Turnovszky: Heilung durch Wahrheit, nicht Vergeltung

Echte Heilung wird nur stattfinden, „wo die Wahrheit ans Licht darf und es Vergebung statt Vergeltung gibt“. Darauf verwies der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky im Rahmen seiner Ansprache bei der Schiffsprozession am Wörthersee mit Blick auf die Diözese Gurk.

Tausende Menschen zu Wasser und zu Land nahmen am Donnerstagabend an der traditionellen nächtlichen Prozession teil, die heuer der Apostolische Administrator der Diözese Gurk, Bischof Werner Freistetter leitete. In Maria Wörth erreichte die Prozession mit der Erneuerung der Weihe an die Gottesmutter ihren Höhepunkt.

Kinderveranstaltung KISI-Kids Treffen in Gmunden 2013 mit Bischof Stephan Turnovszky

KISI – God’s singing Kids

Turnovszky: Heilung braucht Wahrheit nicht Vergeltung

Marienschiffsprozession als „lebendiger Gottesdienst“

Die 65. Marienschiffsprozession auf dem Kärntner See bezeichnete Turnovszky als „lebendigen Gottesdienst“ und nicht bloß Brauchtum. Die Gottesmutter Maria sei den Menschen mütterlich zugewandt und deren „große Freundin, Mutter und Fürsprecherin“.

Unter ihrem Schutzmantel hätten alle Menschen und alle Spannungen Platz, erläuterte Turnovszky. In diesem Zusammenhang sprach er auch von der aktuellen Situation in der Diözese Gurk, wobei - wie er betonte - „niemanden belehren“ wolle; es erscheine ihm jedoch „seltsam, gar nicht darauf zu sprechen zu kommen“.

Militärbischof Werner Freistetter

APA/Herbert Pfarrhofer

Der Apostolische Administrator der Diözese Gurk, Bischof Werner Freistetter leitete die nächtliche Prozession

„Verfahrene Situation“ in Gurk

Im Zuge der Visitation sei „eine große Zahl an seelischen Verletzungen sichtbar geworden, und das verloren gegangene Vertrauen belastet wohl alle involvierten Menschen“. Turnovszky bezeichnete die Situation als „ziemlich verfahren, denn wenn auch konkrete Vorschläge zur Lösung gebracht werden, so wirken sie kaum konsensfähig“.

Mit Blick auf die Gottesmutter Maria appellierte Turnovszky an die Kärntnerinnen und Kärntner, sich wie Maria „in großem Vertrauen und beherzt Gott zuzuwenden“. Diese Zuwendung bedeute „eine Abkehr von eigenen fixen Vorstellungen, von gegenseitigen Verurteilungen, vom schlechten Reden übereinander“. Es bedeute aber nicht, „die Dinge unter den Teppich zu kehren“, betonte der Weihbischof.

Jugendbischof Stephan Turnovszky

APA/kathbild/Rupprecht

Turnovszky wandte sich auch speziell an die Jugendlichen

Turnovszky bat Maria um Fürsprache für die Diözese um Wahrhaftigkeit und Versöhnung, sowie um Fürsprache und Weisheit für den zukünftigen Bischof der Diözese Gurk. Gleichzeitig äußerte er die Hoffnung, „dass sich alle Gläubigen auf ihren zukünftigen Bischof, wer immer das sein wird, einlassen und ihm Vorschussvertrauen und nicht Vorschussmisstrauen entgegenbringen werden“.

„Keine Alternative zum gemeinsamen Weg“

Mit Blick auf Europa, wo es „große und spannungsreiche Unterschiede an Wohlstand, an politischer Überzeugung, an Zukunftsperspektive“ gebe, sagte Turnovszky: „Es gibt keine Alternative zum gemeinsamen Weg, wenn wir dauerhaften Frieden wollen.“ Frieden könne es nur geben, „wenn man akzeptiert, dass der andere eben anders ist“.

Gerade in Kärnten „am Dreiländereck germanischer, romanischer und slawischer Sprache und Kultur, liegt es nahe, für Verständigung und legitime Vielfalt, für europäische Brückenschläge zu werben“. Die Zweisprachigkeit in der Diözese Gurk sei dafür ein „erprobtes Modell“.

„Worship“-Schiff der Katholischen Jugend Kärnten

Als österreichischer Jugendbischof wandte sich Turnovszky auch an die mitfahrenden Jugendlichen am „Worship“-Schiff der Katholischen Jugend Kärnten. Initiativen wie das „Worship“-Schiff oder die Jugendgroßveranstaltung „Jesus in the City“, die 2020 in Klagenfurt stattfinden wird, würden dazu beitragen, „dass Jugendliche ihre eigenen Wege zum Glauben finden können“.

In besonderer Weise dankte Jugendbischof Turnovszky den Jugendlichen für deren „wachsende Sensibilität für die Anliegen der Schöpfungsverantwortung und der Klimagerechtigkeit“.

Die Tradition der Schiffsprozession auf dem Wörthersee reicht zurück bis in das Jahr 1954. Damals kam aus dem portugiesischen Wallfahrtsort Fatima eine Marienstatue für die Pfarrkirche St. Josef-Siebenhügel nach Klagenfurt. Um die Statue festlich in die Stadt zu geleiten, kam man auf die Idee, sie per Schiff von Velden zum Klagenfurter Ufer zu bringen. Im Laufe der Jahre haben sich die größeren Orte rund um den See an dieser Prozession beteiligt.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: