Internationale Tagung über Christen in der Türkei

Der Situation der Christen in der Türkei ist die kommenden Jahrestagung der „Initiative Christlicher Orient“ (ICO) am 23. und 24. September in Salzburg gewidmet.

Die Christen sind in der Türkei nur mehr eine verschwindend kleine Minderheit. Von den rund 80 Millionen Einwohnern der Türkei sind gerade einmal 100.000 Christen, wie die ICO mitteilte. Das macht nicht einmal 0,2 Prozent der Bevölkerung aus. Die überwiegende Mehrzahl der Christen lebt im Großraum Istanbul, größere Gemeinden gibt es noch in einzelnen Regionen am Mittelmeer (z.B. Izmir und Antakya) sowie im Tur Abdin in der Südosttürkei.

Die meisten der einheimischen Christen gehört der Armenisch-apostolischen Kirche an (ca. 70.000), knapp 20.000 Mitglieder zählt die Syrisch-orthodoxe Kirche, die Armenisch-katholische und Syrisch-katholische Kirche zählen jeweils bis zu 2.000 Gläubige. Ähnliche Zahlen weist auch die Griechisch-orthodoxe Kirche in der Türkei auf. Die Römisch-katholische Kirche zählt rund 20.000 Gläubige in der Türkei, wobei es sich in der Regel um Ausländer handelt. Auch eine Vielzahl von Kirchen der reformierten Tradition gibt es im Land, sowie eine Reihe von Freikirchen.

Schwerpunkt auf Region Tur Abdin

Ein Schwerpunkt der Salzburger Tagung wird auf der Region Tur Abdin liegen, die ICO geht damit zurück zu ihren Wurzeln. Das Hilfswerk feiert heuer sein 30-Jahr-Jubiläum. Gegründet wurde es 1989, damals noch unter dem Namen „Verein der Freunde des Tur Abdin“, vom Linzer Theologie-Professor Hans Hollerweger. Er unternahm Mitte der 1980er-Jahre mehr zufällig eine erste Reise in die Südosttürkei.

Er strandete im Tur Abdin, einer abgelegenen bergigen Gegend, in der ein kleines Grüppchen syrisch-orthodoxer Christen ihren uralten Traditionen treu geblieben war. Bis heute feiern sie die Messe auf Aramäisch, in der Sprache Jesu. Krieg, wirtschaftliche Not und ein ablehnendes muslimisches Umfeld zwangen ab den 1980er Jahren tausende Christen zum Auswandern in den Westen.

30 Jahre ICO

Damit wenigsten die letzten bleiben konnten, gründete Hollweger 1989 den „Verein der Freunde des Tur Abdin“, aus dem später die „Initiative Christlicher Orient“ (ICO) wurde. Hollerweger besuchte über viele Jahre die Menschen in ihren Dörfern und bald weitete der Linzer Professor die Arbeit auf den ganzen Nahen Osten aus.

Noch in den 1960er Jahren sollen im Tur Abdin bis zu 70.000 Christen gelebt haben. Inzwischen sind es nur mehr 2.600, wie die ICO berichtet. Hollerwegers Nachfolger als ICO-Obmann, der Linzer Generaldechant Slawomir Dadas, hat diesen Sommer den Tur Abdin besucht und die engen Konatkte der ICO zur Region erneuert.

Türkische Christen in den Schlagzeilen

Die syrisch-orthodoxen Christen der Türkei standen kürzlich gleich zwei Mal in den internationalen Schlagzielen. Zum einen positiv, weil sie in Istanbul eine neue Kirche bauen können. Es ist dies der erste Neubau einer Kirche seit 1923. Die Grundsteinlegung nahm der türkische Präsident Recep Tayyib Erdogan vor. Zum anderen negativ, weil verheerende Brände im Tur Abdin große landwirtschaftliche Flächen der Christen zerstörten. Die Kirche selbst wie auch die türkischen Behörden glauben, dass es sich dabei um Brandstiftung handelte. Dies kommt immer wieder vor und dient dazu, die letzten Christen der Region zum Auswandern zu zwingen.

Engagement für Verbleib in der Türkei

Philoxenos Saliba Özmen, Bischof von Mardin/Diyarbakir schrieb in seinem Grußwort in der aktuellen Ausgabe des Quartalmagazins „Information Christlicher Orient“: „Unser Volk braucht Unterstützung, um in der Heimat dauerhaft bleiben zu können!“

Die ICO-Tagung in Salzburg steht unter dem Ehrenschutz von Erzbischof Franz Lackner, Militärbischof Werner Freistetter und Erzabt Korbinian Birnbacher. Veranstaltungspartner der ICO ist die Stiftung Pro Oriente (Sektion Salzburg).

Den Hauptvortrag der Tagung hält am 23. September der syrisch-orthodoxe Bischof Polycarpus. Weitere Referenten sind u.a. der langjährige Direktor des St. Georgs-Kollegs und Superior der Lazaristen in Istanbul, Franz Kangler, und die frühere österreichische Botschafterin in der Türkei, Heidemaria Gürer; weiters Franz Mali, der u.a. Sprachen des christlichen Orients an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Freiburg lehrt, die Salzburger Armenien-und Türkei-Expertin Jasmine Dum-Tragut und die österreichische Orient-Expertin Heidi Ambruster.

660.000 Euro für Hilfsprojekte

Die „Initiative Christlicher Orient“ unterstützt seit 30 Jahren die Christen im Orient. Allein 2018 konnten 660.000 Euro für Hilfsprojekte in Syrien, im Irak, in Jordanien, Libanion und in Palästina aufgewendet werden. Mit der Zeitschrift „Information Christlicher Orient“ informiert die ICO vier Mal pro Jahr über ihre Hilfsaktivitäten und die Christen und Kirchen im Nahen Osten.

religion.ORF.at/KAP

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