Tempelberg-Unruhen: Israels Botschafter einbestellt

Als Reaktion auf die jüngsten Zusammenstöße vor der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem und umstrittene Äußerungen eines israelischen Ministers über ein Gebetsrecht für Juden auf dem Tempelberg hat Jordanien den israelischen Botschafter einbestellt.

Dem Gesandten Amir Weissbrod sei bei dem Treffen deutlich gemacht worden, dass Jordanien die „israelischen Übergriffe“ verurteile und zurückweise, teilte das Außenministerium in Amman am Sonntag mit.

Blick auf den Tempelberg und die Al Aksa-Moschee mit tausenden gläubigen Muslimen im Ramadan

APA/AP/Mahmoud Illean

Vor der Al-Aksa-Moschee ist es vor einer Woche zu blutigen Zusammenstößen gekommen

Dutzende Verletzte vor einer Woche

Vor einer Woche waren bei Zusammenstößen auf dem Tempelberg dutzende Menschen verletzt worden. Die Polizei hatte Juden den Zugang untersagt, um Konflikte mit muslimischen Gläubigen zu vermeiden, die zum Beginn des Opferfestes Eid al-Adha zum Gebet in die Al-Aksa-Moschee gekommen waren. Das Fest fiel mit dem jüdischen Trauertag „Tischa Beav“ zusammen, weshalb auch rund 1.300 Juden den heiligen Ort besuchten.

Die Situation eskalierte, nachdem hunderte Juden in den Umkreis des Areals gelangten. Nach Angaben eines AFP-Reporters feuerte die israelische Polizei Blendgranaten auf protestierende Palästinenser, die wiederum nach Angaben der israelischen Polizei die Einsatzkräfte mit Steinen und anderen Wurfgeschossen angriffen.

Israelischer Minister für Öffnung des Tempelberges

Jordanien verurteilte am Sonntag außerdem die Äußerungen des israelischen Ministers für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan. Dieser hatte sich laut Medienberichten am vergangenen Dienstag dafür ausgesprochen, dass auch Juden auf dem Tempelberg beten dürfen. Das jordanische Außenministerium verbat sich „alle Versuche, den historischen und rechtlichen Status quo“ zu ändern.

Sowohl Juden als auch Muslime beanspruchen den Tempelberg für sich. Die Al-Aksa-Moschee ist das drittwichtigste Heiligtum des Islams nach Mekka und Medina. Juden dürfen die Stätte nur zu festgelegten Zeiten besuchen und dort nicht beten, um Spannungen zu vermeiden.

Jordanien hatte 1994 als zweites arabisches Land einen Friedensvertrag mit Israel unterzeichnet und ist Hüter der heiligen islamischen Stätten in Ost-Jerusalem, darunter insbesondere der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg.

religion.ORF.at/AFP

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