Moraltheologe empfiehlt Verzicht auf Fleisch

Der Linzer Moraltheologe und diözesane Umweltbeauftragte Michael Rosenberger empfiehlt im Vorfeld der christlichen Schöpfungszeit den Verzicht auf Fleisch. Zudem plädiert er für eine Preiserhöhung.

Im Moment führe der niedrige Fleischpreis in den Industrieländern nämlich zu einem bedenklichen Verbrauch, der sich sowohl auf Umwelt als auch auf die Gesundheit der Konsumenten negativ auswirke, erläuterte der Professor an der Katholischen Privat-Universität Linz im Gespräch mit Kathpress.

Dass die „Preisschraube“ funktioniert, machte der Moraltheologe am Beispiel der Schweiz deutlich. Dort hat sich die Bevölkerung im Rahmen einer Volksabstimmung im Jahr 2000 für verbesserte Tierhaltungsbedingungen und somit indirekt auch für höhere Preise ausgesprochen, mit der Folge, dass der Fleischkonsum um zehn Kilogramm pro Person und Jahr gesunken ist.

Kühe auf einer Weide in den Bergen

APA/Erwin Scheriau

Im eigenen und im Interesse der Tiere und der Umwelt spricht sich der katholische Moraltheologe Michael Rosenberger für eine Erhöhung der Fleischpreise in Industrieländern aus

Geld für verbesserte Tierhaltung

Die aktuell vor allem in Deutschland diskutierte Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes auf Fleisch hält Rosenberger allerdings nur bedingt für sinnvoll. Die Idee habe durchaus Charme, betreffe die Erhöhung des Steuersatzes nämlich nicht nur in Deutschland hergestellte Produkte, sondern auch Import-Fleisch und reduziere so den Preisdruck auf heimische Bauern.

Ihre volle positive Wirkung entfalte die Erhöhung allerdings nur dann, wenn die so eingenommenen Geldmittel in Form von Subventionen etwa für verbesserte Tierhaltung in die Landwirtschaft zurückfließen würden. „Das ist allerdings kein Automatismus und die Gefahr ist groß, dass die politischen Verantwortungsträger das Geld für etwas anderes verwenden“, gab Rosenberger zu bedenken.

Die Subventionspolitik innerhalb der Europäischen Union sieht der Theologe zwiespältig. Es gebe noch zu viele Fördermittel, die flächenbezogen sind. „Meines Erachtens müsste man Subventionen stärker an ökologische Kriterien binden - sowohl in der Tierhaltung als auch beim Ackerbau; da haben wir noch viel Luft nach oben.“

Rosemberegr: Weniger Fleisch spart Geld

Mit der Erhöhung der Preise alleine ist es laut Rosenberger allerdings nicht getan. Weniger Fleisch zu essen, sei vor allem auch eine Frage von Bildung und Kultur. So fehle in vielen Industrieländern das Bewusstsein dafür, „dass Fleisch etwas Besonderes ist und dass man gut Leben kann, ohne jeden Tag Fleisch zu essen“.

Hier gebe es einen großen Nachholbedarf. Die Sonderstellung von Fleisch im Bereich der Lebensmittel begründete der Moraltheologe vor allem mit der Fähigkeit von Tieren zu fühlen. Darauf sei auch die kirchliche Tradition fleischfreier Tage und Zeiten zurückzuführen.

Das Argument, erhöhte Fleischpreise wirkten sich vor allem auf ärmere Bevölkerungsschichten negativ aus, lässt Rosenberger nicht gelten. Der Mensch habe zwar ein Grundrecht auf ausreichende und ausgewogene Ernährung, diese sei allerdings auch mit weniger Fleischkonsum möglich. So könne man sogar Geld sparen. „Wir leben in einer Welt konkurrierender Bedürfnisse - auch zwischen Mensch und Tier. Jeder muss akzeptieren, dass seine eigene Freiheit Grenzen hat.“

religion.ORF.at/KAP

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