Theologe Striet: Warnung vor „Religionspopulismus“

Zu Beginn der Salzburger Hochschulwochen hat der Freiburger Theologe Magnus Striet vor den Versuchungen eines „Religionspopulismus“, der nicht selten Hand in Hand gehe mit politischem Populismus, gewarnt.

Der moderne Religionspopulismus zeige sich etwa dort, wo das religiöse Erleben als jeder wissenschaftlichen Erkenntnis oder theologischen Einsicht vorrangig betrachtet wird und ein „wahrer Glaube“ als Unterscheidungsmerkmal zwischen Gläubigen eingeführt werde, sagte Striet am Montag bei einem Vortrag in Salzburg, der zugleich den Auftakt zur heurigen Salzburger Hochschulwochen darstellte.

Ähnlich dem politischen Populismus zeige sich dieser religiöse Populismus unfähig zur Selbstkritik, antipluralistisch und letztlich antiintellektuell.

Papst Johannes Pauls II. als Beispiel

Beispiele für eine solchermaßen „antiintellektuelle Komplexitätsreduktion“, die sich zugleich modernster ästhetischer Inszenierungen bedient, böten etwa die jüngsten forcierten Programme einer „Neuevangelisierung“ bis hin zur Lehrverkündigung Papst Johannes Pauls II., der auf die Einsprüche etwa eines theologischen Freiheitsdenkens mit dem Beharren auf einer „objektiven Wahrheit des Lehramtes“ reagiert habe.

So versuche ein Religionspopulismus durch das Paradigma „einfach nur glauben“ zu müssen, „eine durchsichtige Religionswelt gegen eine immer komplexere und undurchschaubarere Welt außen zu errichten“, so Striet. Dagegen gelte es festzuhalten: „Nur weil man einfache Antworten bietet, werden die Probleme nicht weniger komplex“.

Sehnsucht nach Einfachheit

Für ihn bleibe die Rede von einer Neuevangelisierung Europas „seltsam phrasenhaft“, da sie sich gleichsam unter Nutzung modernster Mittel der Ästhetik und Kommunikation jeder Auseinandersetzung mit modernen wissenschaftlichen und theologischen Erkenntnissen entziehe. „Bleibt für Gott da tatsächlich ein Platz? - Oder bleibt die Rede von der Neuevangelisierung nur ein rhetorisches Spiel, um zu verschleiern, dass der Kaiser nackt dasteht?“

Striets Vortrag bildete den wissenschaftlichen Auftakt zu den heurigen Salzburger Hochschulwochen. Noch bis 4. August versammelt diese renommierte und älteste deutsche Sommeruniversität wieder hunderte Teilnehmer - darunter hochrangige Wissenschaftler, Philosophen und Theologen - zu einer gemeinsamen „smarten Sommerfrische“ in Form von Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen und einem dichten Kulturprogramm. Das Thema der heurigen Hochschulwoche lautet: „Die Komplexität der Welt und die Sehnsucht nach Einfachheit“.

religion.ORF.at/KAP

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