Englische Kathedrale stellt Rutsche ins Kirchenschiff

In der anglikanischen Kathedrale von Norwich wird im August eine 15 Meter hohe Jahrmarktrutsche aufgestellt. Die Verantwortlichen erhoffen sich davon eine Trendwende bei den sinkenden Besucherzahlen.

Das spiralförmig-bunte „Helter Skelter“ solle den Besuchern die Chance bieten, den Kirchenraum auf völlig neue Art zu erleben und Gespräche über den Glauben anregen, schreibt die anglikanische Gemeinde laut Bericht der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf ihrer Website.

Die Jahrmarktattraktion soll ab 8. August im Langhaus der zwischen 1096 und 1145 erbauten Kathedrale der ostenglischen Universitätsstadt geöffnet sein. Eine Rutschpartie kostet zwei Pfund (2,20 Euro). Die Aktion ist Teil der Initiative „Seing it differently“ der Gemeinde, die Besucher auch dazu anregt, sich auf Yoga-Matten zu legen und zum Deckengewölbe der romanischen Kirche zu blicken. Außer dem Nervenkitzel erwarte die Nutzer der Rutsche eine „Entdeckungsreise“ und einzigartige Aussicht in den Kirchenraum.

Kathedrale in Norwich, Großbritannien

Reuters/Hannah McKay

Kathedrale in Norwich, Großbritannien

„Dinge aus neuer Perspektive betrachten“

Mit Blick auf aktuelle Entwicklungen in Politik und Kirche könne das „Sommerabenteuer von Norwich Cathedral“ nicht passender sein, erklärte Pfarrer Andy Bryant. „Wir alle müssen die Dinge aus einer neuen Perspektive betrachten, wenn wir uns gegenseitig erreichen und die Spaltungen heilen wollen, die unser Land und leider auch unsere Kirche bedrohen.“

Bryant zeigte Verständnis, dass manche „leicht schockiert“ von der Vorstellung einer riesigen Rutsche im Kirchenschiff seien. „Die Mauern dieses großartigen Gebäudes haben in den vergangenen 900 Jahren viele Dinge gesehen, und ich vermute, dass sie auch dies verkraften werden.“

„Aprilscherz“ und „Verdunkelung des Glaubens“

Bei der Ankündigung der Aktion im Dezember hatten sich Bürger in Norwich irritiert gezeigt. Eine Frau sprach in der „Daily Mail“ von einem „verfrühten Aprilscherz“. Ein anderer Anwohner sah eine „Verdunkelung des Glaubens“ durch die Initiative. „Was kommt als Nächstes? Goldfische im Taufbecken, damit Kinder sie füttern können?“

Die Gemeinde plant bereits eine weitere ungewöhnliche Aktion in den altehrwürdigen Mauern der romanischen Kirche. 2020 legt Englands Naturhistorisches Museum demnach im Rahmen einer nationalen Tour einen Stopp in der Kathedrale ein. Dabei soll von Mitte Juli bis Ende Oktober der beliebte Dinosaurier „Dippy“ dort aufgestellt werden.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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