-Kirche“

Die Reformbewegungen dankten Bischof Elbs ihrerseits in einem auf 16. Juli datierten Schreiben für die offen erklärte Wertschätzung ihrer Arbeit: „Diesen Eindruck hatten wir bisher nicht“, heißt es in dem von Martha Heizer (Wir sind Kirche), Herbert Bartl (Priester ohne Amt), Ewald Benes (Laieninitiative) und Helmut Schüller (Pfarrer-Initiative) unterzeichneten Brief.

Die bisherigen Schritte zur Aufarbeitung und Prävention sexuellen Missbrauchs wisse man durchaus zu schätzen, nur würden diese nicht „das tiefer liegende Problem“, nämlich die „strukturelle Missgestalt einer Zwei-Klassen-Kirche“ berühren. Auch der Verweis auf einen notwendigen Gleichschritt mit der Weltkirche müsse „allmählich hinterfragt werden“, schreiben die Autorin und die Autoren. Schließlich bestehe die Einheit der Kirche in ihrer Treue zur Botschaft Jesu, „nicht aber im Festhalten an irgendwo in der Welt historisch gewachsenen Traditionen“.

religion.ORF.at/KAP

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