Muslime in Österreich feiern Opferfest

Das Islamische Zentrum in Wien erwartet am Sonntag zum höchsten islamischen Feiertag, dem Opferfest (Id-al-Adha), mehr als zehntausend Musliminnen und Muslime zum Gebet. An dem viertägigen Fest gedenken Gläubige der Prüfung Abrahams durch Gott.

Es geht um die Geschichte von Abraham und den Befehl Gottes, ihm seinen Sohn zu opfern. Es ist eine Geschichte, „die wir mit gläubigen Christen und Juden teilen“, sagte der Imam im Islamischen Zentrum in Wien-Floridsdorf, Salim Mujkanovic, im Gespräch mit religion.ORF.at.

Alle Buchreligionen sehen Abraham (Ibrahim) als ihren Stammvater: Nach muslimischer Überlieferung (Koran, Sure 37, 99 – 113) war Abraham bereit, Gott seinen Sohn Ismail zu opfern. Nach jüdischer und christlicher Überlieferung war es allerdings Isaak, der geopfert werden sollte (Gen 2, 1 - 19). Die Bereitschaft Abrahams, seinen Sohn aufzugeben, reichte Gott jedenfalls als Beweis für seine Ergebenheit und er akzeptierte einen Hammel als Ersatzopfer.

Tieropfer als Zeichen der Hingabe

Musliminnen und Muslime begehen daher weltweit - das Datum ist abhängig vom islamischen Mondkalender - das islamische Opferfest Id-al-Adha mit der Schächtung von Tieren wie Ziegen, Schafen, Rinder oder Kamelen. Das Tieropfer gilt als Zeichen der Hingabe an Gott. Heuer beginnt das Fest, das gleichzeitig den Höhepunkt des Hadsch, der Pilgerfahrt nach Mekka, darstellt, am 11. August.

Fresko von Abraham will seinen Sohn Ismail opfern (von einer Museumswand in Shiraz, Iran) aus dem 18. Jahrhundert

Public Domain

Fresko von der Opferung Ismails, Schiraz (Iran) aus dem 18. Jahrhundert

Zwischen 10.000 und 15.000 Menschen

Aus der islamischen Gemeinde versammeln sich viele „in den Morgenstunden“ in der großen Moschee, um die Ansprache des Imams zu hören und das Gebet zu verrichten, wie Mujkanovic erklärte. Er ist einer von drei Imamen der Moschee. „Das Gebet wird eigentlich nur einmal verrichtet, aber wir machen es aus organisatorischen Gründen zwei Mal“, so Mujkanovic. Einmal um 07.00 Uhr, das zweite Mal um 08.30 Uhr, um so vielen Menschen wie möglich die Chance zu geben, an dem halbstündigen Gebet teilzunehmen.

Schächten

Schächten bezeichnet die aus der jüdischen Tradition kommende Schlachtmethode, die später auch vom Islam übernommen wurde. Dabei wird einem Tier mit einem sehr scharfen Messer, mit einem einzigen schnellen Schnitt die Halsschlagader, die Speise- und die Luftröhre durchtrennt.

Zudem werden Gebetsformeln gesprochen. Bei einer islamischen Schächtung wird das Tier mit dem Kopf Richtung Mekka gelegt. In Österreich muss das Tier laut Tierschutzgesetz nach dem Schnitt betäubt werden.

An dem Feiertag ist der Andrang besonders groß. Kommen zu einem gewöhnlichen Freitagsgebet bereits rund 2.000 Menschen, können es zum Opferfest pro Gebet schon drei Mal so viele werden. In der Regel besuchen insgesamt etwa 10.000 bis 15.000 Menschen die zwei Gebete, sagte Mujkanovic. Die Predigten finden auf Arabisch und Deutsch statt.

Spenden für Bedürftige im Fokus

Zentraler Bestandteil des Opferfestes ist die Opferspende. Das Fleisch der geschlachteten Tiere wird zu einem großen Teil an Bedürftige abgegeben. Die soziale Unterstützung von Armen ist schließlich eine islamische Pflicht, sie gehört zu den fünf Säulen des Islam. Doch wer selbst nicht genug hat, ist ausgenommen. Es sei „wie mit der Pilgerfahrt“, die jeder Muslim und jede Muslimin „einmal im Leben“ machen muss: „Kann man es sich nicht leisten, dann weiß das Gott“ und die Pflicht entfällt, erklärte Mujkanovic.

Die Moschee in Wien-Floridsdorf

ORF.at/Michael Baldauf

In der Moschee werden zum Opferfest mehr als 10.000 Gläubige erwartet

Das Islamische Zentrum organisiert jedes Jahr eine Spendenaktion für Bedürftige in einem anderen Land. Zu einer Spende von 100 Euro pro Familie werden Musliminnen und Muslime via Website aufgerufen. Es wird auch versichert, ein Mitarbeiter reise persönlich mit den Beiträgen dorthin, überwache und dokumentierte die Schlachtung und Verteilung. An welches islamische Land oder an welche Länder die Spenden gehen, entscheidet die Direktion, sagte der Imam gegenüber religion.ORF.at. Die Gelder kämen jedenfalls dorthin, „wo es am meisten Bedürftige gibt“ - etwa im Sudan, Irak, Syrien oder Myanmar.

Geschenke „wie zu Weihnachten“

Weltweilt gibt es mehr als eine Milliarde Musliminnen und Muslime. Für viele von ihnen ist das Opferfest eine besondere Zeit. In Österreich leben Schätzungen zufolge etwa 700.000 Muslime. Das Opferfest - Türkisch: Kurban Bayram, Bosnisch: Kurban Bajram, Arabisch: Id-al-Adha - wird auch hier von zahlreichen Menschen begangen.

Das viertägige Fest wird nicht nur zum Gebet in den Moscheen, sondern auch dazu genutzt, die Familie zu besuchen und gemeinsam zu feiern, sagte Mujkanovic. Und „die Kinder erfreuen sich der Geschenke, ähnlich wie zu Weihnachten bei Christen“.

Clara Akinyosoye, religion.ORF.at

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